60 Jahre Jahre Glaube und Heimat


Beziehersituation
In den letzten zehn Jahren verminderte sich die Bezieherzahl von 7 338 auf 5 412 Abonnenten. Die Mehrzahl der treuen Leser sind ältere Personen. Sehr oft endet mit deren Ableben auch der Abonnentenbezug. Schade! Im Jahr 2008 gab es zum Beispiel 380 Abbestellungen aber auch 100 Neubezieher.

Wo wohnen die außerdeutschen Bezieher?
408 Abonnenten in Österreich, 51 in Tschechien, 9 Schweiz,
9 USA, 6 Schweden, 2 Italien, 2 Brasilien, je ein Heft in Australien, Slowakei, Niederlande, Großbritannien, Frankreich und Kanada.

Bezugspreis
1999 wurde für das „Jahresabo“ (umgerechnet) 25 € eingefordert. Seit 2004 beträgt der Preis 29 €. Wie sind die derzeitigen Gestehungskosten und was bleibt übrig? Die Gestehungskosten variieren von Jahr zu Jahr. In den vergangen vier Jahren mussten zur Herstellung der elf Monatshefte durchschnittlich 27,26 € aufgewendet werden. Der Rest von 1,74 € blieb übrig für Zuschüsse an die Heimatkirchen, Glockenkaufzuwendungen und dergleichen. Mit zunehmendem Bezieherschwund wird allerdings das geringe „Plus“ aufgezehrt. Eine Erhöhung des Bezieherpreises wird nicht mehr aufzuhalten sein.

Portovergleich einst und jetzt

In der Statistik „der ersten zehn Jahre“ ist der Portobetrag mit drei Pfennige angegeben. 1959 kostete das Heft 25 Pfennige. Der Portoanteil betrug also 12 Prozent.
Heutzutage kostet ein Monatsheft 2,64 €, das Porto 39 Cent. Der Prozentanteil liegt bei 14,7 Prozent.
Spendenbereitschaft
Alljährlich spenden viele Personen kleine und größere Beträge für verschiedene Zwecke. Mit diesen Spenden und den eigenen Mitteln (Überschüsse/Zinsen) konnten in der Zeit von 1999 bis 2008 hohe Gesamtbeträge weitergegeben werden. Genau sind es 209 664 € an missionierende Geistliche aus dem Böhmerwald und 528 434 € für Kirchenprojekte, Unterstützungen, Zuschüsse und sonstige Zuwendungen.

Prognose für die nächsten Jahre
Die Verantwortlichen des Heftes arbeiten mit aller Kraft daran, das Heft auf Dauer am Leben zu erhalten. Kostenminderungen konnten da und dort erzielt werden. Die Finanzsituation ist nach wie vor gut.
Dennoch sollte es gelingen, mit dem Heft Zugang zu den jüngeren Lesern zu finden. Es wäre schön, wenn die vielen Mitleser eigne Abonennten werden würden. Ferner sollten die älteren Heimattreuen die jüngere Nachkommenschaft als Bezieher werben. Jeder Neubezieher investiert in das „Nichtvergessen“ der Heimat.

Erich Schaufler
Geschäftsführer „Glaube und Heimat“


80 zu werden ist schon ein großes Geschenk und ein Grund zu danken und zu feiern. Im Namen des Vorstands, der Berichterstatter und der vielen tausend Leser gratuliert Dir, lieber Ernst, „Glaube und Heimat“ zu diesem Festtag. Wir hoffen, wünschen und beten, dass Dir Gott weiterhin Kraft und Gesundheit schenkt.
Deine Lebensdaten und die Leistungen für die Heimatvertriebenen, insbesondere für uns Böhmerwäldler, haben Weihbischof Gerhard Pieschl, Limburg – der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlings- und Vertriebenenseelsorge – und ich als damaliger Vorsitzender des Vereins „Glaube und Heimat“ zu Deinem 60 Geburtstag gewürdigt („ Glaube und Heimat“ August 1983 ). Noch umfassender gratulierte Frau Barbara Zeis mit herzlichen Worten zu Deinem 70. Geburtstag ( Heft August 1993).
In diesem Jahr kommt zum „runden“ Geburtstag noch dein Jubiläum“ 25 Jahre Redakteur und Verwalter von „Glaube und Heimat“ dazu.
Nach dem unerwarteten Heimgang von P. Richard Ackermann und Hans Hölzl wurde in der 21. Generalversammlung des Vereins „Glaube und Heimat“ am 7. und 8. Oktober 1977 ein neuer Vorstand gewählt, in dem Du auf vielfältige Bitten Redaktion und Verwaltung übernommen hast. Die Verwaltung wurde von Neuler nach Beilngries verlegt und Bernhard Ludwig vom Funk-Druck Eichstätt gab der Zeitschrift ein neues und freundliches Gesicht.
Die Neugestaltung von „Glaube und Heimat“ sowie alle weiteren Unternehmungen und Pläne wurden im Vorstand in harmonischer Eintracht und mit großem Engagement beschlossen. Dann ging es ans Werk. Alle taten, was möglich war. Mit Deinen betriebswirtschaftlichen Erfahrungen und mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung hast Du die Bezieheradressen erstellt, sowie Versand und Einzug der Gebühren geordnet. Mit mündlicher und schriftlicher Werbung hast Du 3500 Neubezieher geworben und durch Spendenaufrufe die 39.000,- DM Schulden allmählich abgetragen. Mit Deinem Bruder Franz als Schriftleiter und den übrigen Mitgliedern des Vorstands sowie durch die Berichterstatter blieb „Glaube und Heimat“ als beliebtes und gern gelesenes Bindeglied der Böhmerwäldler erhalten, ja es wurde auf die weltweit in der Zerstreuung lebenden Böhmerwäldler ausgedehnt.
Deiner Initiative ist es zu verdanken, dass auch die Missionare und Missionsschwestern aus dem Böhmerwald, die keine helfende Diözese „im Rücken“ haben, jährlich mit mehr als 40.000,- DM zu Weihnachten unterstützt wurden – eine Summe, die bis jetzt zusammen auf eine halbe Million DM angewachsen ist.
Ohne unsere Zeitschrift wären die Wallfahrt nach Mariazell mit zwei Sonderzügen aus Stuttgart und Frankfurt, das Jubiläum „200 Jahre Diözese Budweis“ in Passau mit 15.000 Teilnehmern sowie die 50 Pfarrfahnen, die mehrfachen Wallfahrten zum Grab unseres heiligen Bischofs Neumann in Philadelphia und die Besuchsreisen zu Böhmerwäldlern in Amerika und Südafrika und die Treffen in den Heimatpfarreien nicht zu denken gewesen.
Mit der Öffnung der Grenze nach der „samtenen Revolution“ setzte ein reger Besucherstrom in die ehemalige Heimat ein. Die Besucher erlebten, wie es im Böhmerwald wirklich aussieht. Die Enttäuschung war groß, als sie mit eigenen Augen sahen, was mit ihrem Elternhaus, mit den Gräbern der Verstorbenen, mit den Kirchen und Kulturdenkmälern geschehen war. Es ist verständlich, dass die Heimatvertriebenen zwiespältige Gefühle hatten, dass sie fragten: Sollen wir denen helfen, die das angerichtet haben? Viele Heimatvertriebene waren aber bereit, große Opfer zu bringen. Frau Barbara Zeis hat in dem Buch „Böhmerwaldkirchen im neuen Kleid – Glocken für die Heimat“ die Kosten und Spenden zusammengestellt, die von den Pfarrgemeinschaften für die über 50 erneuerten Kirchen, für die Kapellen, Marterln und Friedhöfe aufgebracht wurden. Dabei wurden sie von zahlreichen Diözesen in Süddeutschland und Österreich unzerstützt, in denen die heimatvertriebenen Böhmerwäldler jetzt wohnen. Auch staatliche Stellen haben geholfen, besonders Österreich. Es sind viele Millionen DM, die in aller Stille gespendet wurden. Dies sind sichtbare Zeichen unserer Versöhnungsbereitschaft, es ist eine Sprache, die auch Tschechen verstehen sollten.
Lieber Ernst, Gott weiß wie große Geldsummen durch Deine treuen Hände geflossen sind und wie viele Tag- und Nachtstunden gewissenhafter Kleinarbeit Du in diesen 25 Jahren dafür aufgewendet hast. Deine Frau Gertrud hat Dich umsichtig mit ihrem großen Engagement und steter Freundlichkeit unterstützt. Die Bischof – Neumann – Medaille, mit der Ihr beide ausgezeichnet wurdet, ist ein Zeichen des Dankes für die große Selbstlosigkeit, mit der Ihr den heimatvertriebenen Landsleuten geholfen habt, die Vertreibung im Lichte des Glaubens zu bestehen.

