Siegfried Weber,
Vorsitzender
von Glaube und Heimat

Geistliches Wort - 12|2018

Liebe Leserinnen und Leser.

„Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade“. Diese Botschaft aus der lukanischen Weihnachtsgeschichte werden wir bald wieder hören, sie ist uns vertraut seit Kindertagen, sie gehört zu Weihnachten so selbstverständlich, dass immer weniger Menschen schon gar nicht mehr darüber nachdenken.
Friede ist in unserem Land selbstverständlich, zumindest in der Lesart seit dem Fall des Eisernen Vorhangs, einer friedlichen Wiedervereinigung und einer scheinbar gelungenen Einbindung zahlreicher Osteuropäischer Staaten in das alte Kerneuropa. Deutschland ist nur noch von Freunden umgeben. Diese scheinbare Sicherheit hat in unserem Denken dazu beigetragen, dass das Bewusstsein um eine aktive Friedensgestaltung immer mehr zurückgedrängt wurde. Schleichend haben sich alte Grenzen und Machtblöcke wieder aufgebaut. Eine Mangelnde Kommunikation unter Nachbarn westlich und östlich Europas ließ Früchte von Mißtrauen heranwachsen, die im Ukrainekonflikt und der Annektierung der Krim im Osten ein neues Feindbild aufsteigen ließ und ein anderer sein „Amerika first“ twittert und deutlich macht, dass ihn die alte Friedensordnung nicht mehr interessiert. Die Flüchtlingsproblematik, der Syrienkrieg und die Veränderte Situation in der Türkei jetzt wieder mit einem Sultan an der Spitze, schüren auch in Europa einen neuen Nationalismus, der vieles in Frage stellt.
Gleichzeitig gedenken wir des Endes des 1. Weltkriegs am 11.November 1918, dessen Folgen die europäische Geschichte nachhaltig veränderte und im Vertrag von Saint-Germain 1919 festgehalten wurde. Darin wird auch die Geschichte unserer alten Heimat neu geschrieben:
„Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien und weiter Gebietsteile gehen an die neu gegründete Tschechoslowakei, das Selbstbestimmungsrecht der deutschsprachigen Bevölkerung im Sudetenland (Deutschböhmen und Deutschmährer), die im Oktober 1918 die eigenständige Provinzen Deutschböhmen und Sudetenland gegründet hatten, findet dabei keine Berücksichtigung.“
Gerade hier muss uns die Geschichte lehren, dass so kein Friede wachsen kann. Während ich diesen Beitrag schreibe, bin ich mit meinen Soldaten in Norwegen, bei einer großen NATO-Übung, der größten seit dem Fall des Eisernen Vorhangs, als eine Antwort des Westens Richtung Rußland. Es ist sicher gut wenn wir in unserem westlichen Bündnis zusammenstehen und unsere Werte verteidigen wollen und dafür Flagge zeigen. Denn leider hat sich zu oft gezeigt, dass wehrlose Länder sehr schnell unter einer ungewollten Flagge stehen. Aber wir wissen genauso, dass das Militär keinen Frieden schaffen kann, sondern nur einen Konflikt beenden.
Frieden muss erarbeitet werden und dafür braucht es Menschen guten Willens oder wie es in einer anderen Übersetzung heißt „Menschen die Gott liebt“ Weihnachten ist die Gelegenheit Gottes Liebe zu uns neu zu entdecken. Wenn wir glauben, dass jeder Mensch Gottes Ebenbild ist, und daß Weihnachten uns Gottes menschliches Gesicht aufleuchten läßt, dann liegt darin die Chance zu einer aktiv gestalteten Friedensordnung. Dazu braucht es mutige und realistische Menschen in allen gesellschaftlichen Schichten und keine Tagträumer. Es braucht den Dialog mit allen, ohne gleich in Vorwürfe zu verfallen. Als Christen stehen wir für eine Botschaft, ja als Christen können wir nicht schweigen oder gleichgültig wegschauen.
Den Hirten auf den Feldern bei Betlehem wurde Angst und Bang vor der Botschaft „Sie fürchteten sich sehr“. Da finden wir uns heute oft in guter Gesellschaft, wenn es geht unseren Glauben zu leben und für die frohe Botschaft einzustehen. Darum gilt ihnen und uns der Zuspruch „Fürchtet euch nicht“. Die Hirten wurden neugierig auf diese Botschaft der Engel: „Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen.“
Liebe Böhmerwäldler, liebe Leserschaft. Diese Neugierde wünsche ich uns zu Weihnachten. Die Angst vor der Wirklichkeit zu überwinden und mit Mut sich aufzumachen an die Krippe und die Botschaft der Engel aufzunehmen. Frieden ist auch heute möglich und er wird dort Wirklichkeit wo ihn Menschen sich schenken lassen von diesem menschgewordenen Gottessohn, wo sie die Liebe Gottes als Geschenk annehmen und in ihrem Leben, dort wo sie sind einbringen. Das gilt dem einfachen Menschen genauso wie den großen Staatslenkern, das gilt auch in der Kirche!

Ich wünsche Euch allen eine gute Adventszeit und ein friedvolles, gesegnetes Weihnachtsfest!

Euer Siegfried Weber,
Vorsitzender und Kanoniker in Budweis

Prodekan Alois Schmidt

Geistliches Wort - 11|2018

Zum Nachdenken!

