Siegfried Weber,
Vorsitzender
von Glaube und Heimat

Geistliches Wort - 12|2022

Liebe Leserschaft von Glaube und Heimat,

Advent 2022, wenn ich diese Zeilen schreibe, scheint die Sonne durch mein Bürofenster, viele Soldaten gehen kurzärmlig über den Kasernenhof. Rein wettertechnisch ist mir überhaupt nicht nach Advent bzw. dem kommenden Weihnachtsfest zumute. Auch sonst sind meine Gedanken mit ganz anderen Themen befasst. Der Krieg in der Ukraine ist in vielen Bereichen meines Dienstes präsent, vor allem natürlich auch durch die Medien. Es sind schreckliche Bilder der Zerstörung. Welcher Hass muss hier wirken, um sinnlos Infrastruktur zu bombardieren, um die Zivilbevölkerung ohne Strom, Wasser und Heizung einer winterlichen Notlage preiszugeben. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir uns heuer in dieser Situation wiederfinden? Waren wir gerade dabei, die Corona Krise zu überwinden und ein Stück wieder zur Normalität zu finden, bricht dieses Unglück über die Ukraine herein und wird zu einer Katastrophe mit weltweitem Ausmaß nicht nur für die Menschen in den Kriegsgebieten. Nahrungsmittelknappheit befeuert Hungersnöte bei den ärmsten Menschen, die eh schon viel ertragen müssen. Getreide und Pflanzenöl werden als Waffe eingesetzt, auch um Migrationswellen Richtung Europa auszulösen. Aber auch bei uns werden die Preise für Nahrung und Energie nach oben getrieben und immer mehr Menschen kommen an finanzielle Grenzen, darunter Familien auch viele kleine Handwerksbetriebe. In alle dem scheint unsere Politik nicht in der Lage gemeinsame Linien zur Lösung der Probleme aufzuzeigen, die sich an Vernunft und Machbarkeit orientieren jenseits politischer Ideologien. Das Tragische aber ist, diese Situation ist ja nicht plötzlich vom Himmel gefallen. Schon lange sagt, schreibt und tut Präsident Putin Dinge, die uns hätten alarmieren müssen. Aber nichts ist passiert. Spätestens mit der Annektierung der Krim hätte zumindest Europa aufwachen müssen. Parallelen in die 30er Jahre sind erkennbar, als niemand so recht glauben wollte, dass Adolf Hitler tut, was er schreibt und sagt. Die Katastrophe am Ende haben auch viel von euch tragen müssen, nicht zuletzt in Flucht und Vertreibung.
Liebe Leserinnen und Leser, so beginnen wir diesen Advent und hören in den Gottesdiensten des 1. Adventssonntag mahnende Worte des Evangelisten Matthäus. Von Drangsal und Kosmischen Ereignissen ist die Rede. Am Ende steht das Kommen des Menschensohnes. „Lernt und erkennt aus den Zeichen der Zeit“, das ist die Aufforderung und Zusage Jesu, dass zwar alles vergehen wird, seine Worte, seine frohe Botschaft und Taten werden nicht vergehen. Das gibt uns Mut gibt, mitten in dieser Situation nicht zu verzweifeln, oder gar das Ende der Welt zu prophezeien. „Darum haltet auch ihr euch bereit“, das ist keine Drohung, sondern eine Grundhaltung für uns Christen. Die Tage des Advents sind eine Chance uns auf das wesentliche zu besinnen, was uns als Christen ausmacht. Nicht den Sand in den Kopf stecken, sondern gerade jetzt mit wachen Augen zu sehen und zu helfen, wo es Not tut. Sich zu prüfen, welchen Beitrag kann ich aus Christlicher Solidarität auch geben, um z.B. Energie zu sparen. Bei ehrlichem Überlegen gibt es sicher für jeden Dinge, die entbehrlich sind und uns trotzdem nicht ärmer machen. Das schlimmste wäre jetzt eine Spaltung in unserer Gesellschaft und ein Zerfall Europas. Dann hätte dieser Mann im Kreml sein größtes Ziel erreicht. Gerade die Heimatvertrieben haben damals nach dem 2. Weltkrieg ein Beispiel gegeben, was alles möglich ist. Gott sei Dank sind wir heute nicht annähernd in dieser Situation von damals und darum können wir einen entscheidenden Beitrag geben. Eines ist Gewiss, die Friedensbotschaft von Weihnachten wird auch in diesem Jahr erklingen, vielleicht sogar lauter als sonst und dieser Friede von Gott wird das letzte Wort haben. Leben, beten und handeln wir jetzt in diesen Tagen als Menschen, die zeigen, dass wir in Gottes Wohlgefallen stehen und Zeugen seines Friedens sind, wo immer es möglich ist. Und eines zum Schluss: Nicht alle Menschen in Rußland heißen Putin! Vergessen wir auch diese nicht, die dort unter dem Krieg leiden, die als Soldaten in eine „Spezialoperation“ ziehen müssen und es gar nicht wollen, die eingesperrt werden, weil sie die Wahrheit sagen und vom Krieg sprechen. Beten wir auch für sie!
Ich wünsche Euch allen eine gesegnete Adventszeit und das Licht des wiederkommenden Christus an der Krippe von Weihnachten.