Johannes Barth
Ausgabe 08-2003


Am 29. Juni werden es 50 Jahre, dass Pfarrer i. R. und Vorsitzender des Vereins Glaube und Heimat e. V. Franz Irsigler im Dom zu Regensburg zum Priester geweiht wurde. Am Sonntag, den 01. Juli 2001 schaut er voller Dankbarkeit bei einem festlichen Gottesdienst um 10.00 Uhr in der Pfarrkirche zu Beilngries zurück auf diesen bedeutungsvollen Tag. Fünf Jahrzehnte sind es mittlerweile geworden, seitdem der Böhmerwaldsohn Franz Irsigler im Dienst des Guten Hirten steht, nach wie vor mit Freude, Eifer und Hingabe.

Der Geistliche wurde am 30.08.1920 in Malsching im südlichen Böhmerwald geboren. Nach der Volks- und Bürgerschule besuchte er das Jesuitengymnasium in Mariaschein und machte 1939 die Matura in Krummau. Wie viele seiner Altersgenossen musste er als Soldat den Zweiten Weltkrieg mitmachen. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg wurde er wie die meisten seiner Landsleute aus der Heimat im Böhmerwald vertrieben. Nach kurzer Tätigkeit und Studium in München fand er Aufnahme im Priesterseminar in Regensburg. Am 29.06.1951 empfing er die Priesterweihe. Er wurde zunächst Kaplan in Wackersdorf und dann Dekanatsjugendseelsorger. Im Jahre 1953 wurde ihm die Expositur Fuhrn übertragen und 1962 die große Pfarrei Teisnach im Bayerischen Wald. Dort baute Pfarrer Irsigler eine beispielhafte Sozialstation auf und wurde dafür mit der „Goldenen Caritas-Ehrennadel“ gewürdigt. Auf Grund eines Asthmaleidens musste er im Jahre 1985 um Versetzung in den Ruhestand bitten. In Beilngries, dem Wohnsitz seines Bruders, nahm er seinen Alterssitz. Nachdem er durch Gottes Fügung ein Heilmittel gegen seine Atemnot fand, widmete er sich in besonderer Weise der seelsorgerlichen Betreuung seiner heimatvertriebenen Landsleute. Seit mehreren Jahren ist er Vorsitzender des Vereins Glaube und Heimat e. V., der die Monatsschrift gleichen Namens herausgibt. Diese Zeitschrift ging aus dem früheren Bistumsblatt der Diözese Budweis hervor. Viele Initiativen zur Unterstützung der Kirche in Südböhmen nach Vertreibung und Abschub der Deutschen tragen seine Handschrift.
Bei einem Pfarrtreffen in seiner einstigen Heimatpfarrei in Malsching sagte Pfarrer Irsigler: „Die Reste des Glaubens und der christlichen Kultur in unserer ehemaligen Heimat zu neuem Leben zu erwecken, wollen wir unsere geistliche und materielle Hilfe gern zur Verfügung stellen.“ Es ist mit sein Verdienst, dass viele Kirchen des Böhmerwaldes in den einstmals deutschen Gebieten aus Ruinen wieder entstanden sind. Millionen Deutsche Mark flossen durch Aufrufe in Glaube und Heimat für die Restaurierung der Kirchen dorthin. Der Versöhnung mit den jetzigen tschechischen Bewohnern in der alten Heimat dienten auch Gottesdienste, die der Geistliche hielt und viele Wallfahrten. Unter anderem leitete er Wallfahrten an das Grab des Hl. Bischofs Johannes Nepomuk Neumann in Philadelphia (USA), der aus Prachatitz im südlichen Böhmerwald stammte. Durch die Zeitschrift Glaube und Heimat, deren Schriftleiter Pfarrer Irsigler lange Jahre war, entstand ein Band, das die Pfarreingemeinschaften des Böhmerwaldes zusammenhält. Zudem fördert unsere Monatsschrift auch den Kontakt mit den aus dem Böhmerwald stammenden Priestern und Schwestern in den Missionen. Vor kurzem ehrte den Geistlichen der Generalabt der Zisterzienser in Rom für seine großen Verdienste um das Kloster Hohenfurth mit der Aufnahme in die Familie der Zisterzienser. In der Pfarrei Beilngries leistet Pfarrer Irsigler mit der Übernahme von Gottesdiensten dem Ortspfarrer und den ihm anvertrauten Gemeinden noch wertvolle Hilfe.
Wir Böhmerwäldler und Leser von Glaube und Heimat erbitten für unseren hochverdienten Jubilar Gottes Segen und noch viele gesunde Jahre. Wir wünschen ihm die Erhaltung seiner Schaffenskraft und noch einen erfüllten Lebensabend. Von Herzen danken wir ihm für seine Liebe zum Böhmerwald, für die geistliche Begleitung der Landsleute in der schwierigen Phase des Anfangs in der neuen Heimat und seinen seelsorgerlichen Dienst durch all die Jahre bis heute, für seinen großen Einsatz zur Ehre Gottes und zu unserer Freude, ebenso auch für seine Bemühungen um den Erhalt der Kirchen im Böhmerwald und um neue freundschaftliche Beziehungen mit den jetzigen Bewohnern in der alten Heimat.

