Liebe trauernde Geschwister unseres Verstorbenen, liebe Trauergemeinde, Schwestern und Brüder!
Gestern hätte Prälat Johannes Barth seinen 85. Geburtstag gefeiert. Sein schwerer Sturz und sein schneller Tod am vergangenen Samstagabend machen uns betroffen. Deshalb möchte ich die Verbundenheit in der Trauer den Angehörigen zusagen, vor allem dem Bruder, Ihnen Herr Pfarrer Rudolf Barth, und der Schwester, Ihnen, liebe Frau Barth, die Sie als Haushälterin für den Verstorbenen lange Jahre treu gesorgt haben. Wir haben uns hier in der altehrwürdigen Basilika St. Vitus versammelt, um unseres verstorbenen Mitbruders zu gedenken.
1952 wurde Johannes Barth hier in St. Vitus zum Priester geweiht. Ellwangen war zur zweiten Heimat seiner Familie geworden. Johannes Barths erste Heimat, die Heimat der Kindheit, war der südliche Böhmerwald. Dort, an der Moldau, ist er in eine große Familie hineingeboren worden. Dort hat er die wichtigsten Dinge gelernt: Leben und Glauben und Vertrauen; dort hat er als eifriger Schüler eine solide Schulbildung erhalten, hat er seine Berufung zum Priestertum gespürt und „Ja“ gesagt. Nach dem Arbeits- und Wehrdienst konnte er 1942 in Wien das Theologiestudium beginnen, danach wurde er wieder zur Wehrmacht eingezogen. Erst nach Gefangenschaft und Vertreibung konnte er sein Studium in Königsstein fortsetzen und zum Abschluss bringen. Ein Jahr nach seinem Bruder Rudolf empfing er die Priesterweihe.
Als Seelsorger war Johannes Barth besonders um die vielen Menschen bemüht, die wie er und seine Familie das Schicksal der Vertreibung erlitten hatten. Ihnen galt es, äußerlich und innerlich, materiell und geistig ein Stück Heimat zu schenken. Im Norden der Diözese, wo der Großteil der katholischen Vertriebenen angesiedelt wurde, widmete sich Johannes Barth vom zweiten Vikarsjahr an mit ganzer Kraft der Diasporaseelsorge: In Frauental und Bretzfeld, schließlich als Stadtpfarrer in Schwäbisch Hall.
Den Heimatvertriebenen blieb Johannes Barth erhalten, als Bischof Carl-Joseph Leiprecht ihn 1965 ans Bischöfliche Ordinariat berief. Als Ordinariatsrat und dann als Domkapitular war er Referent für die Vertriebenen, Aussiedler und Exilgruppen. Die jährliche Vertriebenenwallfahrt auf dem Schönenberg ist weit über die Diözese hinaus zum bewegenden Gemeinschaftserlebnis und zum Symbol christlich motivierter Versöhnungsbereitschaft mit den Völkern des Ostens geworden. Bischof Carl-Joseph ernannte Johannes Barth zum Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes. Es galt, die Herauforderungen und Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils auf die konkreten Gegebenheiten der Diözese und ihrer Gemeinden hin zu verwirklichen. Der Erneuerung des religiösen Lebens galten seine Bemühungen um Gemeindemission, Exerzitien und andere Formen der Verlebendigung der Gemeinden aus dem Geist des Konzils. Danben entstanden unter seiner Verantwortung die Strukturen, ohne die eine zeitgerechte Pastoral heute nicht mehr denkbar wäre: Kirchengemeinderat, Priesterrat, Diözesanrat – all dies sind Gremien, in denen die Mitverantwortung der Gemeinden institutionell ermöglicht wurde. Prälat Barth oblag dann auch die Hauptverantwortung für die Vorbereitung und Durchführung unserer Diözesansynode 1985.