Euer Siegfried Weber,
Vorsitzender und Kanoniker in Budweis

 

Domkapitular i.R. Alois Ehrl, Stellv. Vorsitzender von „Glaube und Heimat“

Domkapitular i.R. Alois Ehrl,
Stellv. Vorsitzender von
„Glaube und Heimat“

Geistliches Wort - 10|2022

Marias Follower

Marias Follower
Der Oktober wird in unserer katholischen Kirche auch der Rosenkranzmonat genannt. In dem Gebet des Rosenkranzes, zu dem die Kirche  in diesem Monat besonders aufruft, betrachten wir mit Maria die Geheimnisse unserer Erlösung. Die Mutter des Herrn hörte als Erste vom Erzengel Gabriel das Versprechen der Erlösung der Menschheit aus der Macht des Bösen und des Todes. Für dieses Werk bezog sie Gott in seinen Heilsplan ein. Sie sollte den von Gott gesandten Sohn der Welt bringen. Weil Maria sich öffnete für den Plan Gottes mit ihr, konnte seine Gnade in ihr überaus Großes und Heilbringendes wirken. Auch mit uns hat Gott Gutes vor. Wir können von Maria die Offenheit für Gott abschauen und uns von ihr beeinflussen lassen, ihm und seinem Wort zu vertrauen in allem, was auf uns zukommt und geschieht.
Von den sozialen Netzwerken kennen wir die Begriffe Influencer und Follower. „Influenc“ bedeutet so viel wie Einflussnahme. Influencer haben einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln sehr vieler Menschen. Sie sind in der Regel Personen, die über die sozialen Netzwerke für Produkte werben und Einfluss nehmen auf die Massen. Sie beeindrucken durch soziale Autorität, durch ihre Vertrauenswürdigkeit, durch ihre Kreativität und durch ihre Verlässlichkeit. Diejenigen, die solchen Influencern folgen, ihre Freunde und Anhänger werden, das sind die Follower.
In dieser unserer gegenwärtigen Krisenzeit durch Corona, durch den Ukrainekrieg, durch die Wirtschafts- und Klimakrise mit den damit verbundenen  Gefahren, Ängsten und Nöten empfiehlt es sich, Follower einer Influencerin zu werden, die in gefühlter Ohnmacht trotzdem zu Zuversicht und Hoffnung motivieren kann. Ihr Name: Maria. Die junge Frau aus Nazaret wusste noch nichts von sozialen Netzwerken, von Influencern und Followern und sie strebte es auch nicht an, möglichst viele Anhänger hinter sich zu scharen. So gesehen war sie keine Influencerin im heutigen Sinn. Aber ohne es zu wollen, „wurde sie die Frau mit dem größten Einfluss aller Zeiten“ - Worte von Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Panama. „Maria, die Influencerin Gottes“- mit diesem Bild gelang es dem Papst, an die Lebenswirklichkeit junger Menschen anzuknüpfen.
Marias Einflusspotential im Spiegel von heute scheint auf den ersten Blick nicht groß zu sein. Doch im Umgang mit den Krisen und Bedrängnissen von heute lohnt sich ein Blick, was ihr Halt, Kraft und Zuversicht gegeben hat. In den Bedrängnissen ihrer Lebensgeschichte hat sie ihr tiefes Vertrauen auf Gottes verlässliches Wort getragen: im Ja zu Gottes Plan, ohne zu wissen, was da alles auf sie zukommt, in der Erfahrung der Obdachlosigkeit während der Geburt ihres göttlichen Sohnes, im Sich-Einlassen auf die immer wieder in ihrem Glauben herausfordernde Worte und Schritte ihres Sohnes, nicht zuletzt im Aushalten unter dem Kreuz Jesu.
Lasse ich mich von Maria beeinflussen und ihrem vorbehaltlosen Vertrauen auf Gottes Wort und werde in diesem Sinn ihr Follower, ihre Followerin, kann das auch mich innerlich festigen. Und ich kann in aller Bedrohung spüren, dass Gottes Wort wie Licht in der Nacht und meines Fußes Leuchte ist auf dem Weg durch diese oft nicht leichten Tage.

Alois Ehrl, DK i.R.

