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Pfarrer Anton Gruber

 

Advent – Zeit der Besinnung

Liebe Leserinnen und Leser,
leider Gottes müssen wir Menschen immer wieder die Erfahrung machen, dass in unserer Welt nicht alles zum Besten gestellt ist. Es gibt Krankheit, Leid, Unfrieden, Not. Eigentlich ist uns allen klar, dass wir hier in unserem Leben niemals das unendliche Glück finden können. Und doch sehnen wir uns danach.
Oder wie sonst erklären Sie es sich, dass Fernsehsendungen wie das Traumschiff, in denen uns eine heile Welt vorgespielt wird, eine solch hohe Einschaltquote verzeichnen, dass eine Staffel nach der anderen abgedreht wird. Die Programmacher haben erkannt: mit solchen Filmen werden die menschliche Sehnsüchte in Wort und Bild gefasst – quasi eine Garantie für einen Publikumserfolg.
Wir Christen begehen jetzt im Dezember den Advent. Diese Zeit ist dadurch geprägt, dass es eine Zeit der Erwartung ist. Wir warten auf etwas, das erst noch kommen muss. Die Sehnsucht nach dem großen Fest am Ende dieser Zeit der Erwartung erfasst dabei nicht nur unsere Kinder, die an den Türchen ihres Adventskalenders abzählen, wie lange es noch bis Heilig Abend und Weihnachten dauert.
Wenn wir ehrlich sind, sehnt sich wohl jeder von uns, abseits von allem Rummel und allem Kitsch, nach der Geborgenheit, die in diesem Kind im Stall von Bethlehem ausgedrückt wird. Mit einem guten Stück Kinderglauben sehen wir in ihm am liebsten das kleine, unschuldige Kind mit lockigem Haar, das von Maria und Josef in seiner Krippe gewiegt wird und zu dem die Hirten und Könige kommen, um es anzubeten. Romantisch verklärt geht uns das Herz auf beim Gedanken an eine solche Idylle.
Ist eine solche Vorstellung als verwerflich abzutun, nur weil es in unserer wirklichen Welt weder damals noch heute so friedlich ausgesehen hat, wie es uns unsere Phantasie glauben machen will? Müsste deshalb das ganze Weihnachtsfest mit seiner Freude und Feststimmung verboten werden?
Das wäre nun sicher das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Unsere Wünsche, unsere Träume, unsere Sehnsüchte sind wesentliche Bestandteile eines jeden von uns. Sie zu ignorieren oder gar für verderblich zu halten wäre völlig verkehrt. Es geht vielmehr darum, sie bei sich zuzulassen und die Energie und das Potential, das sie beinhalten, in die richtigen Bahnen zu lenken.
Dabei, liebe Schwestern und Brüder, wäre es allerdings fatal, in einer falsch verstandenen Sentimentalität bei diesem pausbäckigen Kind auf Heu und auf Stroh stehen zu bleiben. Dies klappt genauso wenig, wie der Versuch, die Sehnsüchte im Diesseits der Welt auszuleben. Dies würde über kurz oder lang nur zur Frustration führen.
Unsere Aufgabe ist es, dieses Defizit in unserem Leben anzuerkennen und zuzulassen. Wir müssen der Gefahr widerstehen, unsere Sehnsüchte im Konsumrausch zu betäuben oder gar erfüllen zu wollen. Dies wäre von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Gefordert ist vielmehr, dass wir, wie es Jesus es uns in dieser Zeit in den Evangelien der Gottesdienste zuruft, wachen Sinnes durch unser Leben gehen. Auch der Ruf zur Umkehr des Johannes des Täufers, der in dieser Zeit ertönt, zielt genau in dieselbe Richtung: „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“ Überlegt euch, was wirklich wichtig ist und setzt dies in eurem Leben um.
Die Sehnsucht nach dem Angenommen- und Geliebtsein, das Warten auf etwas, was uns unser irdisches Leben nicht geben kann, kann uns - und das zeigt uns die Adventszeit - eine Chance eröffnen. Es ist die Chance, dass der, den wir erwarten, bei uns offene Türen findet und wirklich bei uns ankommen kann. Der Grund dafür ist offensichtlich. Mit einer solchen Haltung des Wartens sind wir offen für den Anruf Gottes, statt dass wir nur hektisch und unüberlegt uns hier im Leben kurzfristige Ablenkung suchen, so dass wir gar nicht merken, auf was es wirklich ankommt.