Liebe Schwestern und Brüder! Wir dürfen uns in dieser Stunde verweisen lassen auf das, was das Leben und Wirken des Heimgegangenen bestimmt und getragen hat: Seinen lebendigen Glauben, den Einsatz für die Menschen und sein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein im Dienst der Seelsorge. „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ sagt Jesus. Unter dem uns zugewandten Antlitz des lebendigen Gottes sind und werden wir, die wir sind. Und nur im Blick auf ihn erfahren wir Antwort, oder Ahnungen von Antwort auf die vielen „Warum“, die das Leben eines jeden bewegen. Das ist das Grundthema eines jeden Menschen. Im gegenseitigen Ja-Sagen zwischen Gott und dem Menschen, in diesem gegenseitigen Blick, der sich auf dem Grund unseres Herzens vollzieht, reift das heran, was wir als innere Gestalt eines Menschen erkennen; eine innere Gestalt aber, die für den Menschen selbst und erst recht für andere ein Geheimnis bleibt. Seelsorge aber ist im Blick auf Jesu Leben und Sterben das Menschenfreundliche, das Gütige und Versöhnende, das Helfende, Barmherzige und Heilende, die Sorge um die Schwachen und der Wille, mit ihnen zu leben und sie zu begleiten. Ist unser Leben nicht oft eine einzige bange Frage, wie Thomas es ausdrückt: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst.“ Wer in der Seelsorge mit den Menschen geht, der stellt diese Frage immer wieder mit ihnen. Aber er lernt auch die Antwort kennen: Leben heißt „hingehen“. In johanneischer Sprache ist „hingehen“ das Sterben und Auferstehen, das Passiahmysterium unseres Herrn. Jesus selbst fordert uns auf, wo menschliches Denken und Begreifen versagen muss, dass wir uns an ihn halten, uns in ihn klammern als den Lebendigen und den aus seiner Fülle lebendig Machenden. Dazu hat er sich für uns im Tode hingegeben, damit unser Tod einmal der Weg zum Leben werden kann. Der Tod unseres Herrn Jesus Christus für uns ist Leben, Versöhnung, Rettung und Heil. Jeder, der sich an Jesus Christus hält, ihn als Weg geht, der steht mit ihm bereits auf der Seite des Lebens. Wir erhalten Anteil an der Herrlichkeit Christi, wir erhalten einen Platz, eine Bleibe.
Der priesterliche Dienst steht in einer besonderen Beziehung zum Geheimnis des Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi. Er ist ein einziges Sagen, dass Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Es gibt keinen Weg zu Gott an Jesus vorbei. Was Jesus uns auf unserem Lebensweg mitgibt, ist er selbst.
„Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Das ist das Ziel des Weges. Wohnung, Heimat: ein Bild für das, was wir mit großer Zuversicht am ende unseres Lebens erwarten können. In unserem Alltagsgefühl ist ja „daheim“ wie in verlorenes Paradies, in das man nie zurückkann, an das man sich erinnert, aber das man nie wieder findet. Gerade wenn man die Heimat verlieren musste, ist dieses Gefühl da. Beim Evangelisten Johannes ist das Wort Wohnung, Heimat, nicht ein Wort, das etwas bezeichnet, das hinter uns liegt, sondern bezeichnet, was vor uns liegt. Es ist kein verlorenes Paradies, sondern ein Paradies, auf das wir zugehen. Dazu ist Jesus Christus in unsere Welt gekommen, dazu hat er unser Leben geteilt, damit wir am Schluss bei Gott ankommen und nicht irgendwo. Die Teilnahme an Gottes ewigem Leben ist unser aller Berufung und Ziel.
Unser Unterwegssein hat ein Ziel. Dieses Ziel ist das neue Jerusalem, das in der Lesung eindrucksvoll vor uns erstand (Offenbarung 21, 1-7). Die neue Stadt, die sich als die Wohnung Gottes für die Menschen auf unsere Erde herabsenkt. Gott bei den Menschen, Gott unter den Menschen: ewiges Leben und Heil in Fülle. Amen.
Weihbischof Dr. Johannes Kreidler, Ellwangen, 29. Oktober 2004
Ein besonderes Ereignis für die Stadt Beilngries fand am Samstag, dem 3. September 2005, statt:
H.H. Franz Irsigler, Pfarrer i.R., Ehrendomherr der Kathedralkirche St. Nikolaus zu Budweis, Familiare des Zisterzienserordens, Ehrenvorsitzender von "Glaube und Heimat", wurde zu Grabe getragen.