 

 

Pfarrer
Johannes Schaufler

Geistliches Wort - 08-09|2022

Liebe Leserinnen, lieber Leser der Monatsschrift „Glaube und Heimat“,

jetzt hören wir wieder vermehrt: „Ich bin weg, fahre in den Urlaub, brauche Tapetenwechsel. Und komme erst in einigen Wochen wieder.“ Wir in Bayern sind das letzte Bundesland mit Sommerferien.
Ferien, dieses Wort wird oft in Verbindung mit Schule verwendet und meint demnach: schulfreie Zeit. Früher sagte man auch Vakanz dazu.
Das Wort Urlaub meint Ähnliches: ich bin für eine gewisse Zeit nicht an den Rhythmus der Arbeit und des Lohnerwerbs gebunden, brauche nicht auf die Uhr zu schauen, um pünktlich zu sein.
Urlaub meint im Tiefsten: Erlauben; ich erlaube mir, mal nichts zu tun. Und der Arbeitgeber erlaubt es mir auch.
Die Generation unserer Eltern kannte keinen Urlaub. Im Stall und auf dem Feld gibt es keinen Urlaub. Man konnte es sich nicht erlauben, die Tiere und die Felder sich selbst zu überlassen. Ich meine aber, trotz all der Pflichten konnten unsere Vorfahren oftmals besser auftanken und waren wohlgestimmter und zufriedener als wir heutzutage. Warum?
Deren Zeit war knapp bemessen, etwa die Nachmittage am Sonntag oder an kirchlichen Feiertagen, wie Maria Himmelfahrt oder Kirchweih. Und genau diese Zeit wussten sie zu nutzen: im geselligen Beisammen-Sein, beim Tanzen und Musizieren, beim Sitzen und Schauen. Einfach teilnehmen an der Freude der anderen. „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart“, so sagt es uns der Mystiker Meister Eckhart (1260 – 1328). Hinsitzen und sich erlauben, nichts zu tun, das ist einfach wohltuend!
Und wir heutzutage? Auch da gibt es einen bekannten Ausspruch: „Als sie das Ziel aus den Augen verloren, verdoppelten sie ihre Anstrengung.“ So sagt es Mark Twain, ein amerikanischer Schriftsteller (1835 – 1910). Zwei Urlaube oder gar drei und dazu noch jedes Wochenende, aber die innere Unruhe bleibt, Zufriedenheit stellt sich oftmals dennoch nicht ein.
Was ist zu raten? Glücklich ist, wer einen Garten hat. Denn wer in einen Garten geht, der lässt die Hetze hinter sich; er begegnet einer anderen Zeit als der Uhrenzeit: der Naturzeit. Man wird ruhig und zugleich lebendig. Haben Sie einen Garten? Und womöglich eine Bank im Garten? Einen Lieblingsplatz? Sie Glückliche, Sie Glücklicher!
Sie können schnuppern, genießen, gießen – und das Unkraut Unkraut sein lassen. Erlauben Sie sich diese Zeit. Sie ist wertvoll!
Ihnen von Herzen einen schönen Urlaub – am besten täglich!

Schaufler Johannes,
Pfarrer in Gundelfingen/Donau

Zu meiner Person:
Mein Vater stammt aus Rosenthal (Kreis Kaplitz) und meine Mutter stammt aus Mutzgern (Pfarrei Höritz). Ich bin zur Zeit als Pfarrer in Gundelfingen/Donau und zugleich Dekan im Dekanat Dillingen tätig. Beides gehört zur Diözese Augsburg.

 

Pfarrer Anton Gruber

Geistliches Wort - 07|2022

Das Undenkbare ist Wirklichkeit geworden.
Es herrscht Krieg in Europa.

Diese Zeilen schreibe ich heute am Tag 100 des unseligen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. Bomben und Raketen zerstören Städte und Dörfer, Soldaten fallen auf beiden Seiten und selbst die Zivilbevölkerung wird nicht verschont, sondern findet sich oft mitten im Zentrum des Vernichtungskrieges. Millionen von Menschen sind auf der Flucht oder haben ihr Zuhause verloren.
Ich überlege mir, was die Schreckensbilder, die uns täglich über die Medien erreichen, wohl bei denen auslösen müssen, die vor gut 75 Jahren am Ende des Zweiten Weltkrieges Ähnliches erleiden mussten: Flucht, Vertreibung, den Verlust der Heimat. Wieder sind es die Großmachts-Phantasien eines vermeintlichen mächtigen Staatsmannes, die zu solch einer fatalen Entwicklung geführt haben. Lernen die Menschen denn nichts dazu?
Als Christ schaue ich naturgemäß zurück auf Jesus und seine Zeit. Und leider muss ich erkennen: auch damals war es kaum anders als heute. Jesus Christus selbst ist genau wie die vielen unschuldigen Opfer heute in das intrigante Spiel von Rechthaberei und Machtpolitik geraten. Seine Botschaft des Friedens, der Liebe und des Miteinanders eckte bei denen an, die das Sagen hatten. Das Ende vom Lied kennen wir alle: sein Tod am Kreuz. Aus, vorbei, gescheitert auf ganzer Linie.
Doch so ganz stimmt diese Aussage dann doch nicht. Zwei Fakten sprechen dagegen. Zum einen glauben heute, beinahe 2000 Jahre danach, weltweit über zwei Milliarden Menschen an diesen Jesus Christus und nehmen sich  ihn zum Vorbild. Zum anderen hat durch die Auferweckung Jesu Gott selbst sein Urteil gesprochen hat. Und dieses lautet: Der Weg Jesu, der Weg des Friedens und der Liebe ist der richtige Weg. Gott selbst hat die Botschaft seines Sohnes bestätigt.
Leider Gottes ist es allerdings so, dass sich diese Friedensbotschaft hier auf Erden nicht sofort Wirkung verschafft. Beim Blick auf das Schicksal der Jünger Jesu zeigt sich dies ganz deutlich: Sie mussten Verfolgung und die meisten sogar den Tod für ihre Sendung erleiden.
Es zeigt sich, dass Jesus in seiner Predigt seinen Zuhörern niemals den sofortigen Himmel auf Erden versprochen hat. Wer dies meint, ist einer falschen sektiererischen Verkündigung aufgesessen.
Was allerdings seine Verheißung und Zusage beinhaltet, ist, dass Gott immer bei denen ist, die versuchen, den Weg des Friedens, der Versöhnung und der Liebe zu gehen.
Das ist der einzige Weg, der sich eines Christen geziemt. Das ist der Weg, der am Ende uns alle zur großen Verheißung des Reiches Gottes führt. Auf diesem Weg müssen wir zwar vieles erleiden und erdulden, auf diesem Weg sind wir aber auch der Zustimmung und des Segens Gottes gewiss.