Alois Ehrl, Domkapitular
Ausgabe 08-2001


Erhebender Tag für deutsche und tschechische Priester in Budweis beim gemeinsamen Priestertag am 19. Juni in Budweis/Budejovice. Hohe Ehrung für Pfarrer i. R. Franz Irsigler.
Am 9. März hatte der Budweiser Bischof Antonin Lischka alle aus seiner Diözese stammenden und auch nach der Vertreibung ordinierten Priester, Diakone und Führungsleute zu einer Festfeier des Hl. Johann Nepomuk Neumann (Landsmann aus Prachatitz und späterer Bischof von Philadelphia) in die Nikolaus-Kathedrale zu Budweis eingeladen. 34 deutsche Geladene aus der Bundesrepublik und Österreich sowie 50 tschechische Geistliche seiner Diözese waren seinem Ruf zum ersten Priestertag nach dem Kriege gefolgt. In seiner Einladung brachte er zum Ausdruck, dass damit durch die gemeinsame Feier der Eucharistie die schmerzlichen Wunden der Vergangenheit, die man sich gegenseitig zugefügt hatte, durch die Bitte um Verzeihung und den Segen Gottes geheilt werden mögen. Alle Lesungen wurden in deutscher und tschechischer Sprache vorgetragen.
Vor dem Segen erlebte der langjährige Herausgeber von „Glaube und Heimat“ Spendensammler und Pendant des belgischen Speckpaters Van Straaten Pfarrer Franz Irsigler eine Art Erhebung in den Adelsstand, nämlich die Erhebung zum Kanonikus E. h. mit Brustkreuz und Ring, also Einreihung in die Chorherren der Kathedrale von Budweis.
Warum diese Ehrung? Pfarrer Irsigler erkannte, dass in fast keinem Land, in dem nach dem Krieg die Kommunisten die Macht übernommen hatten, die Kirche so sehr verfolgt wurde wie in der Tschechoslowakei. Die meisten Priester wurden einer so genannten „produktiveren“ Arbeit zugeführt und/oder eingesperrt. Eine Verbindung zu Rom oder den westlichen Bistümern war kaum möglich. Die Geistlichen, die noch unter erschwerten Bedingungen Gottesdienste halten konnten, hatten kaum Konkretes vom Vatikanischen Konzil Anfang der 60er Jahre erfahren. Die Kirche war am Ausbluten. Während der schwersten Zeit und danach sammelten Irsigler mit den Landsleuten ca. 20 Millionen DM (mehr als 300 Millionen Tschechenkronen), eine große Menge liturgischer Bücher (Gesangbücher, Lektionare, Bücher theologischen Inhalts) und transportierte diese in die böhmischen Länder. Er lud die tschechischen Priester zur Erholung, zu Exerzitien und Informationstagungen nach Deutschland ein. Irsigler half, wenn und wo er konnte. Das haben ihm die tschechischen Kirchenoberen nicht vergessen. Daher diese Ehrung als Geste des Dankes.
Neben der Einladung zum Mittagessen besuchten wir die theologische Fakultät, um von alltäglichen Sorgen und theologischen Themen zu erfahren.
Den Abschluss bildete ein Besuch der bischöflichen Residenz und ein Wortgottesdienst in der Marien-Klosterkirche. Nach einer Würdigung des Lebenswerkes von Johann Nepomuk Neumann.
Bußakt in beiden Sprachen: Deutsche und Tschechen haben oft den Segen Böhmischen Miteinanders verschiedener Völker und Kulturen missachtet, sind einander als Zeugen der Liebe Christi schuldig geblieben, haben sich im Laufe der Geschichte immer wieder verletzt, und schließlich einander durch nationalsozialistischer Unterjochung, Nachkriegsunrecht und Vertreibung Wunden geschlagen, die bis in unsere Tage nicht wieder gut gemacht sind und nicht geheilt sind. Sie belasten ein unbefangenes Zu- und Miteinander unserer Völker. Um der Zukunft Europas willen übernehmen wir dafür Verantwortung und bitten um Vergebung und Vergeben. Barmherziger Gott, bekehre unsere Herzen und erbarme dich unser.
Nach dieser Vergebungsbitte umarmten sich als Zeichen der Versöhnung die Bischöfe von Budweis, Antonin Lischka und der Weihbischof von Limburg, Gerhard Pieschl.
Frank Reif, Diakon

Bischöfliche Kurie Böhmisch Budweis
Dem Hochwürdigsten Herrn P. Franz Irsigler
Beilngries
Anlässlich des Jahrestages Deiner Priesterweihe am 29. Juni 2001 gebe ich – in Würdigung Deiner vielfachen Verdienste, wie ich den freundlichen Berichten innerhalb des tschechischen, deutschen und österreichischen Klerus entnehme – und mit Dank für deine Sorge um die Gläubigen, die einst in der Böhmisch-Budweiser Diözese gelebt haben – insbesondere um die Wallfahrtskirche Gojau, gebe ich dir bekannt, dass ich dich gemäß Kanon 509 CIC heute am 19. Juni 2001 am Fest des hl. Johannes Nepomuk Neumann zum Ehrenkanonikus der Cathedralkirche zum hl. Nikolaus in Böhmisch-Budweis, zugleich mit den damit verbundenen Rechten und Pflichten nach der Norm der hl. Kanones und der Statuten des Cathedralkapitals ernannt haben.
Böhmisch Budweis am Fest des hl. Johannes Nepomuk Neumann
ThDr. Antonín Liška, Bischof

Hochwürdigster Herr Pfarrer Irsigler.
Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Mühe und Arbeit, die Sie im Namen Gottes für Ihre Landsleute und für das Bistum (f. die Diözese) České Budějovice leisten.
Ist bekannt, dass mit Ihrer Hilfe die Zeitschrift „Glaube und Heimat“ seit 1948 Kontakt hält unter den Gläubigen, die aussiedeln mussten, stärkte das Gottvertrauen in schweren Zeiten und sammelt und vermittelt Spenden für die Pfarreien der Budweiser Diözese und auch an die 19 Missionare und Schwestern, die aus Diözese Budweis stammen und jetzt keine Diözese „im Rücken“ haben.
Seit der „Wende“ führen die Renovierungen zu zahlreichen intensiven Kontakten zwischen Tschechen und Deutschen, nicht nur während der Bauzeit, sondern auch bei Einweihungsfeiern und Pfarrtreffen. Die Gastfreundschaft und die Mitfeier bei den Gottesdiensten sind eindrucksvoll.
Die Versöhnungsbereitschaft von beiden Seiten ist groß. Besonders erfreulich ist die brüderliche Zusammenarbeit zwischen tschechischen und deutschen Priestern.
Dazu haben der Verein „Glaube und Heimat“ und die gleichnamige Zeitschrift in ihren 50 Jahrgängen wesentlich beigetragen, besonders der langjährige Schriftleiter Pfarrer Franz Irsigler.

ThDr. Antonín Liška, Bischof von Budweis
Ausgabe 08-2001


Der hohe „runde Geburtstag“ von Pfarrer Franz Irsigler am 30. August 2000 soll uns Anlass sein zu fragen, wo die Wurzeln liegen für sein tatkräftiges und erfolgreiches Wirken als Seelsorger sowie als Vorsitzender und Schriftleiter von „Glaube und Heimat“. Der Apostel Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Korinther (3, 10): „Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt.“ Diesen Satz kann Pfarrer Irsigler wohl auch auf sich anwenden. Zu den Geistesgaben und Talenten, die ihm geschenkt wurden, kam die christliche Erziehung im Elternhaus, das Beispiel des vorbildlichen Pfarrers Dechant P. Benedikt Kastner in Malsching, das Studium am Jesuitengymnasium in Mariaschein und nach dem Wehrdienst die theologische Ausbildung bis zur Priesterweihe 1951 in Regensburg. Nicht vergessen seien die unermüdlichen Gebete vieler für ihn.

Zur „Gnade Gottes“ und zu den Früchten einer soliden Bildung kommt bei Pfarrer Irsigler das Naturell des Böhmerwäldlers, der gewohnt ist, hart zu arbeiten, tief zu graben und Steine wegzuräumen, damit der Acker Frucht bringe. Der Jubilar hat als Seelsorger wie ein guter Baumeister immer wieder den Grund gelegt, besonders in den Aufgaben, die sich aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil für die Seelsorge in den Gemeinden ergeben. Oft hat er mühsam Neuland gerodet und vieles von der Wurzel her angepackt. Einige Beispiele seien genannt aus seinen Pfarreien Fuhrn, Teisnach und Geiersthal. Fünf Kirchen ließ er renovieren. In Teisnach hat er auch das Pfarrheim St. Margaretha gebaut, für eine neue Orgel gesorgt, die erste Sozialstation gegründet und einen Betrieb für 400 Arbeitsplätze angesiedelt. In Teisnach und Geiersthal ließ er zwischen 1962 und 1985 vier Volksmissionen durchführen. „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus“ (1 Kor 2, 11). Zu diesen Aufgaben als Pfarrer übernahm er 1977 nach dem Tod von P. Ackermann kurz entschlossen die Schriftleitung von „Glaube und Heimat“. Da sich sein Bruder Ernst bereit erklärte, die Redaktion und die Verwaltung zu übernehmen, konnte mit einer neuen Vorstandschaft und mit Herrn Bernhard Ludwig vom Funk-Druck Eichstätt die Zeitschrift „Glaube und Heimat“ gerettet werden. Sie blieb das Band, das die Pfarrgemeinschaften des Böhmerwaldes zusammenhält, auch mit den Priestern und Schwestern in den Missionen sowie die Pfarrtreffen und die Renovierung unserer Heimatkirchen fördert. In der Predigt beim Pfarrtreffen an seinem 70. Geburtstag 1990 sagte Pfarrer Irsigler in Malsching: „Die Reste des Glaubens und der christlichen Kultur in unserer ehemaligen Heimat zu neuem Leben zu erwecken, wollen wir unsere geistliche und materielle Hilfe gern zur Verfügung stellen.“ Obwohl wir vermuten, dass man uns 3,5 Millionen Sudetendeutschen die geraubte Heimat niemals mehr zurückgeben wird, hat unsere Zeitschrift „Glaube und Heimat“ den Boden für die Versöhnung bereitet. Die Böhmerwäldler haben viele Millionen Deutsche Mark für die Restaurierung der Heimatkirchen aufgebracht. Der Versöhnung dienen auch die vielen Wallfahrten und Gottesdienste, die Pfarrer Irsigler durchführte, mehrmals sogar an das Grab des heiligen Bischof Neumann in Philadelphia in Nord-Amerika. Unvergessen ist seine Predigt auf dem Kalvarienberg in Mariazell 1981, wo er den Weg von uns Heimatvertriebenen schilderte:
„Aus der Heimat von gestern zum Heil von morgen auf dem Weg des Kreuzes und der Vergebung.“