Pfarrer Anton Gruber, Weil der Stadt



Kurz-Biografie von Pfarrer Anton Gruber:
Geboren 15. Mai 1966 in Blaubeuren-Gerhausen, als Sohn von Irmgard Gruber (geb. Kloker, Ehestetten/Schwäbische Alb) und Anton Gruber (gebürtig Multerberg/CSR, Hausname Wergoner).

-    1985 Abitur in Blaubeuren
-    1985-1990 Studium der kath. Theologie in Tübingen und         Innsbruck
-    1990-1991 Priesterseminar Rottenburg mit Diakonenweihe
-    1991-1992 Diakon in Fellbach-Schmiden
-    1992 Priesterweihe in Weingarten
-    1992-1994 Vikar in St. Maria Heidenheim
-    1994-1996 Vikar in St. Gallus Tuttlingen
-    1996-2010 Pfarrer in St. Martinus Donzdorf
-    1998-2010 zusätzlich Pfarrer in St. Petrus Reichenbach u.     R. und St. Sebastian und Rochus Winzingen
-    2003-2010 zusätzlich Pfarrer in St. Martinus Nenningen         und Mariä Himmelfahrt Weißenstein
-    Ab 3.10.2010 Pfarrer in Weil der Stadt und Dätzingen

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Othmar Wögerbauer O.Praem

 

Liebe Leserinnen und Leser von Glaube und Heimat,

in diesen Tagen gedenken die Menschen ihrer Toten. Wir tun dies als Christen. Allerdings – auch wenn wir wohl alle Getaufte sind, der eine Glaube verbindet uns längst nicht mehr.

An Auferstehung glauben, auf ein Leben nach dem Tod vertrauen, auf eine Ewigkeit hoffen, das gehört schon längst nicht mehr zum Allgemeingut christlichen Glaubens. Man gibt sich aufgeklärt und lächelt über die, die das noch glauben: „Manche brauchen das ...“ hat mir unlängst einer gesagt.

Ich habe ihm geantwortet, dass das aber immerhin die zentrale Botschaft der Bibel sei. Daraufhin meinte er: Die Bibel sei ja doch auch nur von Menschen geschrieben, von Menschen, die früher einmal gelebt haben und wo man sich das halt so ausgedacht hat ... und Papier sei geduldig ... da könne man vieles drauf schreiben ...

Manche brauchen das eben ... hat dieser Mann aufgeklärt und überzeugt gemeint... Er aber brauche das nicht... Es sei doch offensichtlich, was am Friedhof geschieht...

Also – wir gedenken in diesen Tagen unserer Toten. Und wir tun es – wie gesagt – als Christen. Was aber wollen und dürfen wir wirklich glauben?

Nun – als es darum ging, diesen Glauben an die Auferstehung als Frohe Botschaft in die Welt hineinzutragen, da war es ganz und gar nicht so, dass die Menschen sich das halt so gedacht haben. Ganz im Gegenteil! Die Botschaft von der Auferstehung war von Anfang an eine Herausforderung – und sie ist es bis heute geblieben.

Aber sie ist eine Botschaft, die mit dem Blut unendlich vieler unterschrieben ist. Die Zeugen der Auferstehung waren allesamt bereit, für ihr Wissen und ihre Überzeugung zu leiden und zu sterben. Ich denke, das könnte uns helfen, wenn wir über dieses Thema unseres Glaubens nachdenken. Manche brauchen das ... hat jener Mann spöttisch gemeint.

Ich habe mir gedacht: Manche können das wohl nicht brauchen. Es passt nicht zu ihren Vorstellungen vom Leben. Es stört sie in ihrer Behaglichkeit. Denn wenn es doch einen Gott gibt, wenn es am Ende doch nicht aus ist, wenn die Art und Weise unserer Lebensgestaltung doch Konsequenzen hat, wenn am Ende vielleicht doch der Glaube und die Liebe zählen ... was dann?

Viele leben heute am Tod vorbei. Wer wird sich denn mit solchen Gedanken die Freude am Leben verderben lassen? Der Tod ist ein Bereich, den es nicht geben darf.