So wünsche ich Ihnen die Geduld, die Kraft und auch die Liebe des Heiligen Geistes, den wir in dieser Welt so dringend brauchen!

Ihr
Pfarrer Anton Gruber, Weil der Stadt

 

Pfr. Gerald Warmuth

Geistliches Wort - 06|2022

Kollektive Schuld

Die von uns, die Flucht und Vertreibung noch selbst erlebt haben und die Nachgeborenen, die diese Erfahrung mit der Muttermilch geerbt haben wir sind dieses Jahr mit Ereignissen konfrontiert, die in uns das erfahrene Leid wieder wach rufen.
Ein Eroberungskrieg in Europa lässt Menschen aufeinander schießen, bloß weil sie einer anderen Nationalität angehören. In unserer menschlichen Veranlagung sind wir Herdentiere, die einem Stamm angehören und die sich gegen alle anderen Stämme abgrenzen. Ein Feindbild hält uns zusammen.
Als Christen haben wir diesen Mechanismus eigentlich überwunden. Gott hat nicht Deutsche und Tschechen erschaffen, nicht Russen und Ukrainer, nicht Schwarze und Weiße, nicht Christen und Muslime. Er hat uns als Menschen geschaffen, als  Mann und Frau.
Jesus hat heimatlose Menschen gesammelt und sie zu einer geschwisterlichen Gemeinde, einer Familie verbunden. Dort wo diese Botschaft nicht mehr gelebt wird, fallen Menschen zurück in Nationalismus und kollektives Denken. Es droht wieder eine kollektive Schuldzuweisung und eine kollektive Bestrafung, wie vor fast hundert Jahren. Es droht wieder eine ethnische Säuberung die Menschen entwurzelt und Landschaften entvölkert. Ohnmäch-tig sehen wir diesem Geschehen zu.
Wir können um eine menschliche Lösung beten und unsere Stimme gegen das kollektive Denken in Nationen und Religionen erheben. Mit Waffen kann ein Krieg nicht beendet werden, er wird durch Siege immer nur verlängert. Nur eine Versöhnung kann einen Krieg beenden. Wir können das als unser Erbe verstehen, Werkzeuge der Versöhnung zu sein und uns einzusetzen gegen das kollektive Denken, gegen die Einteilung von Menschen in Nationen und Konfessionen. Und wir können denen Aufnahme gewähren, die, wie wir einst, als Fremde in ein fremdes Land kamen, mittelos vor einem neuen Anfang  stehend, Opfer des Denkens in Nationen. Und wir können uns für die Auflösung dieses Phantoms einsetzen, dass die Einteilung in eine Nation eine Berechtigung besitzt. Unsere Heimat ist Südböhmen,  aber wir sind wie alle anderen Menschen Kinder Gottes.
 
So grüße ich Sie am Beginn des Sommers. Viele werden auch dieses Jahr an den Treffen der Heimatgemeinden in Tschechien teilnehmen. Zusammen mit den tschechischen Bewohnern unserer Heimat können wir Schritte der Versöhnung setzen, die unsere Welt so dringend braucht. Unser Glaube an Gott und unsere Liebe zur Heimat mögen uns zu Werkzeugen des Friedens machen, gegen die Waffen von Hass und Nationalismus.

Gerald Warmuth (Pfarrer  der Seelsorgeeinheit  Hohenneuffen)

Studiendirektor a. D.
Hans Martetschläger
© Kerstin Schmeiser-Weiß

Geistliches Wort - 05|2022

Liebe Leserinnen und Leser!