Wer kann ermessen, wie solche Wallfahrten den Glauben stärken, wenn die Lieder erklingen, die wir daheim gesungen haben. Sie berühren Tiefenschichten in unserer Seele, die das gesprochene Wort nicht erreicht. Wer kann ermessen, wie das Kirchenbewusstsein wächst, wenn die von Pfarrer Irsigler angeregten Fahnen unserer Pfarreien durch die Prozessionen schweben, als wollten sie uns sagen: Wenn wir auch zerstört, geschändet, vernachlässigt sind, wir bestehen vor Gott für euch weiter, solange ihr euch um uns schart“, wie Professor Josef Dichtl schrieb. Pfarrer Irsigler hat trotz mehrerer schwerer Erkrankungen und auch noch im Ruhestand mit „Glaube und Heimat“ ein Aufbauwerk für die Kirche in unserer Heimat zuwege gebracht, von dem die Deutsche Bischofskonferenz sagt: „Solche gelungenen Werke im kirchlichen Raum haben dazu geführt, dass neue Brücken insbesondere auch zu unseren tschechischen Nachbarn geschlagen wurden.“ Für die Aktivitäten hat Pfarrer Irsigler viele Wohltäter und treue Helferinnen und Helfer gewonnen: den Vorstand und die Mitgliederversammlung von „Glaube und Heimat“, die Berichterstatterinnen und Berichterstatter sowie seine engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: seine Haushälterin Hanne Dehnert und seinen Bruder Ernst mit seiner Frau Gertrud. Die Wurzeln von Pfarrer Irsigler liegen in seinem Glauben an Gott und in seiner Liebe zur Heimat eben in „Glaube und Heimat“. Gott schenke dem Jubilar den Lohn für die Mühen, die er aufgewendet hat! Wir gratulieren von Herzen und beten weiterhin für ihn um Gottes Segen und ein gesundes Naturell des Böhmerwäldlers.

Prälat Johannes Barth


Gasthof Millipp, am Freitag (Reformationstag) dem 31.10.2008
Der Mitgliederversammlung ist ein Gottesdienst (09.00 Uhr) in der Friedhofskirche voran gestellt. Vorsitzender Weber, Militärpfarrer und Domkapitular Alois Ehrl (Vertreter des Vorsitzenden) erinnern an Gertrud, Franz und Ernst Irsigler, welche im Jahr 2005 verstorben sind. Auf ihren Gräbern, die in unmittelbarer Kirchennähe sind, werden kleine Blumengebinde abgelegt, waren sie doch außerordentliche Persönlichkeiten des Vereins. In den Dankesworten werden auch jene Berichterstatter und Leser eingeschlossen, die in den letzten vier Jahren verstorben sind.

Vorsitzender, Militärpfarrer Siegfried Weber, eröffnet gegen 10.15 Uhr die Mitgliederversammlung, schildert den Vereinsübergang auf die damals neue Vorstandschaft, in der nur mehr Frau Zeis (Schriftführerin) der Erlebnisgeneration angehörte. Die neue Führung habe es dann doch relativ leicht gehabt, da die Verwaltungskraft Hilde Tomenendal die Vereinsarbeit schon kannte, Erich Schaufler ihm geschäftsführend zur Seite stand und Frau Zeis in ausführlicher Weise die Protokollarbeit erledigte.In den vier vergangenen Jahren sei er mit vielen Fragen und Arbeiten konfrontiert worden. Er dankt seinem Vertreter Domkapitular Ehrl, der die Geschäfte des Vereines führte, als er als Militärpfarrer zwei Auslandsaufenthalte ableisten musste.

Im Anschluss seines umfangreichen Tätigkeitsberichtes ehrt der Vorsitzende Frau Tomenendal für 16 Jahre Verwaltungstätigkeit im Verein und Herrn Franz Kindermann für 14 Jahre Berichterstattung mit der Silbernen Ehrennadel.
Es folgen die Berichte: Protokoll der letzten Mitgliederversammlung durch Frau Zeis, Kassenbericht von Erich Schaufler. Die Kasse sei solide „gefüttert“, noch blieben pro Jahr paar Euro übrig. Letzterer spricht auch vereinsinterne Neuerungen an, wie Beteiligung an den Sudetendeutschen Tagen, Berichterstattererfassung, Ehrenordnung, Kostenminimierung u. a. Franz Kindermann übernimmt als Wahlausschussleiter die Versammlungsführung, dankt der alten Führung und leitet über zur Entlastung der Vorstandschaft. Noch zuvor legt Karl Luksch den Kassenprüfungsbericht vor. Er dankt Frau und Herrn Tomenendal für die professionelle Kassenarbeit.

Nach dem gemeinsamen Mittagsessen wird gewählt. Vorsitzender Siegfried Weber und Vertreter Domkapitular Alois Ehrl werden wieder bestätigt. Für die Schriftführerin Frau Zeis, die sich aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung stellt, wird Frau Charlotte Guggeis gewählt. Die Kasse übernimmt Herr Erhard Tomenendal. Neu ist, dass Erich Schaufler, fünftes Mitglied im Vorstand, mit der Wahrnehmung der Aufgabe eines Geschäftsführers beauftragt wird.
 
Die Vorstandschaft wird künftig beraten durch Damen und Herren aus den Bezirken des Verbreitungsgebietes von Glaube und Heimat. Bergreichenstein/Hartmanitz - Frau Helmi Weber, Bischofteinitz – Herr Stefan Stippler, Budweis – Herr Josef Sailer, Kaplitz – vertreten durch den 1. Vorsitzenden S. Weber, Krummau – Herr Franz Kindermann, Neuern – vertreten durch die Schriftführerin Frau Guggeis, Prachatitz – Person wird nachgemeldet und Taus – Herr Karl Plötz. Ebenso wurde Herr Robert Baierl, Redakteur des Vereins, wieder berufen. Die Kasse wird künftig geprüft von den Herren Franz Kindermann und Karl Plötz. Beide Herren waren im Bankenwesen tätig.

Nach der zügig durchgeführten Wahl übernimmt der neue (und alte) Vorsitzende Militärpfarrer Siegfried Weber wieder die Versammlungsleitung. Er dankt der scheidenden Schriftführerin Zeis mit einem Bild und Blumen für ihre jahrzehnte lange Mitarbeit. Ihre Protokolle werden das Archiv von Glaube und Heimat bereichern. Er dankt ferner den ausgeschiedenen Beiräten Harasko, Steininger, Wiltschko und Ullmann, den bisherigen Kassenprüfern Dunzendorfer und Luksch.