Dabei war die erste Besonderheit, dass der Trauergottesdienst nicht - wie sonst üblich - in der Friedhofskirche, sondern in der Stadtpfarrkirche St.Walburga in Beilngries gehalten wurde. Diese Änderung wurde zu Recht schon im Hinblick auf die große Zahl der erwarteten Trauergemeinde vorgenommen. Aber auch diese große Kirche fasste die Zahl der Gläubigen kaum. Eine weitere Besonderheit waren die Zelebranten. Der Trauergottesdienst wurde geleitet von H.H.Domkapitular Alois Ehrl aus Eichstätt / Schwabach, der unser Landsmann aus Hammern im Böhmerwald ist. Die Begrüßung der Trauergemeinde nahm H.H. Franz Dunkl, der Stadtpfarrer von Beilngries, vor. Weitere Mit-Zelebranten waren: H.H. Dekan Baumeister, Msgr. Josef Ebarth aus Regensburg, der aus dem gleichen Weihejahrgang (1951) war wie der Verstorbene und eine beeindruckende, zu Herzen gehende Ansprache zum Tod seines Mitbruders hielt.
Der Generalprokurator der Oblaten, P. Josef Mathuni, ließ es sich trotz seiner 84 Jahre nicht nehmen, aus dem fernen Wien zu kommen. Der Vikär und Stadtpfarrer von Krumau, Vaclav Picha brachte gleich drei Generalvikare von Budweis mit, nämlich den amtierenden Generalvikar, H.H. Jan Baxant, seinen Vorgänger im Amt, H.H. Vaclav Habart, und dessen Vorgänger, H. H. Vaclav Dworak, sowie einen weiteren Budweiser Domherren. Msgr. Baxant würdigte in seiner Ansprache den Verstorbenen als Wohltäter und Brückenbauer. Msgr.Dworak, der viele Jahre sehr eng mit seinem vertrauten Freund, Pfarrer Irsigler, zusammengearbeitet hat, erinnerte in einer sehr emotional und persönlich geprägten Ansprache an die Verdienste, die Wohltaten, die Güte und das unermüdliche Streben um Ausgleich und Versöhnung. Msgr. Dworak war nach der Wende der erste Generalvikar von Budweis.
Die Brüder Krabatsch aus Priesern/Rosenberg (weitläufige Verwandte des Toten) brachten H.H.Abt Alberik Siwek (85 Jahre) und Frater Bruno aus dem Stift Hohenfurt mit. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass die Hohenfurter Zisterzienser immer bestrebt waren, begabten Kindern aus den Stiftspfarreien eine Gymnasialausbildung zu ermöglichen. Damit trugen sie ganz wesentlich zur Förderung von Begabtenreserven im Böhmerwald bei. Dazu gehörte auch z.B. H.H. Canonikus h.c. Irsigler. Außerdem darf hervorgehoben werden, dass der Nachfolger von Pfarrer Irsigler in Teisnach, H.H. Pfarrer Johann Trescher, mit einem ganzen Omnibus ehemaliger Pfarrangehöriger kam und in seiner Ansprache die Verdienste des Toten um Pfarrei und Gemeinde (Renovierungen, Hilfen bei Betriebsansiedlungen und Arbeitsplatzbeschaffungen, Entwicklung seelsorglicher Dienste...) dankbar würdigte.
Ein großer Priesterchor aus Eichstätt zeigte die Verbundenheit mit dem Verstorbenen. Die Pfarrei Beilngries und die umliegenden Pfarreien, in denen Canonikus Irsigler wirkte, drückten in Nachrufen und mit Kranzspenden ihren Dank aus für seinen Einsatz und seinen Dienst.
Nach dem Gottesdienst zog eine riesige Prozession mit Kreuz und Fahnen, besonders der Malschinger Pfarrfahne, die wiederum die Gebrüder Kollinger aus Nesselbach trugen, zum Friedhof. Ich hörte unterwergs beim Anblick der Größe der betenden Menge mehrmals von Prozessionsteilnehmern den Ausspruch "wie an Fronleichnam". An der Leichenhalle leitete die Totengebete wieder Domkapitular Ehrl, dann geleitete der Zug der Trauergäste den Sarg zum Grab, nach den Gebeten und Gesängen, gab es noch weitere Ehrungen durch Kranzniederlegungen, z.B. vom Heimatkundlichen Verein für Südböhmen durch Herrn Alois Harasko (früher Meinetschlag). Die Feier am Grab wurde mit dem gemeinsam gesungenen "Salve Regina" abgeschlossen.