Wir gehen in den Marienmonat Mai und befinden uns in einer dunklen Weltzeit.
Der 24. Februar hat mit Wucht die Welt verändert. Was unvorstellbar schien, ist Wirklichkeit geworden: Es ist Krieg in Europa. Die russische Armee überfällt die Ukraine, einen souveränen Staat.
Papst Franziskus hat am 25. März, dem Fest der Verkündigung des Herrn an Maria, die Weihe der Welt und besonders von Russlands und der Ukraine, dem Herzen Mariens erneuert. Er bezieht sich dabei auf die Botschaft unserer lieben Frau von Fatima.
Im Folgenden möchte ich uns die Ereignisse von Fatima für unseren Weg durch den Mai ans Herz legen.
Am 13. Mai 1917 erschien Maria erstmals den Hirtenkindern Lucia, Franzisco und Jacinta. Von Anfang an verband sich ihre Botschaft mit der Bitte, zu beten für die Sünder, Buße zu tun, Opfer zu bringen, den Rosenkranz zu beten. Vor allem soll für Russland gebeten werden, sonst werde es seine Irrtümer über die Welt ausbreiten und eine Zeit des Unfriedens bringen. Am 13. Oktober 2017 war die letzte Marienerscheinung und im Oktober 1917 brach in Russland die Oktoberrevolution aus. Es begannen in erbitterten Kämpfen der Siegeszug des Kommunismus und seine Ausbreitung mit Terror, Krieg über die Welt.
Die Diktatur des Nationalsozialismus folgte der Zweite, noch schrecklichere Weltkrieg. Ihn hatte Maria vorausgesagt, wenn die Menschen nicht umkehren und aufhören, Gott zu beleidigen. Ist genug gebetet worden?
Österreich hat in seiner Not nach dem Zweiten Weltkrieg unter russischer Besatzung eine Demonstration des Glaubens gegeben. Pater Petrus Pavlicek, aus der Kriegsgefangenschaft 1946 zurück. Unternimmt eine Wallfahrt von Wien nach Maria Zell. Vor dem Gnadenbild vernimmt er in sich deutlich die Stimme: „Tut, was ich euch sage, und ihr werdet Frieden haben.“
Das sind genau die Worte der lieben Frau von Fatima; ihr Auftrag ist: Gebet, Buße, Umkehr, Rosenkranz. Pater Petrus überlegt und betet, wie er diesen Auftrag erfüllen könne. Am 2. Februar 1949 gründet er eine Gebetsgemeinschaft im Geiste von Fatima und gibt ihr den Namen „Rosenkranz-Sühne-Kreuzzug“ (RSK).
Er macht sich auf durch ganz Österreich, unterstützt von vielen Helferinnen und Helfern, mit einer Marienstatue auf den Weg und wirbt für das Gebet für die Befreiung von der russischen Besatzung. Er bringt Tausende Rosenkranz betend auf die Straße, in die Kirchen. Im Jahr 1955 hat der RSK die Zahl von 500.000 betende Mitglieder erreicht, darunter Bundeskanzler Figl und Außenminister Raab.
Als die Verhandlungen der vier Siegermöchte USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich beginnen, sagt der russische Außenminister Molotow zum österreichischen Kanzler Figl: „Machen sie sich keine Hoffnung. Was wir Russen einmal haben, geben wir nicht mehr her.“
Aber das Wunder geschah. Nach 354 ergebnislosen Sitzungen der Großmächte gelang es, für Österreich einen Staabvertrag zu erhalten und die Sowjetunion zog sich aus Österreich zurück. Die Macht des Gebetes, der Fürbitte Mariens!
Wie sollte es nun mit dem RKS weitergehen?
Vom Bischof von Fatima bekam P. Petrus Pavlicek die Antwort: „Was sie bisher für Österreich getan haben, das tun sie jetzt für die Welt!“ So setzt sich dieses Gebet fort.
Beispiel: Wiedervereinigung Deutschlands. „Mit allen hatten wir gerechnet. Nur nicht mit der Macht des Gebetes“, sagte ein Minister der DDR nach dem Fall der Mauer.
Schauen wir auf den Umsturz in der Sowjetunion. Zwei Personen sind prägend: Der russische Präsident Gorbatschow und Papst Johannes Paul II. Beide sind Botschafter des Friedens, der Versöhnung. Von Polen ausgehend gewinnt die Hoffnung auf Freiheit Raum in ganz Osteuropa.
Das Ende des Kalten Krieges, das Aufblühen der Freiheit, die Wiederkehr des Glaubens. In Russland entstehen die verödeten Klöster neu und erfüllen sich mit jungem Leben. Kirchen werden renoviert, Kinder getauft, ja, 70 Prozent der Russen bekennen sich zur orthodoxen Kirche, Präsident Putin lässt in die russische Verfassung wieder den Gottesbezug einfügen und besucht mit dem ganzen Parlament den Gottesdienst. Beispiel: Die EU, Europäische Union, hat den Gottesbezug aus der Verfassung gestrichen. Diese Einwicklungen im russischen Volk scheint ein Hinweis, dass sich die Aussage der Madonna von Fatima sich zu erfüllen beginnt, dass ihr mütterliches Herz siegen, Russland sich bekehren und eine Zeit des Friedens kommen wird.
Und jetzt zeigt sich das andere Gesicht, das der Regierung in Moskau: zurück zu den alten Machtverhältnissen, Krieg, Gewalt, Mord. Nach dem Frühling – der eiskalte Frost. Das Opfer ist auch das eigene Volk. Das „Friedenslamm“ erweist sich als „bösartiger Wolf“. Die Botschaft von Fatima gibt uns eine Hoffnung. Johannes Paul II wurde für die Sowjetunion zum Staatsfeind Nummer 1. Deshalb sollte er sterben.
Das Attentat auf „den Bischof im weißen Gewand“ (so sah die Seherin Lucia den Papst unter Schüssen zusammenbrechen) misslang. Nach seiner Genesung sagte der Papst: „Eine Hand hat die Kugel geschickt – eine andere hat sie gelenkt.“ Als Dank für diese „Lenkung“ ließ Papst Johannes Paul diese Kugel bei seinem letzten Besuch in Fatima in Krone der Statue der Madonna einfügen, gezeichnet schon vom nahen Tod.
Ich denke, Fatima hat uns viel zu sagen. Maria, die Königin des Friedens bittet uns um unser Gebet, um Buße und Umkehr. Jesus hat sie am Kreuz uns zur Mutter gegeben. Sie bittet uns, mit ihr den Kampf gegen die Mächte der Finsternis zu bestehen: Die Mittel kennen wir. Stellen wir uns mit ihr an die Seite des Volkes in der Ukraine, auch an die Seite des russischen Volkes unter dem Druck des Diktators und beten wir auch für ihn um die Gnade der Umkehr.