Der letzte Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ wird lebhaft angegangen. Fehler in den Schrifttexten des letzten Heftes werden angeklagt. Vorsitzender Weber und Redakteur Baierl bitten um Nachsicht. Es ist nicht immer leicht, die Fülle der Berichte, die ja oft zu spät vorgelegt werden, fehlerfrei abzuarbeiten. Eine abschließende Heftkorrektur würde darüber hinaus 600,– € pro Monat kosten.

Der Vorsitzende spricht weitere Handlungsfelder an, wie Bezugspreiserhöhung, Kooperationen mit anderen Heimatzeitschriften, Bildveröffentlichungen, Geburtstagsgratulationen, 750 Jahre Stift Hohenfurth und 60 Jahre Glaube und Heimat. Diese Themen und weitere Vorschläge aus der Mitgliederversammlung werden in die neue Vorstandschaft am Samstag, den 13. 12. 2008 in Schwabach beschäftigen. Ehe der Vorsitzende gegen 14.45 Uhr die Mitliederversammlung beendet, spricht Domkapitular Ehrl die letzte Brasilien-Leserreise an, dankt allen Mitarbeitern des Vereins und wünscht weiterhin eine gedeihliche Arbeit zum Wohle der Heimat.

Ausgabe 12-2008


Mons. Jan Baxant zum Bischof der Eichstätter Partnerdiözese Leitmeritz geweiht
Jan Baxant ist am 22.November 2008 vom Hauptkonsekrator Kardinal Miloslav Vlk aus Prag zum neuen Bischof der Eichstätter Partnerdiözese Leitmeritz (Litoměřice) in Nordböhmen geweiht worden.
In seiner Antrittsrede erinnerte der neue Leitmeritzer Bischof auch in deutscher Sprache an die „Böhmen deutscher Zunge“, die „das Feld des Glaubens in der Diözese Leitmeritz fruchtbar gemacht haben“. Baxant möchte die Tatsache, dass in der Vergangenheit im Gebiet seines Bistums die deutsche Einwohnerschaft zahlenmäßig überwog, als „Basis und Fundament“ für ein „sich einigendes Europa“ sehen. In seiner Rede verband Baxant seinen Dank an die Anwesenheit „von zahlreichen deutschen Freunden“ mit dem Wunsch, dass „alle mit Gottes Hilfe ein glaubwürdiges, verlässliches Zeugnis von Einheit und Kraft der Gemeinschaft von Christen und allen Menschen guten Willens ablegen“ mögen.

Jan Baxant stammt aus Karlsbad (Karlovy Vary). Nach seinen Studien empfing er am 23. Juni 1973 durch den Prager Erzbischof Kardinal František Tomášek die Priesterweihe. Der Priester des Erzbistums Prag wirkte unter anderem als Rektor des Prager Priesterseminars und ab Anfang 2003 als Generalvikar der Diözese Budweis (České Budějovice)
Bistum Eichstätt, November 2008

Am 16. Juli war ein festlicher Tag im Stift Hohenfurth. Abt Alberich Siwek feierte sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Zahlreiche Mitbrüder aus dem Zisterzienserorden und darüber hinaus waren zu diesem Ehrentag gekommen, darunter der Bischof aus Budweis, 9 Äbte, auch zahlreiche ehemalige Angehörige der Stiftspfarreien die heute nach der Vertreibung in Deutschland und Österreich leben und Gläubige aus Tschechien, Oberösterreich und Polen feierten das festliche Hochamt in der Stiftskirche mit. Abt Petrus aus dem Stift Rein in der Steiermark hielt die Festpredigt. Das Stift Rein war nach der Auflösung des Stifts Hohenfurth durch die Kommunisten der Zufluchtsort für viele Hohenfurther. Nach dem Gottesdienst war bei herrlichem Wetter ein gemeinsames Mittagessen im Garten des Klosters, zu dem alle eingeladen waren. Abt Alberich war trotz etwas angeschlagener Gesundheit bei bester Laune und freute sich mit seinen Gästen über ein gelungenes Fest.

Ansprache zum 60-jährigen Priesterjubiläum von Abt Alberich Siwek, Stift Hohenfurth

Hochwürdigster Herr Bischof Jiri aus Budweis,
Hochwürdigste Herren Äbte,
Liebe Mitbrüder, und Ordensschwestern,
Liebe Festgemeinde,
Lieber Abt Alberich!!
Im Namen unserer Gemeinschaft Glaube und Heimat, aber auch ganz persönlich möchte ich Dir zu Deinem Jubiläum gratulieren.
Vor 60 Jahren hast Du Dein „adsum“ gesprochen und Dich ganz in den Dienst als Priester unserer Kirche gestellt. Das ist der Grund unseres Festes und der Anlass des Dankens. Niemand konnte damals ahnen, welchen Lauf die Geschichte nimmt und welchen Weg Dich Gott führen würde. Der zweite Weltkrieg mit allen seinen Folgen, hat auch Dein Heimatland und Dein persönliches Schicksal geleitet.
Viele Jahre gehörtest Du zur Gemeinschaft der Zisterzienser an der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee und Dein Dienst als Religionslehrer am berühmten Internat Salem hat Dich und die Schüler gleichermaßen geprägt.
Dann führte Dich der Lebensweg wieder zurück nach Polen, jetzt als Abt, als Vater und Vorsteher Deiner Brüder. Nach dieser Zeit, in einem Alter, in dem andere sich so langsam zurücklehnen, hast Du nochmals im Vertrauen auf Gott eine ganz neue Aufgabe übernommen, die Dich hierher nach Hohenfurth führte, um den Wiederaufbau aber noch viel mehr die Wiederbelebung der Gemeinschaft zu unterstützen. Es war ein trostloses Bild, das sich hier am Ende des Kommunismus geboten hat. Nicht nur das Kloster war in weiten Teilen zerfallen und heruntergekommen, dies war letztlich auch ein Abbild für den moralischen Zustand der Menschen hier.
Mit Kraft und Mut hast Du Dich Deiner Mitbrüder angenommen und bist ihnen ein Vater geworden. Die Heimatvertriebenen aus dieser Region sind Dir und deinen Brüder unendlich dankbar, dass aus den Trümmern dieser Anlage nach und nach wieder ein stattliches Kloster ersteht.
Vieles konnte in dieser Zeit geleistet werden, was auch untrennbar mit dem Namen Kanonikus Franz Irsigler und dessen Bruder Ernst Irsigler verbunden ist, die leider nicht mehr unter uns leben. Die Haushälterin und Mitstreiterin von Kanonikus Franz Irsigler, Frau Johanna Dehnert, ist aber heute unter uns und bekräftigt so die alte Verbundenheit.
Gemeinsam konntet ihr manches bewegen und wieder zum Leben erwecken. Heute ist dieser Ort wieder ein einladendes und mit Gottes Geist erfülltes Haus.
Dieser Tage habe ich eine wunderbares Wort Deines Priors erfahren. Der sagte: „Unser Herr Abt ist jetzt manchmal ein wenig müde, aber er segnet uns jeden Morgen und jeden Abend“.
Lieber Abt Alberich, wie kann man es schöner als mit diesen Worten ausdrücken, als dass Du ein Segen bist.
Wir alle wünschen Dir noch eine lange Zeit in Hohenfurth, dass Gott Dir die Gesundheit einigermaßen erhält, dass Du auch selber Gottes Segen erfahren darfst und dass das Werk Früchte trägt zum Segen für das Stift Hohenfurth und für die Menschen im Böhmerwald.