Nachher führte unser lieber Verstorbener wieder Freunde und Landsleute beim Leichenmahl zu Gespräch und Gedenken an die alte Heimat zusammen. So wie er im Leben die Menschen zusammenbrachte bei Treffen, in unserer Zeitschrift "Glaube und Heimat", bei Wallfahrten und bei vielen anderen Gelegenheiten, so war es auch hier. Immer wieder wurden in den Gesprächen die Hilfen, Wohltaten und Verdienste von unserem Verstorbenen hervorgehoben und gerühmt.
Deshalb wollen wir zu Gott beten, dass er unserem Pfarrer Irsigler alles reichlich vergelten möge, was er für uns, für den Ausgleich, für die Versöhnung, für die Welt und für die Kirche getan hat.
Ein großer Sohn unserer Heimat ist aus der irdischen Heimat gegangen. Möge er doch in der himmlischen Heimat weiter für uns beten, wie er es hier auf Erden immer getan hat.
Vergelts Gott für alles, lieber Herr Pfarrer Irsigler!
Franz Ullmann
Augabe 11-2005
Lieber Ernst, liebe Großfamilie Irsigler, liebe Schwester der Verstorbenen, liebe Trauergemeinde.
Die Vereinsleitung und die gesamte Leserschaft von Glaube und Heimat, trauern um Frau Gertrud Irsigler, die kurz nach Ihrem 75. Geburtstag infolge einer plötzlichen schweren Erkrankung verstorben ist. Im Aprilheft konnten wir ihr Wirken im Dienste von Glaube und Heimat würdigen. Das Familienfest anlässlich Ihres Geburtstages war ein denkwürdiger Tag. Keiner ahnte, dass es die letzte gemeinsame Feier war.
Seit über 25 Jahren stand sie im Dienst unserer Vereinigung. Glaube und Heimat, diese beiden Grundbegriffe prägten ihr Leben. Nach dem Tod des Vaters heiratete sie 1975 den Witwer Ernst Irsigler. Da sie selbst erfahren hat, was es heißt, aus der Heimat vertrieben zu werden, teilte sie neben den Erinnerungen an die alte Heimat in der Grafschaft Glatz, fortan mit ihrem Mann Ernst die Liebe zu seiner Böhmerwaldheimat. Immer wieder begleitete sie ihren Ehemann und ihren Schwager, Kanonikus Franz Irsigler, bei Heimattreffen und vielfältigen Veranstaltungen in Deutschland und in Tschechien.
Heimat gab ihr immer auch der christliche Glaube und das Leben in der Gemeinschaft der katholischen Kirche. Kämpferisch und mit einem gesunden Maß an Beharrlichkeit, trat sie dafür ein, dass das Leben einzigartig und wertvoll ist, und nicht der Beliebigkeit und dem Zeitgeist unterworfen werden darf. Auch das Christsein heute muß in Treue zu Jesus Christus gelebt werden, und darf nicht wie ein Fähnlein im Winde flattern. Die Verbundenheit mit der Pfarrei Malsching, dem Turmbergkirchlein, dem Stift Hohenfurt und dem Wallfahrtsort Maria Gojau war ihr besonders wichtig. Sie wird auch bei den Malschinger Pfarrtreffen eine spürbare Lücke hinterlassen. Ihr strahlendes Lächeln und ihr lebensfrohes Wesen wird uns Malschingern fehlen. Uns bleibt an dieser Stelle der äußere Dank, den wir in Form eines Kranzes ausdrücken, verbunden mit der Bitte an Gott, dass er ihr Wirken vergelten möge.
In den Herzen von Glaube und Heimat und den Böhmerwäldlern hat sie ihren Platz.