Der Sommer und der Herbst ist zu Ende. Es ist jetzt wieder die ruhige, stille und nachdenkliche und besinnliche Zeit.
Es ist ein guter und anständiger Brauch, dass man in diesen Tagen und vor einem großen Fest derer gedenkt, die uns in die Ewigkeit vorausgegangen sind. Bei den großen Jubiläen unserer Vereine beginnen die Festtage nahezu ausnahmslos mit einem Totengedenken.Dabei dürfen auch die vielen Opfer des Krieges und der Vertreibung nicht außer Acht gelassen werden, sie haben viel für uns gelitten und damit auch den Grundstein dafür gelegt, dass es uns jetzt so gut geht.
Damit löst jeder von uns und auch jeder Verein in besonders hervorgehobener Weise das Versprechen ein, das am Grab eines Verstorbenen ausgesprochen wird: „Wir wollen dir stets ein ehrendes Andenken bewahren“.
Wir legen nicht nur einen Kranz nieder und dann ist „das letzte Wort“ gesprochen, damit ist unsere „traurige Pflicht“ erfüllt – wir tragen das Andenken in tieferer Weise mit durch die Zeit in unseren Gedanken und in unseren Herzen.
Von unserer abendländischen Kultur, und durch unseren christlichen Glauben geprägt, schauen wir dankbar auf die, die nicht mehr unter uns sind und wünschen ihnen das ewige Leben in Gott..
So steht aus gutem Grund die Dankbarkeit, die uns bewegt, Gott zu bitten, er möge den Verstorbenen vergelten, was wir nicht mehr belohnen können. Und wir wollen den Verstorbenen jene Ehre erweisen, die wir ihnen versprochen haben und die ihnen zusteht.

Alois Schmidt, Prodekan  des Dekanates Donaustauf,
Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Bernhardswald,
Lambertsneukirchen, Pettenreuth und Kürn
elterlicherseits abstammend aus den Ortschaften
Javorna (Seewiesen) / Klattau und Böhmisch Eisenstein

Pfarrer Anton Gruber

Geistliches Wort - 10|2018

Erntedank

Im Oktober feiern wir das Erntedankfest. Für mich ein Grund, inne zu halten und nachzudenken. Ähnlich wie am Muttertag sich mein Blick auf all das richtet, was mir meine Mutter das ganze Jahr über an Gutem getan hat, geschieht das an Erntedank im Blick auf unseren Herrgott.
Doch mir wird klar: Genauso wenig, wie der Dank an die Mutter durch einen einzigen Blumenstrauß im Jahr abgegolten kann, verhält es sich mit meinem Dank an Gott an Erntedank. Zu viel haben beide mir Gutes getan. Trotzdem sind solche Feste wie Erntedank oder Muttertag nicht sinnlos. Wir Menschen brauchen Orte und Zeitpunkte, um an bestimmte Dinge erinnert zu werden. So ist es gut, dass wir wenigstens einmal im Jahr einen Gedenktag haben, um ausdrücklich demjenigen zu danken, der uns Gutes getan hat.
Das ist ähnlich wie bei den kleinen Kindern, wo die Aufforderung „Danke“ zu sagen, wenn sie etwas bekommen haben, ihnen von den Eltern immer wieder gesagt werden muss. Allzu leicht vergessen sie über der Freude über das Geschenk den Spender dieser Gabe. Etwas, das – wie es mir scheint – eben nicht nur auf Kinder zutrifft, sondern auch auf uns erwachsene Menschen. Auch wir sagen viel zu selten das kleine Zauberwort „Danke“ und müssen eben daran erinnert werden. Woran dies liegen mag?
Zum einen nehmen wir viel zu viel als Selbstverständlich hin. Dies gilt sowohl für die Gesundheit, die soziale Sicherheit und unser Wohlergehen oder auch für scheinbar selbstverständliche Dienste von Familienangehörigen, Berufskollegen oder sonst jemanden. Dazu kommt der weit verbreitete Irrtum, alles sei mit Geld zu bezahlen und da brauche es ja kein „Danke schön“ mehr.

Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin überzeugt, daß die Welt viel freundlicher sein könnte, wenn jeder von uns nur einmal am Tag jemandem ein ehrlich gemeintes „Danke“ schenken würde. Darin verbirgt sich mehr als nur eine anerzogene Höflichkeitsform. Ein Dankeschön heißt: Ich habe ich bemerkt, ich weiß, dass es dich gibt, ich habe gesehen, dass du ein Mensch bist, der nicht nur an sich selber denkt.
Genau dieses Letzte ist es, das zur Verständigung der Menschen untereinander beiträgt. Das „Danke“ weist über sich hinaus, es bewahrt davor, egoistisch zu sein und weitet den Blick auf den anderen.
Genauso verhält es sich dann auch mit Erntedankfest und dem Dank an Gott. Dieser Dank bewahrt uns ein Stück davor, eingebildet zu sein und nur auf die eigenen Kräfte zu vertrauen. Das Dankesagen an Gott zeigt mir, dass ich weiß, dass ich ohne Gott nichts wäre. Er ist derjenige, der mich erschaffen hat und der dafür Sorge trägt, dass ich in Frieden, Gesundheit und gewissem Wohlstand mein Leben führen kann.
 Einmal im Jahr, an einem Termin, bei dem dies durch die Ernte der Früchte der Natur ganz offensichtlich ist, tun wir dies als Gesellschaft offensichtlich: Gott ist der Geber aller guten Gaben und wir danken ihm dafür. Wir sind uns bewusst, dass wir ihm zu Dank verpflichtet sind.

Liebe Schwestern und Brüder,
Sie sehen, das „Danke“ sagen hat seine wichtige Bedeutung, egal ob gegenüber Gott oder gegenüber einem Menschen. Beides ist auch untrennbar miteinander verbunden. Dies zeigt nicht zuletzt der früher verbreitete Begriff für „Danke“, der immer mehr zu verschwinden droht: „Vergelt´s Gott“. Diese Dankesformel heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass ich weiß, dass Gott hinter allem steckt und dass ich wünsche, dass er, als der Geber aller Guten Gaben, meinen Wohltäter belohnt. Von daher wäre es mein Wunsch, dass dieses „Vergelt´s Gott“ öfters angewendet und gehört werden würde und das nicht nur einmal im Jahr zu Erntedank.
Amen.