Abt Petrus Steigenberger OCist,
Stift Rein Kloster Hohenfurth, am 16. Juli 2006
Ausgabe 09/10-2006


Inthronisation von Bischof Jiøi Pad’our in der St. Nikolaus-Kathedrale in Budweis am 9. November 2002

Angeführt von Nuntius Erzbischof Ender zogen um 10 Uhr die regierenden Bischöfe Antonín Liška, Budweis, der Vorsitzende der tschechischen Bischofskonferenz Erzbischof Graubner aus Olmütz, Bischof Aichern aus Linz, Bischof Schraml aus Passau, Altbischof Müller aus Regensburg, Altbischof Otèenášek aus Königgrätz, die Weihbischöfe Fasching aus St. Pölten und Maly aus Prag, Domprobst Mons. Kavale mit Generalvikar Dvoøák, das Domkapitel mit dem deutschen Ehrenkanonikus an der St. Nikolaus-Kathedrale Franz Irsigler, und an die 100 Priester und Diakone in den mit Gläubigen und Ehrengästen überfüllten Dom. Nuntius Ender würdigte die Amtszeit Bischof Liškas, beglückwünschte Weihbischof Pad’our zur Übernahme des Bistums Budweis, Bischof Liška sagte allen seinen Mitarbeitern in der schwierigen Zeit des Neuanfangs nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ ein herzliches Vergelt’s Gott. Nachdem Generalvikar Dvoøák die päpstliche Bestallungsurkunde verlesen und Mons. Kavale seine Nachfolger in der Leitung der Diözese beglückwünscht hatte, fuhr Nuntius Ender mit der hl. Eucharistiefeier fort, die mit Jubel und Applaus der mitfeiernden Gläubigen ihren Abschluss fand. Im Bischöfl. Ordinariat stand für alle Geistlichen und geladenen Gäste ein reichlich angerichtetes Buffet bereit. Wegen Platzmangels hatten sich die Bischöfe mit ihren engsten Mitarbeitern in einem Nebenraum zum Festessen versammelt. Dort hielt Kanonikus Irsigler, übersetzt von der Universitätsdolmetscherin, folgende Tischrede, die von den Bischöfen mit Beifall aufgenommen wurde:
Hochwürdigster Herr Bischof, verehrte Festversammlung!
Im Namen der heimatvertriebenen 250.000 deutschen Böhmerwäldler, Ihrer einstigen Diözesanen, möchte ich Sie zur Berufung auf den Budweiser Bischofstuhl herzlich beglückwünschen. Obgleich sie in alle Welt zerstreut sind, sind sie ihrer Heimatdiözese Budweis und deren Oberhirten bis zum heutigen Tag herzlich verbunden.
Dass ich keine Märchen erzähle, beweist diese Landkarte, die wir zum 200. Gründungsjubiläum im Jahre 1985 in einer großen Auflage drucken ließen.
In Passau haben wir, weil dies in Budweis verboten war, mit 15.000 Landsleuten dieses Jubiläum gefeiert, bei dem auch die Nachbarbischöfe von St. Pölten, Linz, Passau und Regensburg anwesend waren. Als Zeichen unserer Verbundenheit überreiche ich Ihnen ein Hinterglasbild von Ihrem Namenspatron, einer Kunst, die bis zum Jahre 1945 in Buchers-Pohoøí zuhause war und jetzt im städtischen Museum Freistadt bewundert werden kann. Möge Ihnen der hl. Georg beistehen, die geistigen und geistlichen Ruinen wieder aufzubauen, die in einer verlogenen gottlosen Zeit entstanden sind und noch immer entstehen ... und auch an der Stelle der Bucherser Kirche, die vor vier Jahren aus unerklärlichen Gründen eingestürzt ist – es war der höchst gelegene Pfarrort des Böhmerwaldes – also an der Stelle dieser Kirche ein ehrendes Denkmal zu errichten. 20.000 Deutsche Mark haben die Bucherser dem Budweiser Ordinariat bereits übergeben und sie sind bereit, auch weiterhin mitzuhelfen, damit dieses einstige Heiligtum nicht ganz vergessen wird. Zu Ihrem Amtsantritt haben wir in Eile 75.000 Kronen gesammelt, damit Sie kleine Bedürfnisse, vor allem bei der Jugend, abdecken können. Mögen Ihnen St. Nikolaus und St. Georg Gesundheit, Kraft, Mut und Geduld erbitten, damit Sie die Schatten der Vergangenheit vertreiben und die alte Verbundenheit und Eintracht zwischen den einstigen und heutigen Diözesanen wieder herstellen können!
Bei den entsprechenden Passagen überreichte Polizeihauptkommissar Erich Schaufler im Namen von „Glaube und Heimat“ die Jubiläumslandkarte vom Jahre 1985, das Hinterglasbild mit dem hl. Georg, dem Namenspatron von Bischof Pad’our, und ein Säckchen mit Kronen für die tschechische Jugend sowie Euros zum Start in die EG, der demnächst stattfinden soll.
Kurz gefasst: Es war eine gut vorbereitete festliche Veranstaltung, die den Budweisern noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.

Kanonikus h.c. Irsigler
Ausgabe 01-2003


Gelungenes Fest anlässlich des 30. Jahrestags der Heiligsprechung von Bischof Johannes Nepomuk Neumann in Prachatitz, über 3000 Gläubige kamen zusammen
Lange schon hatte die Diözese Budweis diesen Tag vorbereitet. Plakate waren gedruckt und versandt, die Liederbücher für den Gottesdienst, in 2-sprachiger Aufmachung fertig, die Stadt Prachatitz in farbenfrohem Festgewand, die ersten Gäste waren angereist, da verfinsterte sich am Freitagnachmittag der Himmel über dem südböhmischen Städtchen. Es war gegen 15.00h ein Hagelunwetter ging nieder, mit Blitz und Donner, das Wasser schoß in den Hoteleingang alles schien im Getöse und Chaos unterzugehen, kann so das Fest stattfinden?
Als es nach 30 Minuten wieder hell wurde, war es fast weiß wie im Winter. Stellenweise lagen bis zu 20cm hoch die Hagelkörner und mussten mit Schaufeln und Schneeschiebern geräumt werden. Bald zeigte sich, dass zwar einige Keller und Geschäfte vollgelaufen waren, dass aber keine Menschen zu Schaden kamen und Prachatitz vor einer Katastrophe bewahrt blieb.
Der Samstag begann in strahlendem Sonnenschein – Festwetter über der Stadt, Festtagsstimmung auf den Straßen und Plätzen. Die Gäste wurden vor der Kirche von Musikanten begrüßt und die Gläubigen aus nah und fern füllten rasch die dem Heiligen Jakobus geweihte Stadtpfarrkirche von Prachatitz. Aus Obernburg, bei Aschaffenburg, kam ein ganzer Bus, denn dieser Ort ist der Geburtsort des Vaters unsres Heiligen.
Priester aus der Diözese Budweis und ganz Tschechien, aus Deutschland und Österreich, darunter auch eine ganze Reihe, die noch im Böhmerwald geboren waren, zogen mit Bischof Jiri Padóur, Generalvikar Jan Baxant mit den Ministranten und Seminaristen unter festlichem Gesang, begleitet von der Friedberger Pfarrfahne in die Kirche ein. Besonders erwähnt sei auch Pater Beda Pavel OSB, als Missionar in Tansania, der derzeit auf Heimaturlaub in Deutschland ist. Bischof Jiri begrüßte die Gemeinde in tschechisch und in deutsch, was mit Beifall beantwortet wurde (siehe auch den Wortlaut). Die Feier der Messe war deutsch und tschechisch und viele Teile wurden direkt übersetzt, darunter auch das Grußwort des Bürgermeisters.
Man spürte den Geist der Versöhnung der in der Gestalt des Heiligen gleichsam eine Brücke zwischen Tschechen, Deutschen und Bewohnern Amerikas baute. Generalvikar Baxant fasste nach der Predigt des Bischofs einige Gedanken in deutscher Sprache zusammen.
Nach dem Gotteslob in der Kirche, ging es ins Rathaus zum gemeinsamen Mittagessen mit dem Bischof und den geladenen Gästen. Dort konnte sich der gute Geist aus dem Gottesdienst in vielen Gesprächen und Begegnungen fortsetzen.
Der Abschluß des Tages führte uns am Nachmittag zum Geburtshaus des Heiligen, wo Bischof Padóur eine aus den USA gestiftet Bronzestatue Neumanns feierlich einweihte.
Festtage, die mit Blitz und Donner begannen, nahmen einen strahlenden und beeindruckenden Verlauf.
Dieses Fest hat neue Maßstäbe in der Begegnung von Deutschen und Tschechen gesetzt. Dafür gebührt allen Beteiligten ein herzliches Vergelt’s Gott, besonders der Diözese Budweis mit Bischof Jiri Padóur und Generalvikar Jan Baxant mit vielen Helfern im Ordinariat und der Pfarrgemeinde, aber auch der Stadt Prachatitz mit ihrem Bürgermeister für die gute Organisation und dem einladenden Charme einer festlich herausgeputzten Stadt.