Maria mit dem Kinde lieb,
uns allen deinen Segen gib!

Schauen Sie betend und hoffnungsvoll in die Zukunft, denn: Das Beste liegt nie hinter uns, sondern immer vor uns!

Studiendirektor a. D. Hans Martetschläger

 

Hubert Panhölzl

Geistliches Wort - 04|2022

„Christus ist wahrhaft auferstanden!“,

Zur Feier des Osterfestes im Jahr 2022
Die Feier der Osternacht ist Höhepunkt aller liturgischen Feiern des Kirchenjahres. Diese Nacht wird erhellt vom Glanz aus der Höhe. Jubel des neuen, des ewigen Lebens durchströmen die Lieder und heiligen Worte und Handlungen des Osternachtgottesdienstes. Am Osterfeuer, im Dunkel vor der Kirche draußen, nimmt das feierliche Geschehen seinen Anfang. Feuer, ein Zeichen, das sonst in der Liturgie selten vorkommt, ist faszinierende Materie, die durch Flamme verwandelt, das Feuer leuchtet und wärmt, es brennt aber auch zerstört. Über das Osterfeuer spricht der Priester ein Segensgebet, damit dieses Urelement hier ganz dem Guten diene. An ihm entzündet er die Osterkerze und verkündet: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.“ Ein Kreuz, die Wundmale der fünf Wunden, die Jahreszahl und das Alpha und Omega kennzeichnen die lichtspendende Osterkerze als Symbol des auferstandenen Christus, des Herrn der ganzen Welt. Sie allein, die Eingangs der Prozession vorausgetragen wird, erleuchtet das dunkle Gotteshaus. Bekennend und dem Licht der Welt huldigend, erschallt dreimal der Siegesruf „Lumen Christus“ und alle singen als Antwort „Deo gratis“ und empfangen das Licht Christi für alle mitgebrachten kleinen Osterkerzen, Symbol des Christseins. Vor der nahe beim Altar aufgestellten und mit Weihrauch geehrten Osterkerze hebt nun, Höhepunkt dieser Lichtfeier, das „Exultet“ an. Das Osterlob und die hymnische Sprache dieses Hochgesangs auf den Erlöser lassen das aufkommen, was in der lateinischen Liturgie selten ist: Begeisterung. Das so erleuchtete und lobpreisende Herz ist nun geöffnet zum besinnlichen Hören auf Gottes Wort. Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament führen im Wortgottesdienst der Osternacht aus der Enge des Alltags und rufen Gottes Weg mit den Menschen in gläubige Erinnerung: Die Erschaffung der Welt, Israels Befreiung aus Ägypten, durch die Propheten verkündete Umkehrrufe Jahwes an sein untreues Volk und die stets erneuerte Verheißung Gottes, Israel und alle Völker zu erlösen – in einem neuen, ewigen Bund. Auf jede Lesung antworten ein meditativer Gesang und ein Gebet. Nach den alttestamentlichen Lesungen erklingt das Gloria, begleitet von der erstmals wieder ertönenden Orgel und der Glocken. Die Lesung aus dem Römerbrief des Apostels Paulus verkündet das Geheimnis des Einswerdens mit Christus im Sakrament der Taufe. Vor dem Osterevangelium wird das Halleluja, das seit dem Aschermittwoch verklungen war, feierlich angestimmt und im Wechsel zwischen Priester und der Gemeinde gesungen. „O seliges Halleluja“ preist Augustinus diesen Himmel und Erde erschallenden Jubelruf. Dort und hier gibt es Lob Gottes; hier von Seiten derer, die noch in Sorge sind, dort aber von den Siegern in Ewigkeit. Hier in Hoffnung, dort aber in Erfüllung. Hier auf dem Weg, dort aber in der Heimat.“
Die Tauffeier mit der Allerheiligenlitanei und der Weihe des Taufwassers und der Besprengung mit dem Osterwasser, wenn die Taufe in dieser Nacht gespendet wird, verleiht Dem Sterben und Auferstehen mit Christus letzte Aktualität.
Als Höhepunkt der Osterliturgie wird die Eucharistie gefeiert. „Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr. Halleluja! Wir sind befreit von Sünde und Schuld. So lasst uns Festmahl halten in Freude, Halleluja!“
In vielen Gemeinden werden die Osterspeisen gesegnet, die beim Mahl in der Familie festlich miteinander gegessen werden.