Pfarrer Anton Gruber, Weil der Stadt

Fürbitten Erntedank

Zu Gott, unserem Vater, dem Geber alles Guten, laßt uns in Dankbarkeit rufen:
GL 697 „Ich ruf dich an, Herr Gott, erhöre mich“ V/A
•    Bewege die Menschen, daß sie mehr und mehr einander dankbar werden und dich als den Spender der Gaben anerkennen.
GL 697 „Ich ruf dich an, Herr Gott, erhöre mich“ A
•    Hilf, daß die wohlhabenden Völker ihre Verantwortung gegenüber den armen Ländern wahrnehmen.
GL 697 „Ich ruf dich an, Herr Gott, erhöre mich“ A
•    Gib jedem Menschen, was er Tag für Tag zum Leben braucht.
GL 697 „Ich ruf dich an, Herr Gott, erhöre mich“ A
•    Mache uns bereit, unseren Überfluß dankbar mit den Notleidenden zu teilen.
GL 697 „Ich ruf dich an, Herr Gott, erhöre mich“ A
•    Hilf dem deutschen Volk, daß es zu einer solidarischen Einheit zusammenwächst.
GL 697 „Ich ruf dich an, Herr Gott, erhöre mich“ A

Gott, du Schöpfer des Himmels und der Erde,
wir vertrauen deiner Verheißung:
So lange die Erde besteht
sollen nicht aufhören
Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze,
Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Dir danken wir mit allen Geschöpfen für unser Leben
durch Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Dekan Michael Prokschi

Geistliches Wort - 08-09|2018

Sommerzeit - Urlaubszeit

Gibt es etwas schöneres, als nun im Sommer ein paar Tage frei zu nehmen. Abzuschalten, auszuspannen, Zeit zu haben für sich und die Dinge, die einem wirklich Freude machen. Zeit zu haben, ganz bei sich selbst zu sein.
Ein gutes Buch zu lesen, in der Sonne zu liegen. Ein Eis zu essen oder im See zu schwimmen. Der Wind streichelt über die Haut und wir freuen uns des Lebens.
Wir lehnen uns zurück, wo immer wir sind: Ob im Gebirge oder am Meer. Ob daheim oder in fernen Gefilden. Wir sind angekommen genießen die Unbeschwertheit der Urlaubstage. Das ist es, was den Sommer ausmacht. Nicht umsonst sind August und September DIE Urlaubsmonate schlechthin. Wir können ausspannen, entspannen.
Ein tiefes Gefühl von Freiheit kommt auf. Es muss nichts getan oder erledigt werden.

Ich wünsche uns allen, dass wir diese Tage und Woche recht nutzen können. Egal ob eben zu Hause oder auch Unterwegs. So freue ich mich zum einen auf eine Reise nach Ecuador, wo ich Freunde und Bekannte besuche und auch mich informiere über die konkrete Arbeit in den Kindergärten und Gemeinden vor Ort. Zum anderen freue ich mich auf unsere diesjährige Pfarreifahrt, die uns über Passau, Maria Gojau und Krumau nach Prag führen wird. So kann ich unterwegs sein zu den Wurzeln meines Vaters und seiner Familie.

Auch dies kann Urlaub bedeuten: Sich aufmachen und den eigenen Wurzeln nachspüren. Lebensgeschichten verfolgen und Neues entdecken.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen erholsame Tage, die uns immer wieder zu uns selbst und zu unseren Wurzeln zurück führen.

Dekan Michael Prokschi
Leiter der Pfarreiengemeinschaft Herz Jesu Kirchzell

 

Dekan Pater Hans Müller

Dekan Pater Hans Müller

Geistliches Wort - 07|2018

Das Kreuz Christi,
ein großes Plus in unserem Leben!

Bei einem Besuch Ende Mai dieses Jahres in meiner Stammheimat, dem schönen Böhmerwald, sind mir bei Wanderungen und Spaziergängen viele Wegkreuze und Marterl begegnet. Immer mehr von Ihnen werden restauriert oder neu bemalt, ein gutes Zeichen dafür, dass sie weiterhin verehrt und geschätzt werden.
Vor einigen blieb ich stehen, sah sie mir genauer an und  schlug selbst ein Kreuz. In dem wir private Gebete und Gottesdienste in der Gemeinschaft der Gläubigen mit dem Kreuzzeichen beginnen, bekennen wir auch unseren Glauben an den dreieinen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Gott kam durch Jesus Christus zu uns auf die Erde. Erst mit dessen Tod am Kreuz erlangen wir die Vergebung unserer Sünden und das ewige Leben.
Das Kreuz ist somit auch ein Verbindungsglied, auf der einen Seite zwischen Himmel und Erde, auf der anderen Seite aber auch zwischen den Menschen untereinander. So verbindet die vertikale Linie Mensch und Gott. Die horizontale Linie steht für die zwischenmenschlichen Beziehungen.  
Darum ist ein Kreuz am Wege aufzustellen oder eines an die Wand zu hängen auch mehr als ein Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer Religion oder zu einer nationalen Identität, auch wenn uns das die aktuelle Berichterstattung in den Medien zuweilen glauben lässt. Das Kreuz, an dem Christus für uns starb, ist gleichsam ein großes Plus für unser eigenes Leben. So wie der Heiland seine Arme am Kreuz ausbreitet um die Betenden aufzunehmen, können wir es auch tun. Gehen wir mit geöffneten Armen aufeinander zu.
Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen noch selbst ein Kreuz in Ihrem Zuhause haben. Den traditionellen Herrgottswinkel in den Stuben, sehe ich  - gerade in den Städten und bei den jungen Leuten- nur noch sehr selten. Neben dem Kreuz fanden dort Marienfiguren, Andachtsbilder von Schutzheiligen, der Rosenkranz, geweihte Kräuterbündel und zu Weihnachten die Krippe ihren Platz. Die Kreuze waren oft handgeschnitzt, zuweilen einfach gestaltet oder auch reich verziert. Auch das war keine Dekoration oder Kulturerscheinung, denn vor dem Kreuz wurde traditionell gebetet, es wurden Wünsche ausgesprochen oder um Gesundheit oder Trost gebeten. Auch wenn es diese Art der Anbetung nur noch sehr selten gibt, gilt auch heute: Christus, Maria und die Heiligen beschützen das Haus vor Übel und Gefahr. Auf der anderen Seite wird durch das Kreuz auch Gott in die Wohnung geholt. Gott schaut auf die Familien herab, wenn sie vor der Mahlzeit das Tischgebet sprechen. Er spendet Schutz und Ruhe, denn das Böse wird durch seine Nähe abgewendet. Sei es nun im Herrgottswinkel, in der Kirche, dem Friedhof oder am Wegesrand, mich beeindruckt jedes Kreuz und es lädt mich ein zum Gebet.
Liebe Mitchristen, das Kreuz und der christliche Glaube an den dreieinen Gott ist ein Gewinn für uns. Durch die vertikale Verbindung stehen wir mit beiden Beinen fest im Leben. Gleichzeitig ermöglicht es uns mit offenen Armen auf einander zuzugehen und Ängste zu überwinden. So lade ich alle ein, das Kreuz Christi  in ihr Leben aufzunehmen.
Zuletzt möchte ich noch meinen Dank für die schöne Gemeinschaft beim Maitreffen in Ottau aussprechen. Die Mitchristen der alten Heimat, der Förderverein der Ottauer Kirche, Freunde und Familie haben das Zusammentreffen zur Ehre Gottes mit Gebet und Musik wieder zu einem Erlebnis gemacht. Vergelt’s Gott.