Siegfried Weber,
Vorsitzender von Glaube und Heimat
Ausgabe 08-2007


Siegfried Weber und Alois Ehrl statten OB Zankl Antrittsbesuch ab
Aus der Geschichte lernen, diese aufarbeiten und wider die Geschichtslosigkeit angehen, solche Ziele formulierten Siegfried Weber und Alois Ehrl beim Antrittsbesuch bei OB Albert Zankl. Die beiden Priester – Weber ist Militärpfarrer in Sigmaringen, Ehrl Domkapitular in Eichstätt – sind die Vorsitzenden des Vereins Glaube und Heimat. Dieser Verein gibt die gleichnamige Monatsschrift der heimatvertriebenen Böhmerwäldler, der Freunde des Böhmerwaldes und des Böhmerwaldmuseums Passau heraus. Die Redaktion der Zeitschrift sitzt in Passau und wird von Robert Baierl geleitet.

Dieser begleitete genauso wie der 1. Vorsitzende des Vereins Böhmerwaldmuseum, Manfred Pranghofer, die beiden Geistlichen ins Rathaus. Passau ist Patenstadt der Böhmerwäldler und soll auf dem Laufenden über die Aktivitäten sein. OB Zankl bezeichnete sich genauso wie der anwesende MdL Dr. Gerhard Waschler als „bekennender Befürworter der Böhmerwäldler“. Waschler unterstrich die „Notwendigkeit zum Dialog über die Grenzen hinweg“ und freute sich, von den anwesenden Böhmerwäldlern die Marschrichtung zu hören hin zu einem gemeinsamen Geschichtsverständnis, das sowohl Tschechen wie Sudetendeutsche tragen können. Zankl begrüßte es, dass eine Bündelung der Kräfte gerade in Passau geschehe. Passau sei ein Ort der Fokussierung. „Wir wollen auf Brücken bauen und die Abgrenzungen abbauen“, unterstrich Weber. Man wolle auch auf die Jugend setzen. Er stellte die Passauer Studentin Theresa Langer vor, die ihre Diplomarbeit über den Krummauer Fotografen Josef Seidl schreibt.
In diesem Zusammenhang wiesen Baierl und Pranghofer darauf hin, dass das Böhmerwaldmuseum sich aktiv an der Erstellung einer Kulturdatenbank Böhmerwald beteilige. Hier sollen nicht nur das Glasplattenarchiv des Ateliers Seidel, sondern auch die Bestände des Museums eingearbeitet werden. Für Böhmerwäldler in der ganzen Welt könnten so wichtige Daten über das Internet abgerufen werden. Die Zeitschrift „Glaube und Heimat“, die sich in der Nachfolge des Bistumsblattes der Diözese Budweis sieht, wird sich hier auch finanziell einbringen. „Die Bündelung der Kräfte macht Sinn“, resümierte OB Zankl.

Dr. Stefan Rammer, PNP Nr. 163, Dienstag, 18.07.2006, Seite 31
Ausgabe 09/10-2006


Der Sudetendeutschen Landsmannschaft Furth im Wald ist es zusammen mit der Stadt Furth im Wald, dem Historischen Verein Furth im Wald und engagierten Einzelpersonen gelungen, im 60. Jahr nach Ankunft des ersten Transports mit vertriebenen Sudetendeutschen im Grenzdurchgangslager Furth im Wald einen Gedenkstein setzen zu lassen. Daneben soll eine Blutbuche gepflanzt werden als belebendes Element und zugleich als Zeichen für eine hoffnungsvolle Zukunft. Der homogene schwarze Monolith mit den Abmessungen 90 x 90 x 100 cm und glatt polierten Außenflächen trägt das Relief des Grenzdurchgangslagers aus Bronze. Die Beschriftung erfolgt in Deutsch, Tschechisch und Blindenschrift. „Grenzdurchgangslager Furth im Wald 1946 – 1958. Erste Station in der Freiheit für 750.000 Vertriebene.“
Die Südseite zeigt keilförmig angeordnet die Sammelabgangsorte und die Zielorte der Vertreibung mit den drei Wappen für das Sudetenland, die Stadt Furth im Wald und Europa. Nachdem alle bürokratischen Hürden (Standort, Denkmalschutz, Ausführung) genommen sind, richten wir an alle noch lebenden Vertriebenen, für die Furth im Wald damals die erste Station in Freiheit wurde, und an alle Einheimischen, die an die schwere Nachkriegszeit und die große humanitäre Leistung ihrer Stadt erinnern wollen, die Bitte, durch eine großherzige Spende die Finanzierung zu sichern, damit der Gedenkstein noch bis Ende Oktober 2006 gesetzt und eingeweiht werden kann. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Furth im Wald kann aber das Vorhaben, das auf 36.000 € veranschlagt ist, nicht alleine realisieren. Daher haben wir ein besonderes Spendenkonto eingerichtet:
SL Furth im Wald, Kto-Nr.: 120 202 254, Sparkasse Furth im Wald (BLZ: 742 510 20), Verwendungszweck: Gedenkstein.
Eine Spendenbestätigung kann ausgestellt werden.

Liebe Mitglieder und deren Nachkommen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freunde und Förderer, spenden Sie großherzig. Bitte, helfen Sie nach Kräften mit, dass unser Projekt finanziert werden kann. Sprechen Sie auch Ihre Freunde und Bekannten an. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Furth im Wald baut auf Ihre Unterstützung.

Ansprechpartner für Rückfragen: 1. Vorsitzender der SL Furth im Wald, Anton Bayer, Finkenweg 8, 94347 Furth im Wald, Tel. 09973-3844.

Ausgabe 12-2006


Gedenkgottesdienst in Schwabach
In Glaube und Heimat fanden Sie schon einen Hinweis im letzten Heft Nr. 4 auf den Gedenkgottesdienst in der für die Heimatvertriebenen erbauten Kirche "Zur Göttlichen Vorsehung" im Stadtteil Vogelherd in Schwabach am Sonntag, 14. Mai 2006 um 10.00 Uhr. Es wird die den Heimatvertriebenen ans Herz gewachsene Schubertmesse gesungen. Zu Beginn werden zwei Zeitzeugen berichten, wie es damals beim Transport, bei der Ankunft im Lager und anschließend bei der Zuweisung in die einzelnen Orte und Quartiere war. Den Gottesdienst werden der erste Vorsitzende von Glaube und Heimat, Militärpfarrer Siegfried Weber, und der stellvertretende Vorsitzende, Domkapitular Alois Ehrl, leiten.
Nach dem Gottesdienst besteht die Möglichkeit zu einem Rundgang durch das ehemalige Lagergelände. Die Baracken von einst sind allerdings längst anderen Bauten gewichen. Zum Mittagessen kann man sich in den Gasthäusern von Schwabach treffen. Auch die Goldschlägerstadt Schwabach ist einen Besuch wert.
Sie, die Leser von Glaube und Heimat, sind herzlich zu diesem Gottesdienst eingeladen. Das Gedenken an die bitteren Tage von damals und die erlebte Wende zum Guten in den Jahren danach sind einen Dank an Gott wert.
So finden Sie die Kirche am Vogelherd (Igelsdorfer Weg): Wenn Sie von der A 6 kommen, nehmen sie die Ausfahrt Nr. 56 Schwabach Süd und biegen dann nach links ab, Richtung Roth. Bei der ersten Kreuzung mit Ampel biegen Sie nach rechts ab in die Straße am Vogelherd. Die vierte Straße rechts ist dann der Igelsdorfer Weg. An dessen Ende finden Sie die Kirche Zur Göttlichen Vorsehung. Wenn Sie von Nürnberg oder über die B 2 kommen, gilt die gleiche Beschreibung. Aus Richtung Roth kommend müssen Sie links in die Straße Im Vogelherd einbiegen.