Aber es gibt ihn. Und er schlägt immer wieder zu. Und es erwischt nicht nur die Alten und die ganz Alten. Es erwischt auch die Jungen und die ganz Jungen. Und dann stehen wir oft hilflos da und wissen nicht, wie wir damit fertig werden sollen.

Ich bin als Pfarrer oft genug gezwungen, mich damit auseinander zu setzen, mit dem Tod, wenn er den alten Menschen holt und mit dem Tod, der auch vor dem Jungen nicht Halt macht. Und ich denke mir, diese Auseinandersetzung schadet nicht. Wir können nicht am Tod vorbei. Wir müssen durch ihn hindurch.

Wenn wir in diesen Tagen hinausgehen zu den Gräbern unserer Lieben, dorthin, wo es tatsächlich so aussieht, als sei dies das Letzte, was von einem Menschen noch bleibt, wo tagtäglich zerbrochene Hoffnungen begraben werden und der Tod übermächtig erscheint, dann sollten wir daran denken, dass genau das der Ort ist, wo damals den erschrockenen Frauen gesagt worden ist: „Er ist auferweckt worden. Er ist nicht hier!

Seit dieser Stunde hat der Tod eine neue Bedeutung. Er ist nicht mehr das absolute Ende. Er ist nicht Untergang, sondern Heimgang zu Gott.

Othmar Wögerbauer O.Praem.

Zur Person:
Othmar Wögerbauer, Prämonstratenser von Schlägl;
seine Mutter Martha, geb. Fischer, stammte aus Christianberg, später wohnhaft in Gojau; war verheiratet mit Rudolf Wögerbauer aus Aigen i. M.; 1969 Eintritt ins Stift Schlägl in OÖ, Weihejahrgang 1975; zur Zeit Pfarrer in Schwarzenberg am Böhmerwald und Dechant des Dekanates Altenfelden in der Diözese Linz.

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Pfarrer Roland Rettenmaier

 

Liebe Leserinnen und Leser von Glaube und Heimat,

September und Oktober sind die Monate, in denen wir in besonderer Weise für die Ernte des Jahres danken. Die Mühe der Aussaat im Frühjahr und die Hitze des Sommers sind Vergangenheit. Wir dürfen uns über die Ernte freuen. Ich bin mir sicher, dass sie alle das Lied “Bunt sind schon die Wälder” kennen. Dieses Lied verbinde ich in besonderer Weise mit Herbst und Erntezeit. Die zweite Strophe stellt uns die Fülle der Erntegaben geradezu plastisch vor Augen, wenn es dort heißt:

“Wie die volle Traube aus dem Rebenlaube purpurfarbig strahlt! Am Gelände reifen Pfirsiche, mit Streifen rot und weiß bemalt.”

Der Herbst kann wie eine Einladung sein, auf Alles zurückzublicken, was wir bisher erlebt haben. Sie haben in ihrem Leben viel erlebt. Es gab Tiefen und Höhen, Momente von Trauer und von Glück. Dazu gehören schmerzliche Erlebnisse, wie die Vertreibung aus der geliebten böhmischen Heimat und dazu gehören die vielen wunderschönen Erlebnisse, wie ihre Hochzeit und die Geburt ihrer Kinder. Für mich steht fest, alle diese Erlebnisse haben ihr Leben einmalig werden lassen und es unverwechselbar gemacht.

“Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse.
Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.”
(2 Kor 12, 7 - 10)

Sie wunderen sich vielleicht, warum ich diese Stelle aus dem 2) Brief an die Korinther zitiere. Ich habe diese Stelle deshalb ausgewählt, weil sie zeigt, wie Paulus mit den schweren und schmerzlichen Erlebnissen seines Lebens umgehen kann. Gott hat ihm die Gnade geschenkt, dass er sie als Teil seines Lebens akzeptieren kann und er ist fähig, darüber mit anderen zu sprechen.
Es befreit und hilft, so wie Paulus mit dem Schweren im Leben umzugehen.

Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen die Gnade, dass sie mit Ihren Kindern und Enkeln auch über die schmerzlichen Erlebnisse ihres Lebens in einen guten Austausch kommen können.

“Ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich an euch denke; immer, wenn ich für euch alle bete, tue ich es mit Freude und danke Gott dafür, dass ihr euch gemeinsam für das Evangelium eingesetzt habt vom ersten Tag an bis jetzt. Ich vertraue darauf, dass er, der bei euch das gute Werk begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu.”
(Phil 3, 1 - 6)

Paulus hat diese Sätze an seine Lieblingsgemeinde Philippi geschrieben, als er im Gefängnis in Ephesus saß. Ich sehe, dass ihn die Hoffnung auf die Auferstehung erfüllt und er voll Dankbarkeit auf das zurückblickt, was er in Philippi mit den Christen in Philippi erlebt hat.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen die Gnade, dass sie wie Paulus in neuer und versöhnter Weise auf alle Erlebnisse in Ihrem Leben blicken können.

Pfarrer Roland Rettenmaier

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Dekan Siegfried Weber,
Militärpfarrer, Vorsitzender
von Glaube und Heimat

 

Liebe Böhmerwäldler, liebe Leserinnen und Leser unserer Heimatzeitung.

Wiederum schreibe ich das geistliche Wort aus einem Auslandseinsatz heraus, diesesmal wieder aus dem Kosovo, wo ich bereits zum dritten Mal eingesetzt bin. Das Land, die Menschen und die Kultur sind mir schon so vertraut, dass ich in kürzester Zeit wieder eingearbeitet war und auch zahlreiche Soldaten sind mir bekannt aus den Heimatstandorten oder aus anderen vorangegangenen Einsätzen.

Wenn ich so durchs Land fahre sind viele Veränderungen festzustellen. Es sind deutlich weniger KFOR-Soldaten im Land, die zivile Kosovopolizei ist gut aufgestellt und präsent, Schutt und Ruinen sind weniger geworden, auch der wild in die Landschaft verstreute Müll wurde weniger, wenn es auch in manchen Regionen noch zum Teil entsetzlich aussieht. Überall wird gebaut. Wo in den vergangenen Jahren Wohnhäuser wieder auf- oder neugebaut wurden, sind es jetzt überwiegend Geschäfte. Entlang der Überlandstraßen findet sich eine Dichte von Tankstellen und Hotels, mehr als bei uns. An den Rändern der Gemeinden und Städte entstehen riesige Gewerbegebiete, der Handel scheint zu florieren. Baustoffhandlungen, Möbelgeschäfte, Autohäuser, Boutiquen, Geschäft an Geschäft. Zum Teil ist deutlich zu erkennen, dass diese Gebäude in den letzten Jahren immer wieder erweitert wurden, oder neben dem alten, kleinen jetzt ein großes, neues Kaufhaus steht.
Jetzt gibt es hier fast alles zu kaufen, wie bei uns. Die Menschen scheinen einen großen Nachholbedarf zu haben. Neben vielen alten Autos sieht man zunehmend teure Nobelkarossen, die sich im kosovarischen Verkehrsgewühl durchschlängeln. Und die Menschen? Die Arbeitslosigkeit ist enorm hoch. Junge Menschen haben kaum eine Chance auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Wer Arbeit hat, muss oft mit einem Hungerlohn zufrieden sein. Eine Reinigungskraft in unseren Lagern verdient mehr, als ein Lehrer. Trotz allem sind die Menschen überwiegend gut gekleidet und Handys sind an der Tagesordnung. Aber der beginnende Wohlstand tut eine Schere auf, denn er zeigt sich überwiegend nur in den Städten, die abgelegenen Dörfer bleiben außen vor und die Menschen wandern ab. Obwohl Kosovo eine mehrheitlich junge Bevölkerung hat, ist die Versorgung der alten Menschen ein zunehmendes Problem, da die alten Familienstrukturen zerbrechen und nicht mehr tragen und das soziale Gefüge kaum noch Halt gibt.