Ihr und Euer Dekan Pater Hans Müller

 

Pater Josef Wenzl SDB

P. Josef Wenzl SDB

Geistliches Wort - 06|2018

Liebe Landsleute aus dem Böhmerwald!

Mit den gleichen Worten wie Pater Edmund Schrimpf in der Monatsschrift 05 des Jahres 2017: Monat Mai – Marienmonat beginne ich heuer stattdessen mein Geistliches Wort 06: Monat Juni – Herz-Jesu - Monat !
In der Tradition der römisch-katholischen Kirche trägt er seit Jahrhunderten diesen Namen. Seine biblische Begründung stammt aus dem Johannes-Evangelium 19,34, wo es heißt: „Aus seiner durch die Lanze des Soldaten geöffneten Seite flossen Blut und Wasser hervor“. Sinnbildlich geworden ist dies für das Hervorquellen der Sakramente der rk Kirche aus dem durchbohrtem Herzen unseres Erlösers Jesus Christus, des Sohnes des Allmächtigen Gottes.

Diese bis in unsere Zeit hineinwirkende Herz-Jesu-Frömmigkeit – (Herz-Jesu – 1. Freitag jedes Monats) - wurde in besonderer Weise beeinflusst durch die kirchlich anerkannten Privatoffenbarungen, die der hl. Schwester Margareta Maria Alacoque († 1690) in Frankreich zuteil wurden. Jesus öffnete ihr in vielen Visionen seine unerschöpfliche Liebe zu uns Menschen im Bild seines durchbohrten Herzens. Diese Darstellung und Verehrung fand in der Herz-Jesu-Frömmigkeit Anfang des 19. Jahrhunderts weite Verbreitung in vielen Ländern Europas. Anlässlich der Eröffnung des Heiligen Jahres 1900 weihte an Weihnachten 1899 Papst Leo XIII. auf Anregung der sel. Maria Droste zu Vischering die ganze Welt dem Herzen Jesu. Diese Weihe  wurde alljährlich am Herz-Jesu-Fest – (Freitag in der dritten Woche nach Pfingsten) – erneuert, bis Pius XI. sie 1925 bei der Einführung des Christ-König-Festes auf den letzten Sonntag jedes Kirchenjahres verlegte.

Ordensgemeinschaften, Bruderschaften und Genossenschaften haben die Herz-Jesu-Verehrung zum Zentrum ihrer Spiritualität gemacht. Kapellen und Kirchen wurden dem heiligsten Herz-Jesu geweiht und mit Bildern dieses Motives ausgestattet. In gar mancher rk Familie fanden sie Eingang.

Auch unsere Bauernstube im Böhmerwald hatte ein großes Herz-Jesu-Bild in einem breiten Holzrahmen und hinter Glas geziert. Davor haben wir oft gebetet und zuletzt zum Abschied als wir im Oktober 1946 mit Sack und Pack Haus und Hof verlassen mussten. Trotz Gewicht¬beschränkung auf 50 kg pro Person sollte das sperrige Gepäckstück mit uns ins Ungewisse gehen! Mit einem Sprung im Glas hat uns das Herz- Jesu - Bild in ein r.-k. Land geführt, was für unseren Vater († 1951) das Wichtigste war! Dass wir unseren r.-k. Glauben aus der Heimat leben können!

Auch in beengter Wohnung hat das Bild nach jedem Umzug einen würdigen Platz gefunden, bis es 1956 im Haus des ersten Sohnes Hans mit unserer Mutter über 25 Jahre lang Zuflucht fand. Daraus entstand unsere Heimat in Bayern, von der viel Heil, Gnade und Segen auf unsere große Familie aus- und überging.

Sechs Geschwister gründeten Familien – fünf „Mischehen“ - mit insgesamt 30 Kindern. Zwei Schwestern gingen ins Kloster, die Jüngste wurde Lehrerin im gleichen Jahr 1966, als ich am 10. Juli bei überraschend herrlichem Wetter in Schnaitsee, Kreis Traunstein, als Salesianer Don Boscos Heimatprimiz feiern durfte.
Der Höhepunkt meiner Integration war das Goldene Priesterjubiläum 2016 zusammen mit Onkel und Neffe Oberbauer, echte Bayern, die ihr Diamantenes bzw. Silbernes Priesterjubiläum feiern durften.

Nach dem Tod unserer Mutter (14.03.1982) kehrte das Herz-Jesu-Bild in den Böhmerwald zurück und schmückt nun unsere schön restau-rierte Dorfkirche in Kaltenbrunn-Studánky.

Auch von dort dürfen wir alle Hilfe und Geleit Jesu erfahren, wenn wir dankbar und vertrauensvoll darum beten und bitten in Gottes- und Nächstenliebe!

Gruß + Segen entbietet Euch Euer Landsmann

P. Josef Wenzl SDB
aus 84137 Vilsbiburg-Mariahilf

 

Hermann Friedl

Dekan
Hermann Friedl

Geistliches Wort - 05|2018

Pfingsten - das vergessene Hochfest der Christen?