Große Lager für die Vertriebenen in Schwabach im Stadtteil Vogelherd
Für die einen dienten sie lediglich als Durchgangsstation, anderen als Notunterkunft Monate lang, sogar Jahre: die Lager für die aus der Heimat Vertriebenen. Zwei dieser Durchgangslager gab es auch in der Stadt Schwabach, im Stadtteil Vogelherd. Mit dem Kriegsende und vor allem auf der Grundlage der Potsdamer Beschlüsse der Alliierten begann die planmäßige Ausweisung der deutschen Bevölkerung aus den Ländern Ost- und Südeuropas. Die großen Vertriebenen-Transporte wurden ab Januar 1946 vor allem in die wenig zerstörten ländlichen Gebiete und die kleineren Städte geleitet.
Bayern wurde neben Baden-Württemberg und Hessen zu einem der Länder, die die meisten Vertriebenen aufnahmen. Erst Ende 1947 ging die Zeit der Massentransporte zu Ende. In diesen Jahren standen die Verwaltungen vor großen Problemen: Private Wohnräume waren Mangelware. Schulen, Fabrikhallen und ehemalige Zwangsarbeiterlager dienten den aus der Heimat Vertriebenen als erste Unterkunft. In den Durchgangslagern wurden die Menschen zunächst im Rahmen der Möglichkeiten auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht. Sie wurden mit DDT-Pulver entlaust und registriert. Nur wer einen "Gesundheitsschein" vorlegen konnte, erhielt Lebensmittelmarken, Zuzugserlaubnis und Registrierschein. Wer kein Privatquartier bekam, musste sich manchmal auf längere Zeit mit dem Lagerleben abfinden.
Dies war auch in Schwabach so. Es gab (Siehe Foto) aus der Zeit des zweiten Weltkriegs noch ein Barackenlager für französische Kriegsgefangene. Aus ihm wurde nach dem Kriegsende das Regierungsflüchtlingslager II. Aus dem Zwangsarbeiterlager für die Ukrainer wurde das Regierungsflüchtlingslager I. Beide Lager wurden oft über die Kapazität von 1.800 Personen hinaus belegt.
Von 746 organisierten Eisenbahntransporten mit durchschnittlich 1.200 Personen, die 1946 nach Bayern kamen, hatten 46 Züge mit 50.340 Vertriebenen Schwabach als Zielbahnhof. Neben Zügen aus dem gesamten Sudetenland, Jugoslawien und Ungarn trafen auch Züge mit Vertriebenen aus dem Böhmerwald ein, so am 23.05.1946 aus Kaplitz, am 27.05.46 aus Eisenstein, am 21.10., am 03.11. und am 02.12.46 aus Krummau. Die in Schwabach Angekommenen wurden vom Bahnhof aus geschlossen ins Regierungslager II an der Rother Straße geführt. Nach den vorher schon geschilderten Maßnahmen wie Entlausung und Registrierung wurden die Heimatvertriebenen nach zwei bis drei Tagen abtransportiert und in die Dörfer und Orte im fränkischen Umland gebracht. Dort wurden ihnen dann Quartiere zugewiesen. Nicht selten bekamen die Ankömmlinge Unfreundlichkeit und Widerwillen von Seiten der Hof- und Hausbesitzer zu spüren, die Zimmer bereit stellen mussten. Andrerseits gab es auch Einheimische, die großes Entgegenkommen zeigten, vor allem als sie merkten, dass die Vertriebenen normale, fleißige und ehrliche Leute waren. Es entwickelten sich Freundschaften, die über Jahrzehnte hinaus hielten.
Durch die zugewiesenen Heimatvertriebenen wuchsen die Einwohnerzahlen der Städte und Dörfer erheblich. Von den 17.000 Einwohnern der Stadt Schwabach z. B. im Jahre 1946 waren 4.643 Flüchtlinge und Vertriebene. Im Jahr 1950 lebten unter den insgesamt 19.376 Einwohnern der Stadt 3.532 Neubürger aus Tschechien, Ungarn, Jugoslawien und Polen. Dass die Herausforderungen durch die ins Land strömenden Heimatvertriebenen und Flüchtlinge bei der gleichzeitig herrschenden Nachkriegsnot ohne erwähnenswerte Spannungen und Konflikte bewältigt werden konnten, ist erstaunlich. Der damalige Staatssekretär für das Flüchtlingswesen in Bayern stellte in seinem Gesamtbericht 1950 fest: "Es muss immer wieder als Beweis der im allgemeinen positiven Einstellung der einheimischen Bevölkerung, der Diszipliniertheit der Heimatvertriebenen und der Hingabe der Organe der Flüchtlingsverwaltung erwähnt werden, dass die Einschleusung und die Aufnahme von 1,9 Millionen Vertriebenen in Bayern nicht nur ohne Katastrophe, sondern ohne einen einzigen Zwischenfall durchgeführt wurde. Ein hoher amerikanischer Beamter hat diese historische Tatsache als das ‚größte Nachkriegswunder' bezeichnet."

Domkapitular Alois Ehrl, Schwabach
Ausgabe 05-2006

Quellen:
• Kriegsende und Neubeginn 1945. Eine Serie des Schwabacher Tagblatts v. Gerlinde Guthmann, Schwabach 1996
•100 Jahre Landkreis Schwabach <1862 - 1962>. Ein Heimatbuch. Im Auftrag d. Landkreises hrsg. v. Willi Ulsamer. Schwabach: Landkreis, 1964


Die Rettung des fotografischen Vermächtnisses von Josef und Franz Seidel wurde kürzlich vom Landsleuteverein „Glaube und Heimat“ (Víra a vlast) mit einer Summe von 10.000,– EUR unterstützt. Seine Vertreter besuchten am Samstag, den 25.03. das Fotoatelier und die Depoträume in Krummau (Český Krumlov) und unterzeichneten einen Vertrag mit dem Entwicklungsfond der Stadt Český Krumlov GmbH.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein „Pilotprojekt für die Bearbeitung von 1 000 Glasplattennegativen“ in dem Bayerischen Dispositionsfond, im Rahmen des Programms EU INTERREG IIIA gemeinsam verabschiedet und unterschrieben. Im Rahmen dieses Programms wird für den gleichen Zweck für weitere 10.000,– EUR ein Antrag gestellt. Das Pilotprojekt wurde zusammen mit der Euroregio Bayerischer Wald und dem Verein „Glaube und Heimat“ ausgearbeitet und stellt somit einen konkreten Beweis für die funktionierende grenzüberschreitende Partnerschaft dar. „Bei dieser Begegnung kam es bei der Übergabe eines wertvollen Geschenks zu einem bewegenden Augenblick: Herr Robert Baierl (Redakteur der Zeitschrift Glaube und Heimat und gleichzeitig Mitarbeiter des Böhmerwaldmuseums Passau) hat als Ausdruck der Freundschaft und Unterstützung ein wertvolles Auftragsbuch der aufgenommenen Porträte mit Eintragungen vom Jahr 1942 und weiterhin einige Duzend Glasplattennegative in die Sammlungen des Fotoateliers Seidel übergeben“, teilte Herr Miroslav Reitinger, Direktor des Entwicklungsfonds der Stadt Český Krumlov GmbH, mit. Die Gesellschaft ist seit April 2005 Inhaber der Immobilie und des umfangreichen Vermächtnisses des Fotoateliers Seidel in Český Krumlov.

Český Krumlov, März 2006

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