Ich habe zunehmend die Sorge, dass die äußeren, scheinbar positiven Veränderungen noch lange nicht in den Herzen der Menschen angekommen sind, und jetzt unbeabsichtigt die Fehler gemacht werden, unter denen die westliche Welt leidet. Das ist die Flucht in trügerische, materielle Scheinsicherheiten, wo die Menschen geistig und geistlich verarmen. Schon mehrere Imame und auch gläubige Muslime haben mir geklagt, dass immer weniger Menschen die Moscheen besuchen oder täglich beten. Gerade in dieser Situation ist die Religion gefordert, den Menschen eine Wegweisung zu sinnerfülltem Leben zu geben. Aber was klage ich über Kosovo. Wie sieht es bei uns aus. Die Banken und die Wirtschaftskrise haben uns doch gezeigt, wie zerbrechlich die irdischen Güter sind, und wozu es führt, wenn Menschen den „Hals nicht voll kriegen können.“ Geld und Besitz sind nur ein begrenztes Ruhekissen und dass sie wirklich glücklich machen, daran glaubt eh keiner mehr. Trotzdem, fast scheint es, als hätte es die Wirtschaftskatastrophe nicht gegeben. Man hat nur wenig daraus lernen wollen und huldigt dem Götzen Mammon. Im Evangelium vom 18. Sonntag, der auf den ersten August fällt, wird uns radikal vor Augen geführt, was es uns nützt, die irdischen Scheunen auszubauen, zu vergrößern und anzufüllen. Der scheinbar reiche Mann hat am Ende nichts! „Du Narr“ sagt Gott zu ihm, denn die eigenen Schätze machen vor Gott nur arm. Wer sich, wie der reiche Kornbauer, nur durch seine Vorräte durchfuttern will, der wird nicht satt und geht am Ende leer aus. Wenn jetzt in der Natur die Zeit der Ernte beginnt, dürfen wir uns daran erinnern, welche Erfüllung uns der Glaube verheißt. Nicht als eine zukünftige Größe, irgendwann im Himmel, sondern als Erfahrung des beginnenden Reiches Gottes schon in diesem Leben, erkennbar in der Art unserer Lebensgestaltung.

Die wahren Schätze tragen wir nicht in unseren Händen, sondern in unseren Herzen und sie sind uns von Gott geschenkt, darin stimmen Koran und Bibel überein. Das gilt für uns in der westlichen, scheinbar so reichen Welt genauso, wie den Menschen im Kosovo in ihrem Streben nach Glück und Lebensfülle.

Es grüßt Euch herzlich Euer
Dekan Siegfried Weber,
Militärpfarrer in Prizren,
HQ KFOR Chief Chaplain

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Dr. Reinhard Hauke, Weihbischof

 

Mitreisende

Liebe Leserinnen und Leser von Glaube und Heimat,

ob ich in ein öffentliches Verkehrsmittel einsteige oder eine Reise buche, immer finde ich dort Menschen, die ich bisher noch nie gesehen habe und mit denen ich nun für wenige Minuten oder eine ganze Urlaubszeit lang „in einem Boot sitze“. In den Fernsehfilmen wird manchmal gezeigt, wie sich aus solchen ungeplanten Gemeinschaften Schicksalsgemeinschaften entwickeln, wenn z.B. ein Boot in Seenot gerät oder eine Fahrstuhl stecken bleibt. Zunächst zeigt sich dann, wer Führungsqualitäten hat. Es zeigt sich auch der Egoismus – manchmal verbunden mit der Sorge um das eigene Überleben. Alle aber sind herausgefordert, die Fähigkeit zum Miteinander zu zeigen oder zu entwickeln. Wenn es in einer solchen Gruppe einen Mitreisenden gibt, der über Leichen geht, dann wird es unangenehm, wenn nicht sogar gefährlich.

Unser Leben ist eine Fahrt mit vielen zufälligen Mitreisenden. Wir haben uns die Mehrheit der Mitmenschen nicht ausgesucht. Es liegt größtenteils an uns, ob wir mit ihnen zurechtkommen oder nicht. Schon in der Straßenbahn oder im Bus kann ich mit dem unbekannten Nachbarn freundlich und zuvorkommend umgehen oder ihn als einen Angriff auf meine persönliche Freiheit betrachten. Er atmet die gleiche Luft wie ich und ist auf dem gleichen Weg. Ich denke, daß diese Faktoren der Gleichheit eigentlich eine Einladung sind, mit ihm zurechtkommen zu wollen. Die Aufforderung Jesu zur Nächstenliebe ist nichts Verstaubtes. Sie hat mit der Tatsache zu tun, daß es den zufälligen Nachbarn gibt, der meinen Lebensweg kreuzt oder ein Stück des Weges – vielleicht des Urlaubsweges – mit mir geht. Ein Reiseveranstalter oder auch der Straßenbahnfahrer haben ein Interesse daran, daß sich die Mitreisenden vertragen. Das ist auch in einer zivilisierten Gesellschaft üblich. Als Christen können wir noch ein Motiv für das gute Miteinander hinzutun: Im zufälligen Nachbarn begegnet uns ein Stück der Schöpfung Gottes, ein Angebot, ihm zu begegnen. Selbst im Mitmenschen, der mir das Leben schwer macht, kann ich eine Spur Gottes erkennen, nämlich seine Großherzigkeit, die dem Menschen den freien Willen geschenkt hat. Um der wertvollen Handlung in Liebe willen läßt er auch die wertlose Tat des Bösen zu. Da kann ich nur staunen.