„Der Heilige Geist schenkt den Gläubigen eine höhere Sichtweise von der Welt, vom Leben und von der Geschichte und macht sie zu Hütern der Hoffnung, die nicht zugrunde gehen lässt“ (Papst emeritus Benedikt XVI.). Der Verfasser des ersten Petrusbriefes drückt es so aus: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15).

Es ist derselbe Heilige Geist, durch den an Weihnachten Gottes Sohn Mensch geworden ist, der an Ostern Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, mir selbst angesichts des Sterbens meiner lieben Mutter unlängst göttliche Kraft schenkt, auch wenn die Trauer menschlich sehr weh tut, und den wir am hohen Pfingstfest gebührend feiern, wenngleich die Pfingstferien zur Haupturlaubszeit geworden und viele nicht vor Ort sind, ganz zu schweigen von der Gleichgültigkeit mancher diesem Fest gegenüber!

Angesichts der Unsicherheiten und Ängste gegenwärtiger Zeit und Welt - man denke an den Giftgasmissbrauch und atomare Drohungen - fragen aber auch gläubige Christen nach dem Wirken des Heiligen Geistes. Sie verstehen die Systeme der globalen Welt nicht mehr, erfahren, wie Machthaber mit Willkür und Indifferentismus mitmenschliches Gleichgewicht erschüttern und Säulen der Stabilität wie etwa der christliche Glaube wegzubrechen drohen.
Die permanenten Gewalttaten, Terroranschläge und Kriege weltweit sind Ausdruck eines bösen, teuflischen Geistes, der Leben nicht bewahrt, sondern vernichtet. Es sind Lästerungen gegen den Heiligen Gottesgeist (vgl. Mt 12,31; Mk 3,29; 2 Thess 2,3f.; Hebr 6,4-8). Sie erinnern uns an das eigene Schicksal der Vertreibung, Flucht und Heimatlosigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg und an das Flüchtlingselend der Gegenwart.

Der „Beistand, Tröster, Heilger Geist“ (Gotteslob/GL 812,1) aber bewirkt, dass „die Erde … dem Licht entgegen [kreist], indes die Kirche Tag und Nacht [Gott] dankt für [seinen] Schutz und Segen mit jedem, der da betend wacht. Wenn uns der Schein der Sonne schwindet und Licht den fernen Ländern bringt, wird dein Erbarmen dort verkündet, vieltausendfach dein Lob erklingt“ (Raymund Weber - GL 96,2.3).
Wie sähe unsere Zeit und Welt erst aus, wenn nicht unzählige Menschen „seines Wohlgefallens“ (Lk 2,14) und „seiner Gnade“ (Gloria - GL 583,1) tatsächlich Tag und Nacht abwechselnd auf den beiden Hemisphären beteten! Wenn die einen schlafen, beten die anderen weiter, und vice versa (umgekehrt). Das stete Gebet (oratio continua) wirkt Wunder!

Ich bin unendlich dankbar für so viel Gutes, das in unserer Kirche und Gesellschaft geschieht, durch das Wirken des Heiligen Geistes - zum Wohl und Heil der Menschen (propter nostram salutem - nizäno-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis, 4. Jhdt., GL 586,2) und nicht zuletzt zur größeren Ehre Gottes (Leitwort des hl. Ignatius v. Loyola).

Gleichzeitig frage ich mich aber auch besorgt, ob unsere Kirchenvertreter und Politiker im christlichen Abendland angesichts des Zeitgeistes und der weltgemeinschaftlichen Herausforderungen genügend christliches Profil zeigen, etwa, wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, im Oktober 2016 auf dem Tempelberg in Jerusalem aus falscher Rücksicht anderen Religionsvertretern gegenüber ihr Brustkreuz ablegen, oder wenn es darum geht, den Sonntag als den christlichen Sabbat, als den ersten Tag der Woche und als den Tag der Auferstehung zu schätzen und zu schützen! Anstatt aus dem Ruhetag Kraft und Weisheit für die Aufgaben und Pflichten der bevorstehenden Woche zu schöpfen, werden Gespräche auf diplomatischer Ebene, Sitzungen mit parlamentarischen Vertreter/innen, Dienstreisen und Staatsbesuche anberaumt, ganz zu schweigen von den unzähligen Sportveranstaltungen, kommerzialisierten verkaufsoffenen Sonntagen und allerlei verlockenden Angeboten, die den christlichen Sonntag unterhöhlen und über kurz oder lang zum totalen und totalitären Kollaps führen.

Immer weiter, immer schneller, immer professioneller, effizienter und effektiver, die Digitalisierung nicht nur auf dem Vormarsch, sondern das mittlerweile alles Beherrschende - es scheint keine Grenze mehr zu geben, alles ist machbar, durch den Menschen, an Gott vorbei! Welt, Kirche und Mensch - quo vadis (wohin gehst du)?

Pfingsten könnte eine Kehrtwende sein, ließe ich mich denn auch auf das Wirken des Heiligen Gottesgeistes ein! Wenn ich die Überlieferungen des Arztes und Evangelisten Lukas in der Apostelgeschichte lese, das Pfingstereignis meditiere (Apg 2,1-13), von den ersten Bekehrungen höre (ebd. 2,37-42) oder von der Gütergemeinschaft der Urgemeinde ergriffen bin (ebd. 4,32-37), dann bin ich fest davon überzeugt, dass ein menschlich-barmherziges, kirchlich- und gesellschaftspolitisches Miteinander kraft des Heiligen Geistes möglich und absolut realistisch ist - wenn die Menschen denn in ihrem Leben und Glauben vorankommen möchten und nicht weiter ihr eigenes Grab schaufeln!

