50 Jahre Jahre Glaube und Heimat

Am 15. April 1949 erschien das erste Heft unserer katholischen Monatszeitschrift „Glaube und Heimat“. Wir begehen also das 50. Gründungsjubiläum.Der Name wurde vom Bistumsblatt der Heimatdiözese Budweis, deutsche Ausgabe, übernommen. Er sollte Einst und Jetzt miteinander verbinden und eines Tages ein Baustein der Versöhnung mit unseren Vertreibern werden.

Herausgeber: Gründer und verantwortlicher Herausgeber war der ehemalige Vikär (Dekan) des Vikariates Krummau, Dr. Wenzel Houschka, zugleich Pfarrer von Tweras, damals Expositus in der fränkischen Pfarrei Spalt.

Entstehung: Bald nach der Vertreibung aus der Heimat gingen einzelne Böhmerwaldpfarrer daran, ihre in alle Welt zerstreuten „Pfarrkinder“ zu suchen, Adressen zu vermitteln, zu informieren, zu trösten und ihnen Mut zu einem Neuanfang zu machen. Bei einem Gespräch in Spalt erzählte mir Dr. Houschka 1948, dass Erzdechant Dr. Josef Hüttl, P. Richard Ackermann, Msgr. Leopold Klima, Pfr. Weiß, Pfr. Wierer, Hans Hölzl, Rel.-Lehrer Wittmann, Prof. Dichtl und etliche andere deutsche Böhmerwaldgeistliche darüber nachdächten, einen gemeinsamen Rundbrief für alle 156 deutschen Böhmerwaldpfarreien und Seelsorgestellen herauszugeben.

Anfang: Am 15. April 1949 war es soweit. Im Geleitschreiben des Herausgebers zur Erstausgabe heißt es: „Unser Bestreben wird es sein, euch richtig zu informieren, euch in der jetzigen Zeit des materiellen und geistigen Chaos gut und sicher zu führen. Das ist für uns Seelsorger schließlich eine Gewissenssache; sind wir doch Vertreter dessen, der gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ So nehmt denn, liebe Landsleute, diese Briefe gerne an, sie bringen unsere Grüße und Segenswünsche, sie wollen euch Führer, Freund, Tröster und Stärker sein.“
Im Auftrag der Böhmerwaldpfarrer W. Houschka, Pfarrer in Tweras und bischöflicher Vikär des Vikariates Krummau.
Herausgabe von Pfarr- und Gemeindechroniken, Romanen und Heimatbüchern: außer den schon erwähnten Romanen von H. H. M. Wierer sind von unserem Verein viele Chroniken und Bücher verlegt oder mit unserer Hilfe gefördert worden, die die einstige Heimat und das kulturelle Leben in ihr in Erinnerung halten und den Nachkommen auf die Frage: „Woher komme ich?“ eine Antwort geben sollen.
Eine große Wallfahrt der Böhmerwäldler, die mit zwei Sonderzügen von Frankfurt und Stuttgart angereist war, sah vom 17. bis 21. Juni 1981 1.500 Landsleute bei der „Magna mater Austriae“ in Mariazell versammelt.

Diözesanjubiläum Budweis 1985: In der Tschechoslowakei durften keine Jubiläumsfeierlichkeiten stattfinden. Darum lud „Glaube und Heimat“ zusammen mit dem Böhmerwaldbund und der Diözese Passau die heimatvertriebenen deutschen Böhmerwäldler zur Feier nach Passau ein. 15.000 kamen zum festlichen Gottesdienst im Dom und zur nachmittägigen Dankwallfahrt auf den Mariahilfberg.

Mit einem Flug über den Atlantik gaben 320 Böhmerwäldler unserem 1977 heiliggesprochenen Landsmann Johannes Nepomuk Neumann in Philadelphia vom 25. August bis 04. September 1988 die Ehre und wallfahrteten zu den Stätten seines Wirkens. Alle drei Jahre, letztmals 1997 wurde diese Wallfahrt wiederholt und soll einen festen Platz unter den Veranstaltungen von „Glaube und Heimat“ behalten.