Ihr Dr. Reinhard Hauke, Weihbischof
Bischof für die Vertriebenen und Aussiedler

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P. Johann Müller SAC

 

Jubiläum

Die Gläubigen der Pfarrgemeinde Ottau (Kreis Krummau) freuen sich, am 29. August 2010 ein besonderes Jubiläum feiern zu dürfen: Die Kirche „Johannes Enthauptung“ in unserem Böhmerwalddorf wurde am 29. August 1510 durch den Weihbischof der Diözese Prag geweiht.

Seit Jahren begleiten und unterstützen die Menschen, die sich unserer Gemeinde und der Pfarrei zugehörig wissen und fühlen, die Renovierung unseres altehrwürdigen und wunderschönen Gotteshauses.

Unsere Vorfahren im Böhmerwald hatten sich vor 500 Jahren entschlossen, Kirche und Gemeinde dem Ereignis zu weihen, da der Vorläufer Jesu, Johannes der Täufer, sein Leben hingeben musste. Er gehorchte dem Gebot Gottes mehr als dem Willen und Ansinnen des grausamen Herrschers Herodes.

Warum die Menschen dieser Zeit gerade dieses Ereignis unserer Heilsgeschichte wählten, um ihrem Glauben zum Ausdruck zu bringen, wissen wir nicht. Vielleicht erkannten sie in prophetischer Schau die Verbindung zwischen gelebtem Glauben, Treue zum Gesetz Gottes und das Einstehen für Wahrheit und Gerechtigkeit – nach dem Vorbild des Täufers.
Die Menschen der 500 Jahre Christ-seins liebten ihre Kirche, ihre Heimat und ihr Gotteshaus, in dem sie sich Sonntag für Sonntag zusammenfanden, um Gott die Ehre zu geben. Diese Menschen nahmen durch Jahrhunderte Verfolgung, Willkür und sogar den Tod in Kauf – wie der Vorläufer Jesu – Johannes der Täufer.

Neben den Apostelfürsten Petrus und Paulus prägt vor allem die Gestalt Johannes des Täufers die Liturgie des Monats Juni – wie wir in jedem Monat des Kirchenjahres Heilige unserer Kirche und große Gestalten der Menschheitsgeschichte als Vorbild und Fürsprecher verehren.
Wer das Leben und somit die Botschaft dieser Frauen, Männer und Jugendlichen, die bei Gott sind, erkennt und anerkennt, gewinnt für das eigene Leben und für das Leben der Mitmenschen Kraft und Zuversicht. Das Licht Gottes leuchtet aus den Gesichtern aller Heiligen in unsere Zeit hinein und lässt die Dunkelheit und das Böse in der Welt ertragen, besiegen und zum Guten hinwenden.

Unser Kirchenpatron Johannes der Täufer ist die Gestalt der Erwartung. Seine eigene Vorgeschichte nimmt ihn hinein in das Geschehen um Jesus. Seine Eltern Elisabeth und Zacharias weisen die Treue der Gläubigen auf, die auch in der scheinbaren Enttäuschung und Vergeblichkeit an ihrem Glauben festhalten. Sie stehen für die Reihe aller, die zur Überzeugung gelangen, dass Gott in allen Wirrungen und gelegentlich am Rande des Untergangs als Hirte und Helfer mitgeht und seine Verheißung nicht zurücknimmt.

Der Glaube, dass trotz Vertreibung und Elend am Ende jedes Weges Gottes Sorge und Segen für seine Gläubigen sichtbar wird, dieser Glaube begleitete viele in Vergangenheit und Gegenwart.