Pfingsten - Menschen beieinander, mit offenem Herzen für den anderen, für Neues und vor allem mit Perspektivenwechsel - mit dem Blick nach oben, auf den Heiligen Geistes, der uns einlädt, „mit eintönigen Angewohnheiten zu brechen, unser Leben, unsere Entscheidungen und unsere Existenz zu erneuern“, wie es Papst Franziskus in der Oster-Vigilfeier dieses Jahr im Petersdom formuliert hat und somit die Gleichgültigkeit und Antriebslosigkeit der Menschen anprangerte. Pfingsten lädt uns ein, Feuer und Flamme zu sein für die Sache Jesu, die Begeisterte braucht, wie es in einem Lied heißt, und Menschen, die „das Feuer hüten und nicht die Asche aufbewahren“ (Hl. Papst Johannes XXIII.)!

Dekan Hermann Friedl
Katholisches Dekanat Reutlingen Zwiefalten
Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Echaztal
(Pfullingen-Lichtenstein)

 

Gerhard Spöckl

Pfarrer
Gerhard Spöckl

Geistliches Wort - 04|2018

Ostern ist immer etwas Besonders

Liebe Leserinnen und Leser,
vor ein paar Tagen war ich in der Einkaufsmeile einer größeren Stadt, um ein paar sommerliche Kleider zu kaufen, in meiner Küche riecht es ganz nach Ostern. Aber ist das wirklich schon Ostern?

An Ostern feiern Christen das Fest des Lebens miteinander. Jesus ist auferstanden. Er lebt und will mir das jeden Tag neu zeigen. Natürlich – einen echten Beweis, denn kann ich Ihnen auch nicht geben. Das muss ich glauben. Ich selber versuche es aber damit zu verstehen, dass die Liebe zu meiner Familie auch nicht zu verstehen ist. Auch das kann ich nicht beweisen. Aber ich kann den anderen einfach an mich heranlassen und werde dann spüren: Da gibt es Menschen, die mich einfach nehmen wie ich bin. Mehr ist eigentlich gar nicht notwendig, um das Geheimnis der Liebe zu entdecken.  
Mehr brauche ich eigentlich auch nicht zu tun, um Jesus zu erfahren. Ich muss ihn einfach an mich heranlassen  und werde erfahren, dass ich - egal, wie mein Leben auch ist, von ihm angenommen bin. Keinen Augenblick meines Lebens brauche ich mit einer weißen Weste dazustehen, sondern, wenn ich ihn in mein Leben nehme, dann darf ich immer wieder aufstehen - egal, was auch passiert.

Für mich ist das der schönste Gedanke, den es auf der Welt gibt, denn die Botschaft von Ostern heißt schlicht und einfach: Wenn du wirklich Heimat suchst, wenn du wirklich jemanden suchst, der mit Dir durchs Leben geht, dann lass Jesus in Deinem Leben wirken. Er ist für Dich da –  wie er für die Jünger vor über 2000 Jahren da war!

Mich beeindruckte kürzlich eine wunderschöne Schilderung einer Frau, die erst spät als Erwachsener zum Glauben an Gott gekommen und in der Osternacht getauft wurde. Sie sagte: “Ich war im Leben immer auf der Suche nach dem Sinn im Leben. Es war eine Suche, so deute ich das heute, nach Gott. Das ist einfach das Kostbarste, was es im Leben gibt. Ich bin einfach froh, als Christ Jesus an meiner Seite zu haben.“

Ob es Ihnen vielleicht selbst schon einmal ergangen ist, wie diese Frau, das können Sie nur selbst beantworten. Aber allein das sagt mir: Jesus lebt und ich darf ihn jeden Tag neu begegnen. Er ist auferstanden und diese Gewissheit hilft mir, ein glücklicher Mensch zu sein.

Ein frohes und gesegnetes Osterfest wünsche ich Ihnen

Gerhard Spöckl

 

Otto Mochti

Domdekan em. Prälat
Prof. Dr. Otto Mochti

Geistliches Wort - 03|2018

Misereor – Barmherzigkeit - „Unser“ gemeinsames Brot teilen

Wenn wir in unseren Tagen vom Fasten und von Fastenzeit reden, und beobachten, wie diese Themen im öffentlichen Gespräch, also in den modernen Medien auftauchen, dann gewinnen wir da einen sehr zwiespältigen Eindruck: In unseren wohlhabenden Ländern werden damit oft gesundheitliche Aspekte verbunden, also Gründe, die uns veranlassen sollen, im Interesse des eigenen körperlichen Wohlbefindens das Verhalten zu unterbrechen, dass wir wahllos in uns hineinschlingen, was sich uns an Genussmitteln anbietet und uns zuwinkt.
Oder der Impuls, dass wir im Hinblick auf die gewünschte Bikinifigur für die kommende Badesaison daran arbeiten, dass bei den Frauen die Fettpölsterchen an den Hüften abgeschmolzen oder bei den Männern der „Stau am mittleren Ring“ beseitigt wird. – All diese mühsamen Aktivitäten des „Frühjahrsfastens“ in unseren Breiten werden uns durchaus schmackhaft gemacht mit verlockenden Rezepten, wohlschmeckender leichter Kost, möglichst mit Bärlauch und Ingwergewürz veredelt. – Ich glaube, es ist nicht übertrieben, wenn ich die öffentliche Wahrnehmung von Fasten und Fastenzeit so schildere.

Wenn wir aber einmal den Vorhang des schönen Scheins beiseiteschieben, dann zeigt sich uns realistischerweise eine ganz andere Wirklichkeit, eine ungeschminkte, grausame und erschreckende Wirklichkeit: Man hört immer wieder die Zahl: 1 Milliarde Menschen leiden täglich Hunger; für sie muss unsere propagierte Form von Fasten wie blanker Hohn klingen. Für eine Milliarde Menschen ist gezwungenermaßen das ganze Jahr „Fastenzeit“, Zeit der Entbehrung, Zeit des Mangels, Zeit des elementaren Hungers.

Freilich nehmen wir diese dunkle Wirklichkeit wahr, weil sie uns ja auch durch die Medien in unsere Wohnzimmer gebracht wird. Aber wir kennen auch die Versuchung, dass wir dadurch abstumpfen und gewissermaßen in die Globalisierung der Gleichgültigkeit hineintaumeln. – Papst Franziskus, diese Lichtgestalt unserer Kirche, wird nicht müde, auf diesen Teufelskreis hinzuweisen und uns alle aufzurufen, diesen Zirkel zu durchbrechen.