So wünsche ich Ihnen ein frohes und friedvolles Osterfest!

Hubert Panhölzl

 

Siegfried Weber,
Vorsitzender
von Glaube und Heimat

Geistliches Wort - 03|2022

Liebe Leserinnen und Leser,

Fastenzeit? Haben wir in den letzten Jahren nicht genug gefastet im Sinne von Verzicht und Einschränkungen. Corona hat uns wahrlich viel abverlangt und weggenommen, was uns lieb und teuer ist. Ein Verzicht auf fast allen Ebenen des Lebens und jetzt setzt uns die Kirche noch die Fastenzeit obendrauf. Ich kann jeden verstehen, der so empfindet. Mir reicht es auch. Trotzdem! Die Fastenzeit der Kirche, in der Liturgie die „heiligen 40 Tage“ genannt, ist etwas total anderes, als die äußeren Zwänge des Verzichtens, die uns das kleine Virus in allen seinen Variationen aufgezwungen hat. Der Verzicht in der christlichen Fastenzeit soll kein Zwang sein, sondern ein bewusstes loslassen, um etwas Neues zu entdecken und zu gewinnen. Für das neue gilt es auszumisten und Platz zu schaffen. Fasten im christlichen ist keine fromme Hochleistungsübung, die ich anderen zur Schau stelle, um zu zeigen wie fromm ich bin oder mit einem grimmigen Gesicht herumzurennen um den Ernst meines Tuns zu zeigen. Diese Zeit ist kein Zwang, sie ist ein Geschenk. Eine besondere Zeit mit vielen neuen Erkenntnissen.

In unserem Alltag sind wir doch so oft mit Situationen der Ohnmacht, Hilflosigkeit und Begrenztheit konfrontiert, sie fordern uns heraus, zu einem andersdenken, um die eigenen Haltungen und Verhaltensweisen zu erkennen und gegebenenfalls zu ändern. Das erleben wir letztlich in allen Bereichen, sei es in der Kirche mit all ihren vielschichtigen Problemen, in der Gesellschaft, in der schon lange bestehende Risse noch tiefer wurden, im oft hilflosen reagieren in der Politik aber auch in unserer persönlichen Lebensweise. Es geht um Korrekturen unserer Lebensausrichtung, und oder am Lebensstil, verbunden mit einer Wendung von Äußerlichkeiten, zum inneren Kern unserer Existenz. Die 40 Tage vor Ostern geben uns die Chance aus der persönlichen Veränderung einen neuen Blickwinkel zu bekommen, frei zu werden um anderes zu entdecken, das mein Leben bereichert und mich zu neuen Zielen führt oder wieder Motivation gibt wichtige Vorsätze, die ich mir schon genommen habe, wieder mit neuem Schwung anzugehen.

Das Evangelium des Aschermittwochs nennt drei Grundhaltungen für diese Zeit. Almosen geben. Das heißt loslassen ohne Angst ärmer zu werden, nicht von oben herablassend, sondern aus tiefstem Herzen loslassend, nicht um in einer Spenderliste geehrt zu werden, sondern Freude im Herzen zu erfahren.

Beten, als ein inniges Sprechen mit Gott. Ihm meine leeren Hände hinhalten, von ihm mein Herz füllen lassen und so neue Orientierung und Wertigkeit zu finden.

Fasten heißt nicht Kilos abtrainieren um die äußere Schönheit zu bedienen. Als Nebeneffekt darf dies durchaus sein, es geht um eine innere Freiheit für mein Denken und Handeln, eine Leichtigkeit des Herzens.

Liebe Leserinnen und Leser, die Fastenzeit ist eine begrenzte Zeit, sie hat einen Anfang und ein Ende, sie ist keine Corona-Endlosschleife! Das ist ganz wichtig. Vierzig Tage, gegliedert durch die Sonntage, die uns als kleines Osterfest auch in der Fastenzeit eine Verschnaufpause gönnen. Wichtige Heiligenfeste, der Hl. Josef, oder das Fest Mariä Verkündigung geben uns Menschen an die Seite, die es geschafft haben, ihrem Leben immer wieder eine Ausrichtung auf Gott hin zu geben. Und noch etwas. Nehmen wir uns bitte nicht zu viel vor. Ein guter Vorsatz aus dem Dreiklang von Almosen, Gebet und Fasten kann genügen, den aber dann konsequent angehen. Der Erfolg stärkt mich, verändert mich und lässt mich dann mit neuer Perspektive und Freude am Leben der Gesellschaft teilnehmen, und mitgestalten im Beruf, in der Familie und in der Kirche.