Militärpfarrer Siegfried Weber
1. Vorsitzender des Vereins Glaube und Heimat e V.
Ausgabe 06-2005
Am Mittwoch, 15. Oktober 2003, ist Bischof Liška in Budweis verstorben. Am Donnerstag, 23.10.2003, fanden im Dom die hl. Exsequien statt und anschließend wurde er im St. Ottilienfriedhof beigesetzt. Kardinal Vlk hielt das hl. Requiem, assistiert von Erzbischof Nuntius Ender und Altbischof Eder aus Passau. 20 Bischöfe und über 300 Priester der ehem. Tschechoslowakei gaben ihm die letzte Ehre. Die 260.000 heimatvertriebenen deutschen Böhmerwäldler seiner Diözese waren durch Kanonikus h.c. Franz Irsigler vertreten, der am Grab einen Kranz mit der Inschrift: Glaube und Heimat „VÍRA I DOMOV“ in dankbarer Erinnerung – NA VDĚČNOU PAMÁTKU niederlegte.
1991 hatten wir ihn zur 2. Wallfahrt nach Philadelphia zum Grab seines heiligen Ordensbruders Bischof Johannes Nepomuk Neumann, unseres Landsmannes aus dem Böhmerwaldstädtchen Prachatitz, eingeladen. An dessen Grab erhielt er aus Rom die Telefonnachricht, dass er zum Nachfolger von Erzbischof Vlk, zum neuen Bischof der Diözese Budweis ernannt sei. Gerührt und voll Freude nahm er die Glückwünsche der 160 Wallfahrer entgegen.
Hier seine Lebensdaten in Kürze:
Geboren am 17. September 1924 in Bohumilice bei Winterberg; 1944 Eintritt in den Redemptoristenorden; 1950 mit allen Ordensmitgliedern interniert; 40 Monate Zwangsarbeit bei Armee-Einheiten; 22. September 1951 geheimer Empfang der Priesterweihe; erst seit 15. Mai 1971 wurde ihm priesterliches Wirken erlaubt; Gerichtsvikar des interdiözesanen Gerichts in Prag; Juni 1987 Kanonikus = Domherr bei St. Veit in Prag; 1988 Weihbischof in Prag; 28. August 1991 am Grab des hl. Bischof Joh. Nep. Neumann in Rom zum Bischof in Budweis ernannt; 9. November 1991 Amtsübernahme; Amtsverzicht am 25. September 2003 vom Papst angenommen.
Bischof Liška suchte in den bis heute andauernden schwierigen politischen Verhältnissen Versöhnung und Ausgleich zwischen Tschechen und heimatvertriebenen Deutschen, war um die historische Wahrheit und um Gerechtigkeit bemüht. In ungezählten Ansprachen bei weit über 100 restaurierten Kirchen, Kapellen, Kreuzwegen und weit über 50 Glockenweihen in den einst deutschen Gegenden ermahnte er immer wieder, das Kreuz des Unrechts in der Nachfolge Christi zu tragen und dennoch nicht aufzuhören Gutes zu tun. Wir suchten seiner tieffrommen gütigen Wegweisung nachzukommen und ließen uns von den zum Himmel schreienden Anschuldigungen der tschechischen Regierungsmitglieder bis heute nicht irre machen. Solche christliche Haltung und Versöhnungsbereitschaft hat auch vielen unserer Böhmerwäldler missfallen.
Unserem heimgegangenen Heimatbischof Liška wollen wir beim Herrn der Kirche reichlichen Lohn erbitten für sein beispielhaftes Glaubenszeugnis, für die Güte, die er verbreitet und die Mühe, die er sich gemacht hat, die Wunden der Vergangenheit zu heilen.
Dem Bistum Budweis gilt unsere Anteilnahme und unser Gebet seinem Nachfolger Jiři Padóur um eine glückliche Hand in glaubensloser und glaubensfeindlicher Zeit.