In einem Aufruf zur österlichen Bußzeit sagt er: „Auch wir als Einzelne sind der Versuchung der Gleichgültigkeit ausgesetzt. Wir sind von den erschütternden Berichten und Bildern, die uns das menschliche Leid erzählen, gesättigt und verspüren zugleich unser ganzes Unvermögen, einzugreifen. Was können wir tun, um uns nicht in diese Spirale des Schreckens und der Machtlosigkeit hineinziehen zu lassen?“ Und er sagt ganz konkret: „Wir können mit Gesten der Nächstenliebe helfen und Dank der zahlreichen Hilfswerke der Kirche sowohl im Nahen als auch im Fernen erreichen. Die österliche Bußzeit ist die geeignete Zeit, um dieses Interesse dem andren gegenüber mit einem vielleicht auch nur kleinen, aber konkreten Zeichen unserer Teilnahme am gemeinsamen Menschsein zu zeigen.“

Angesichts des himmelschreienden Elends vieler Menschen auf unserer gemeinsamen Erde haben die katholische Bischöfe mit den Katholiken in Deutschland das Hilfswerk „Misereor“ ins Leben gerufen, das nun schon viele Jahre durchgeführt wird. Das Wort „Misereor“ ist aus dem Evangelium genommen, es ist das Wort, das Jesus gesprochen hat angesichts von tausenden Menschen, die nichts zu essen hatten. „Ich habe Erbarmen mit dem Volk“ – Misereor super turbam. – Da wir alle Glieder an seinem Leibe sind, sollten wir uns dieses Wort der Barmherzigkeit ganz zu Eigen machen und in unser Herz aufnehmen und zum Motor werden lassen für ein sinnvolles Fasten in einer gottvergessenen Welt, die – wie es scheint – immer nur noch mehr haben will und damit an wahrem Menschsein verliert.  Wir alle sind Glieder am Leibe Christi: „Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit“, wir alle sind gerufen, an die Stelle der Globalisierung des Profits und des Elends die Globalisierung der Solidarität und der Barmherzigkeit zu setzen.

Wenn wir spürbar auf etwas verzichten, was wir haben und zwar konkret und solidarisch, barmherzig und großzügig, dann folgen wir der Fruchtbarkeit des Weizenkorns, das weggegeben wird, eingesenkt in unsere gemeinsame Erde und so Frucht bringt für alle.

Das Gebet des „Vater unser“, das wir doch wohl jeden Tag sprechen, erinnert uns – wenn wir dafür wach sind – es erinnert uns, dass das Brot in der Erde „unser“ Brot ist, nicht nur mein Brot. Gott hat sich das nicht so gedacht, wie wir das manchmal bei Fischen oder unseren Schwänen beobachten: Menschen stehen am Ufer und werfen Brotstückchen ins Wasser. Die Tiere kommen heran, und eines schnappt es den anderen weg. Es ist eigentlich ein trauriges Spiel, oft auch „das Spiel der Menschen“. Das Essen des Brotes sollte gerade für Menschen nicht nur Nahrungsaufnahme sein, sondern es sollte Gemeinschaft stiften: So wird es zu „unserem“ Brot. „Eine gesegnete Mahlzeit“ kann es für uns Menschen, zumal für uns Christen nur geben, wenn es geteiltes Brot ist, unser Brot und somit Gottes Brot.

Damit werden wir die Erde nicht zum Paradies machen, in dem uns die Früchte in den Mund fallen, aber wir werden sie menschlicher machen, weil wir mit einer Geste der Barmherzigkeit Leben ermöglichen und Hoffnung aufleuchten lassen. Auf jeden einzelnen Menschen kommt es an:

„Immer sind es die Menschen,
du weißt es;
ihr Herz ist ein kleiner Stern,
der die Erde beleuchte“.
(R. Ausländer)


Domdekan em. Prälat Prof. Dr. Otto Mocht

 

Pfarrer Roland Rettenmaier

Pfarrer
Roland Rettenmaier

Geistliches Wort - 02|2018

Irdische Heimat – Heimat im Himmel

Liebe Leserinnen und Leser von Glaube und Heimat,
ich habe im Herbst im Mühlviertel Urlaub gemacht. Meine Mutter, meine Tante, meine Großeltern sind alle schon gestorben. Für sie war Deutsch Reichenau mit seinen einzelnen Dörfern die böhmische Heimat, die sie durch die Vertreibung verloren haben. Ich wollte in dieser Zeit Erfahrungen mit der Heimat meiner mütterlichen Vorfahren sammeln. Ich bin durch viele wunderbare Erfahrungen reich beschenkt wieder nach Hause gefahren. Ich weiß inzwischen, wie weit sich die Spuren meiner mütterlichen Vorfahren zurückverfolgen lassen. Der Ort Deutsch Reichenau wurde zwar für immer ausgelöscht, die Kirchenbücher sind erhalten geblieben und damit das Wissen um die Reihe der Vorfahren. Die Spuren meiner Lang Vorfahren lassen sich lückenlos bis ins Jahr 1643 zurückverfolgen. Mich hat die wunderschöne Landschaft sehr berührt. Ich habe das Mühlviertel Deutsch in Haslach und an anderen Orten gehört und mich daran erinnert, so haben meine Großeltern Josef und Maria Lang gesprochen. Ich bin in Bad Rappenau Grombach in Nordbaden aufgewachsen. Grombach ist mein Heimatort. Ich kann das Mühlviertel Deutsch nicht sprechen. Mir ist bewusstgeworden, dieser typische Sprachklang gehört auch zu dem, was ich mit Heimat verbinde. Er verbindet mich mit meinen mütterlichen Vorfahren aus dem Böhmerwald.
Ich habe Fritz Bertelwieser gebeten, dass er mich an die Orte führt, an denen vor der Vertreibung das Haus meiner Großeltern auf der Guggizerhöh und das Haus meiner Urgroßeltern, der Lindnerhof in Multerberg standen. Mir hat es gut getan an Orten zu stehen, an dem meine Vorfahren gewohnt haben. Und ich bin auf meiner Reise im Mühlviertel zum ersten Mal in meinem Leben einigen Großcousinen und Großcousins begegnet. Zu diesen Verwandten war der Kontakt durch die Vertreibung abgebrochen gewesen. Es tut gut zu wissen, so viele Verwandte von mir leben im Mühlviertel.