Ich wünsche uns allen gesegnete 40 Tage vor Ostern!

Euer Siegfried Weber,
Vorsitzender und Kanoniker in Budweis

 

Pfarrer Alois Schmidt

Geistliches Wort - 02|2022

Auf ein Wort

Liebe Frauen und Männer, liebe Mädchen und Buben,
am 2. Februar feiern wir das Fest „Darstellung des Herrn“ oder bei uns auch „Lichtmess“ genannt. Es ist der 40. Tag nach Weihnachten.
Die katholische Kirche feiert den Tag in Erinnerung altchristlichen Jerusalemer Brauchtums mit Kerzensegnung. Seit der Liturgiereform ist die offizielle Bezeichnung „Darstellung des Herrn“.
Dieser Tag hat im allgemeinen Römischen Kalender den Rang eines Festes. Die Gottesdienstlichen Texte betonen die Begegnung der Gemeinde mit Christus, vor allem in der Eucharistie.
Von den gesegneten Kerzen erwartet man vielfach eine Unheil abwendende Wirkung . Dieses Motiv der Lichtmesstage verband sich mit dem so genannten Blasiussegen, der häufig im Anschluss an die Liturgie des Lichtmesstages gespendet wird, der Gedenktag des Hl. Blasius ist jedoch der 3. Februar.
Dieser Tag ist auch der Tag des „geweihten Lebens“. Für mich und alle anderen Priester, Diakone und Ordensleute heißt das, selbstlos für andere da sein, das Evangelium zu verkünden, die Sakramente zu feiern, den Zölibat zu halten und das Brevier zu beten. Ständige Diakone sind von der Haltung des Zölibates befreit.
Wir Seelsorger wünschen euch allen gesegnete Tage und die Liebe unseres Herrn Jesus Christus

Alois Schmidt, Pfarrer Bernhardswald
aus dem Böhmerwald im Sudetenland
Eltern aus Seewiesen (Javorna) unf böhmisch Eisenstein

Geistliches Wort - 01|2022

Liebe Leserinnen und Leser von „Glaube und Heimat“,

wir haben Weihnachten gefeiert – trotz Corona! Sicher haben viele unter den gebotenen Einschränkungen gelitten; aber vielleicht sind wir dadurch dem Wesen der Weihnacht etwas näher gekommen, wenn so viel Drumherum weggefallen ist, was uns den Blick auf die wahre Weihnacht verstellt hatte.

Inzwischen haben wir das neue Jahr begonnen – mit all den alten Problemen: Corona-Pandemie und kein Ende! Und auch in der Kirche erleben wir eine katastrophale Notsituation, nicht nur wegen des Missbrauchs. Wie kommen wir da heraus? Wie kann die Kirche wieder Vertrauen gewinnen? Davonlaufen geht nicht. Wir sollten vielmehr den Blick auf die Kirche insgesamt richten. Kirche besteht doch nicht nur aus Missbrauch und Versagen. Sie ist nicht am „Nullpunkt“ wie ein Kardinal gemeint hat.
Der „Betrieb“ Kirche läuft doch weiter, vor allem in den Pfarrgemeinden trotz vieler Einschränkungen durch Corona. Kindergärten, Altenheime, Behindertenwerkstätten, … Gottesdienst können gefeiert werden, Kinder werden getauft, es gibt vielfache Nachbarschaftshilfen, zum Teil auch über die Pfarrgemeinden, Caritas-Beratungsstellen, Frauenhäuser … sind gefragt wie nie zuvor, Gesprächsangebote auch über die sozialen Medien u. v. a. m.

Ja, Kirche lebt in den Pfarrgemeinden. Deshalb ist es grundverkehrt, davonzulaufen, auszusteigen, auszutreten. Das wäre Verrat an der Gemeinschaft der Glaubenden. Jetzt wird doch jede® gebraucht. Wer getauft und gefirmt ist, wem das Evangelium Jesu wichtig ist, der muss sich mitverantwortlich wissen für die „Sache Jesu“ – für die Kirche!

Werfen wir einen Blick zurück an den Anfang der Kirche. Als die Jünger auf dem See Genesareth im Sturm in Seenot gerieten, riefen sie: Herr, rette uns! Und Jesus fragte sie (vorwurfsvoll): Habt ihr denn keinen Glauben? Dann gebot er dem Sturm.

Haben wir (noch) so viel Glauben, dass Jesus auch in dieser unseren schweren stunde der Kirche bei uns bleibt, wie er bei seinem Abschied versprochen hatte: Seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.

Gottfried Fleißner, Hammerberg 26, 94566 Riedlhütte
(geboren in Althütte bei Elisenthal, Markt Eisenstein)

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