Franz Irsigler, Kanonikus h.c. an der Kathedrale St. Nikolaus Budweis
Ausgabe 12-2003
Werden und vergehen spiegeln sich im 750jährigen Zisterzienserkloster Hohenfurth, wohin man schaut. Menschen und Schicksale sind aufs Engste verbunden mit der Stiftskirche mit den festungsähnlichen Gebäudeanlagen. Seit der Wiederbesiedelung durch Mönche im Jahre 1990 entstand Zahlreiches wieder lebens- und sehenswert. Mit Liebe und Hingabe hat seit dem Jahre 1996 Altabt Alberich vom Zisterzienserkloster Wachock auf Bitten vom Generalabt aus Rom gewirkt.
Abt Alberich Josef Siwek wurde am 15.05.1920 bei Krakau in Polen geboren, studierte und legte am 12.10.1940 das Ordensgelübde ab. Die Priesterweihe empfing Pater Alberich am 15.07.1946. Zum Abt des Zisterzienserklosters Wachock gewählt am 14.09.1989. Die Abtweihe erfolgte am 02.12.1989. Im Alter von 76 Jahren legte er das Amt des Abtes aus Altersgründen zurück und um den Ordens-Willen kam er als emeritierter Abt, als Prior Administrator in das Kloster Hohenfurth. Pater Ivo Kvapíl (72 Jahre) und Pater Xaver Švanda (81 Jahre) waren 1990 in das desaströse Kloster zurückgekehrt und bemühten sich mit heute kaum mehr vorstellbaren Entbehrungen und Schwierigkeiten um einen Wiederaufbau und Weiberbestand der Klosteranlage.
Als Prior vom 25.02.1996 bis 14.09.1996 ging Abt Alberich an das Werk, mit polnischen Landsleuten als Handwerker. Vom 14.09.1996 bis zum 23.05.2007 als Abt Administrator war sein persönliches Engagement unübersehbar:
Trotz Sorgen und Probleme entstand durch Alberich eine Stätte des Glaubens mit großer Unterstützung von Pater Justin Berka und junger Mitbrüder. Mit großer Freude konnte Abt Alberich durch das Spendenaufkommen der Heimatvertriebenen Hohenfurther aus der Stadt und den Dörfern im Jahre 2000 drei neue große Glocken für die Stiftskirche als Geschenk übernehmen. Eine Glocke ziert sein Abtwappen mit seinem Ordensnamen. Durch den Förderkreis zum Wiederaufbau des Klosters Hohenfurth mit Präsident Ackelauer und Herrn Dr. Zerbs, mit dessen Mitarbeitern, Vereinsmitglieder, durch die finanziellen Unterstützungen von Privatpersonen, dem Land Oberösterreich und Firmen konnte Abt Alberich bedeutende und vorzügliche bauliche Renovierungen und Instandsetzungen miterleben. Abt Alberich hat trotz dem personell kleinen Konvent ein großes Stück Stiftsgeschichte geschrieben. Er hat mit seiner Lebensweisheit und veränderten Klosterleben im fremden Land Tschechien nie den Mut verloren. In seiner mit großer Zuversicht und fröhlichen Eigenart betreute er als Pfarrer die Kirche von Heuraffl und Rosenberg.
Abt Alberich verspürte immer mehr sein hohes Lebensalter und auf seinen Wunsch wollte er in sein Kloster Wachock zurück. Es war für ihn ein schwerer Abschied aus Hohenfruth, aber er war zutiefst überzeugt, dass er wieder gesund zurückkommen kann in das 2009 jubilierende Kloster, um die Glücksstunden mit zahlreichen Zisterziensern dieses Jubiläumsjahr miterleben zu können. Nur für eine kurze Zeit musste er das Krankenhaus aufsuchen, aber die Ärzte erkannten, dass eine Fußamputation rasch erfolgen musste. Wieder meinte er nach der durchgeführten Operation, dass er trotz einer Prothese noch im Kloster Hohenfurth seinen Lebensabend verbringen kann. Doch plötzlich kam ein gänzliches Organversagen dazu und mit großer Ruhe erlosch mit Gottes Segen am 12.12.2008 um 19.10 Uhr seine Wanderschaft als Zisterziensermönch in Österreich, Deutschland, Tschechien und Polen.
Abt Alberich Josef Siwek wurde 88 Jahre alt und fand im Kloster Wachock am 17.12.2008 in polnischer Heimaterde seine ewige Ruhe.
Werner Lehner
Ausgabe 02-2009