Unser Glaube zeigt uns, was für uns als Glaubende Heimat ist. Am 14. Februar feiern wir in diesem Jahr den Aschermittwoch. Wir bereiten uns in der Fastenzeit auf Ostern vor, erinnern uns an Jesu Leiden und Sterben. In einigen Lesungen der Fastenzeit werden wir auch an die Zeit erinnert, in der das Volk Israel 40 Jahre lang durch die Wüste Sinai zog, um das gelobte Land zu erreichen. Für uns Christen ist das gelobte Land auf das wir zugehen, das himmlische Jerusalem, die ewige Heimat, das ewige Leben bei Gott.  Jesus hat uns den Weg dorthin durch sein irdisches Leben, durch sein Leiden und Sterben und seine Auferstehung freigeräumt. Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Ihr Glaube, ihre Liebesfähigkeit und ihre Hoffnung auf die himmlische Heimat in dieser Fastenzeit viele gute Nahrung bekommt.

Ihr Roland Rettenmaier

 

Domkapitular i.R. Alois Ehrl, Stellv. Vorsitzender von „Glaube und Heimat“

Domkapitular i.R. Alois Ehrl,
Stellv. Vorsitzender von
„Glaube und Heimat“

Geistliches Wort - 01|2018

Wenn der Herr will

 „Ihr aber, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in diese oder jene Stadt reisen, dort werden wir Handel treiben und Gewinne machen -, ihr wisst doch nicht, was morgen mit eurem Leben sein wird. Rauch seid ihr, den man eine Weile sieht; dann verschwindet er. Ihr sollt lieber sagen: Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun“ (Jak 4,13-17).
Wieder haben wir ein neues Jahr begonnen. Was wird es uns bringen? Ist es unser Verdienst oder ist es Gottes Geschenk an uns?  Zu diesen Fragen gibt uns der Jakobusbrief Antwort in Form von zwei Fragen: 1. Woher wisst ihr denn, was morgen sein wird? 2. Was ist euer Leben? Jakobus stört sich neben der einseitigen Ausrichtung auf Reisen, Handel und Gewinn an der  Selbstsicherheit, in der viele Menschen leben. Woher, so sein kritischer Einwand, nimmt man eigentlich die Gewissheit, dass morgen noch die gleichen Lebensbedingungen herrschen wie heute? Ist man sich darüber im Klaren, was unser Leben ist? Und dann schreibt Jakobus uns ins Stammbuch, was zu den Grunderkenntnissen des biblischen Glaubens gehört und also jeden angeht: Für ihn gleicht das Leben einem Rauch, der aufsteigt und nach einer Weile wieder verschwindet.
Was für ein Bild! Es sagt uns: Unser Leben kann so schnell sich ändern, auch wenn wir glauben, es im Griff zu haben. Es kann von einem Augenblick zum andern vorbei sein: ein Herzversagen, ein Unfall, ein Terroranschlag, eine heimtückische Krankheit. Die Versuchung ist groß, diese Wirklichkeit zu verdrängen. Müssten wir nicht alle wissen: Leben ist ein Hauch, ein Augenblick - vor Gott ein Nichts: „Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben“, heißt es im 39. Psalm. Was nutzt das Anhäufen von Geld und Besitz, wenn nichts davon bleibt? Wie Jakobus hier über den selbstsicheren, gewinnorientierten Menschen urteilt, ist nicht besonders freundlich. Dennoch verbirgt sich dahinter eine tiefe Wahrheit.
Jakobus belässt es nicht bei der Mahnung, nur auf Handel und Gewinnemachen aus zu sein. Er bietet eine Alternative an: „Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun.“ Er setzt für alles Tun  eine Bedingung voran: „Wenn der Herr will.“ Unter dieser Voraussetzung verändert sich alles im Leben.  Überheblichkeit ist da nicht am Platz. Und das Planen? Es wird nicht überflüssig, aber es wird relativiert. Die von Jakobus empfohlene Bedingung gehört zu den Grundüberzeugungen unseres Glaubens: „So Gott will, werden wir leben.“ Jeder und jede sollen bedenken: Mein Leben kann schon morgen ganz anders aussehen. Alle meine Pläne können morgen schon über den Haufen geworfen sein. Schon morgen kann ich nicht mehr im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte sein. Schon morgen kann ich alles verlieren: meine Gesundheit, meine Selbständigkeit, meinen Lebenspartner, meine Geborgenheit.
Wer kann von sich behaupten, dass ihm so etwas nicht widerfahren kann? Wir haben Hoffnungen,  wir tragen Bitten im Herzen,- aber eine Garantie für die Erfüllung unserer Wünsche und Sehnsüchte haben wir nicht. Wenn wir also unter dieser Bedingung „So Gott will, werden wir leben“ im neuen Jahr ans Werk gehen, dann geben wir eine ungute Selbstüberschätzung auf, an der Jakobus Anstoß nimmt. Wer mit Gott rechnet, verrechnet sich nicht. Das, was das Leben zum Segen macht, die Güte und Menschenfreundlichkeit, die wir von Gott abschauen können,  sollen zur Geltung kommen. So wären gute Vorsätze für das neue Jahr  erstens wachsam zu sein für das Anklopfen des Herrn an die Tür unserer Herzen bei Begegnungen mit Menschen in Not. Dann das Bewusstsein, dass der Herr uns braucht, um seine Liebe in die Welt zu bringen. Und schließlich die Bereitschaft, unsere Möglichkeiten zu nutzen, wo wir Gutes tun können.

Alois Ehrl, DK em.

 

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