Liebe Leserinnen und Leser von Glaube und Heimat

Im April 2009 feierte Glaube und Heimat sein 60-jähriges Bestehen. Dieses Alter kann für einen Verein als noch recht jung angesehen werden, auch sind 60 Jahre kein klassischer Anlass für ein großes Fest, doch halte ich es für angemessen, an dieser Stelle kurz innezuhalten und dieses Datum zu würdigen.
„Glaube und Heimat“, so hieß die alte Bistumszeitung der deutschsprachigen Katholiken in der alten Diözese Budweis. Als man diesen Titel auch für unser Heft und unseren Verein wählte, hatte man in die Verbindung der beiden Begriffe eine Botschaft, ja ein Bekenntnis hineingelegt. Der christliche Glaube hat sich von seiner Entstehung an als eine Gemeinschaft verstanden, welche die Menschen jenseits ihrer Herkunft, ihres gesellschaftlichen Standes, aber auch ohne fest umrissenes Land oder Staat gesammelt hat. In den Schrifttexten der Osterzeit wird uns dies immer wieder in Erinnerung gerufen. Der Glaube an Jesus, den Christus, war die Grundbedingung, und die Taufe auf den Dreifaltigen Gott bildete die Besiegelung der Zugehörigkeit zu dieser neu entstandenen Gemeinschaft.

Die Pfingsterzählung der Apostelgeschichte schildert in beeindruckender Weise die Weite der Berufung in die Heimat des christlichen Glaubens, jenseits aller damaligen religiösen und politischen Grenzen. Diese geistige Heimat der Christen findet ihren irdischen Ausdruck in der Gemeinschaft der Kirche, ihre Vollendung aber kommt jenseits der irdischen Erfahrung. Darum kann der Apostel Paulus im Brief an die Philipper schreiben: „Unsere wirkliche Heimat aber ist im Himmel. Von dort her erwarten wir auch Christus, den Herrn, als Retter...“, das heißt, die Vollendung dessen was wir oft bruchstückhaft auf Erden beginnen.

 

Diese Botschaft von Glaube und Heimat konnte ein Stück weit zwischen Kriegstrümmern und inmitten der Wirren von Flucht und Vertreibung umgesetzt werden: Eine geistige Heimat zu finden, wo die vertraute irdische Heimat verloren ging, die Kraft des Glaubens zu spüren, wo menschliche Kräfte versagten und Orientierung und Hoffnung zu sehen, wo alles im Dunkel menschlicher Tragödien versank. Gott ging mit auf diesem Leidensweg, er ließ sich nicht hindern an Grenzen, die Menschen errichteten, sein Evangelium, sein Wort des Lebens war auch dort zu hören, wo Menschenworte und Dekrete das Leben verachteten.

 

„Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. (Röm 8)“

Hier zeigt sich die „Nagelprobe“ des christlichen Glaubens, verbunden mit der Gewissheit der unumkehrbaren Treue Gottes zu denen, die ihr Leben an ihm festmachen. Das ist der Kern unseres Glaubens und das Fundament unserer geistigen Heimat.

Liebe Böhmerwäldler, ich wünsche Euch und Euren Familien ein gesegnetes Osterfest.

Nun viel Spaß beim Blättern und Lesen,

 

Ihr
Siegfried Weber, Militärpfarrer und Vorsitzender

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