Kontakt und Hilfe mit unseren Missionaren, Missionsschwestern und Landsleuten außerhalb Europas: Über 30 Patres, Brüder und Schwestern wirken in Indien, Afrika, Brasilien, Argentinien und in den USA. Mit mehr als 50.000,00 DM können wir ihnen zu Weihnachten unter die Arme greifen. Eine Besuchsreise nach Südafrika sollte die Zusammengehörigkeit unterstreichen.
Fast 400 Ordensschwestern und 120 Priester sind in „Glaube und Heimat“ integriert und sind so mit ihren Heimatpfarreien verbunden. Monatlich werden ihre Namen bei Jubiläen in Erinnerung gerufen, Missionskräfte berichten über ihre Arbeit.

Politischer Wandel, Versöhnungsbotschaften der Regierungen und Kirchen. „Glaube und Heimat“ unterstützt alle diese Bemühungen und freut sich über jeden kleinen Schritt, der die Völker einander näher bringt. Leider stellen wir fest, dass wir von der deutschen Regierung kaum beachtet, von der tschechischen bis zum heutigen Tag in den Schmutz getreten wurden.

Auch die kirchlichen Erklärungen gingen und gehen an unserer Geschichte, an den Ursachen der unmenschlichen Vertreibung vorbei und lassen das Unrecht an Hab und Gut, Leib und Leben so stehen, wie es eine entstellte Darstellung Prags in der Welt verbreitet, von unsren Medien übernommen und sogar von eigenen Landsleuten, die sich zur „Elite“ der Heimatvertriebenen zählen, unterstrichen wird. Dagegen versuchen wir der Wahrheit die Ehre zu geben, die Tatsachen ins rechte Licht zu rücken und dem Rufmord: „Wir deutschen Böhmerwäldler seien Verbrecher, deren Untaten zurecht mit Mord und Totschlag, Raub und Vertreibung aus der Heimat“ bestraft worden wären, entgegenzutreten. Dieses Pauschalurteil Beneschs, eine Ausgeburt des Hasses und der Lüge, darf so nicht stehen bleiben.

Weg zu einer wirklichen Versöhnung. Schon vor dem „Prager Frühling“ haben wir den Tschechen, zumal den Priestern von Hohenfurt bis Neuern, geholfen, Bischof Tomaschek in Prag unterstützt und nach dem Fall des „Eisernen Vorhanges“ mit bis heute mehr als 20.000.000,00 DM die kulturelle Ruinenlandschaft des Böhmerwaldes aufzubauen geholfen. Das Servitenkloster in Gratzen, das Zisterzienserstift in Hohenfurt, die Wallfahrtskirche in Maria Gojau (Kajov), die Kirche in Glöckelberg und alle in dem Büchlein „Kirchen im neuen Kleid, Glocken für die Heimat“ vermerkten Kulturdenkmäler, sind nicht wegzuleugnende Beweise unserer Versöhnungsbereitschaft, die trotz aller Beschimpfung von tschechischer Seite und schamloser Verdächtigung deutscher, zumal grüner, gelber und roter Politiker, nicht aufhören wird.

Mit der Brannenburger Erklärung der sudetendeutschen Geistlichen wissen wir uns den historischen Fakten verpflichtet, versuchen sie immer mehr ans Tageslicht zu bringen und hoffen, dass sie alle Ideologen und Rassisten hüben und drüben erkennen und so einem wirklichen Frieden den Weg bereiten werden. Dies ist ein kurzer Überblick über Entstehung, das Wirken und die Absichten unserer Heimatzeitschrift und des gleichnamigen Vereins „Glaube und Heimat“ mit seinen mehr als 8.000 Mitgliedern. Ein „Vergelt’s Gott“ allen Böhmerwäldlern, die an der Seite der Geistlichen mitgeholfen haben, dass unsere Gemeinschaft erhalten blieb, unsere Vorfahren gegen Verleumdungen geschützt werden und auf dem Boden der Wahrheit und Gerechtigkeit Wege einer wirklichen Versöhnung mit unseren Vertreibern gefunden werden. Dies gilt in besonderer Weise den mehr als 120 Berichterstattern aus den Heimatpfarreien.

Euer,
Franz Irsigler, Pfarrer i. R.

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