Der Ort des Johannes ist anfangs die Wüste: Auch unsere Zeit und das Leben vieler wird als Wüste empfunden und erfahren. Angesichts einer häufig anzutreffenden Orientierungslosigkeit in Gesellschaft und Kirche mahnen viele Menschen, dem Wort des Johannes – und somit dem Wort Gottes an uns, die Ohren zu öffnen. Der Rufer in der Wüste seiner Zeit ist auch der Mahner und Rufer des Jahres 2010 und der weiteren Zukunft. Sein Wort und sein Beispiel zeigen die Richtung in Zeiten großer Not und Ratlosigkeit.

Johannes der Täufer ermutigt zu einem Leben im Glauben, das bereits rechnet mit dem Handeln und Mitgehen Gottes. Er ermutigt zugleich, immer wieder in die Wüste zu gehen, um Illusionen und Täuschungen zu entlarven. Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden im Leben des einzelnen Menschen und der Völker können nur Raum gewinnen, wenn die Gerechtigkeit des Täufers – seine Liebe zu Gott und den Menschen im Herzen des Gläubigen Wurzeln fassen und wachsen kann.

Mit freundlichen Grüßen und Gottes Segen für Sie alle,

Pater Johann Müller SAC, MilDek. a. D.,
Zeppelinstraße 297, 88048 Friedrichshafen

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Pfarrer Gerhard Spöckl

 

Liebe Leser,
der Monat Mai ist immer etwas ganz besonderes. Viele von uns machen ausgiebige Spaziergänge und genießen es die Natur, die in diesem Monat kaum schöner sein kann. Es ist einfach herrlich mitten in Gottes freier Natur zu stehen.

Manche von uns steuern in diesen Tagen aber auch die eine oder andere Kapelle – mitten in der Natur – an, um zu beten. Sie verbinden damit den Wunsch, dass so manches Anliegen, so manche Bitten, die man im Herzen trägt, zu Gott getragen wird.

Erst kürzlich erzählte mir jemand, dass sie immer wieder zu dieser Grotte in unserer Gemeinde geht, weil sie das Gefühl hat, manches, was das Leben schwer macht, wird dadurch erträglicher. „Hier“, so sagte sie, „kann ich mein Herz ausschütten. Das gibt mir Kraft ein Stück weiter zu gehen.“

Wenn auch ich in diesen Tagen an so mancher Kapelle in unserer Gemeinde vorbeikomme, dann ist es einfach schön zu sehen, mit wie viel Mühe, die kleinen Kirchen mit Blumen geschmückt ist.  Immer wieder kann man den ein oder anderen auch sehen, wie er in Stille seine Anliegen vor Gott bringt. Vielleicht fragt sich da  mancher von uns:  Warum tun Menschen das? Warum machen sich Menschen auf, um mitten in der Natur Ihre Anliegen in Stille vor Gott zu tragen? Weil sie wissen: Allein dadurch, dass ich mich auf den Weg mache mit meinen Bitten und Anliegen, verändert sich etwas.  Die Sorgen werden zwar nicht kleiner,  die Last bleibt gleich schwer.  Aber ich werde durch das Gehen,  durch das Unterwegssein ein anderer.  Und darum kann es sein,  dass auch ich vielleicht sagen kann: „Mir wurde geholfen!“

Und ein weiterer Aspekt wird mir hier immer wieder deutlich: Durch das Aufmachen zu so einer Kapelle erfahre ich  - mehr als sonst –  dass mein Leben ein einziges Unterwegssein ist.  Im Hingehen zu unserer kleinen Kirchen spüre ich etwas von dem,  was ich ganz tief in meinem Herzen weiß:  Ich bin ein Leben lang auf dem Weg,  in mir gibt es eine große Sehnsucht,  die in dieser Welt von niemand  und durch nichts gestillt werden kann.  Das Hingehen zu Gott ermöglicht mir ein bewusstes, ein tiefes „In-mich-Hineinhorchen“. Und es lässt mich etwas ahnen von dem Ziel,  zu dem ich unterwegs bin. Es lässt mich etwas von Gott erfahren.

Liebe Leser,
Vielleicht machen Sie sich auch in diesen Tagen einmal auf zu so mancher Kapelle, Grotte oder Bildstock in Ihrer Heimat. Ich bin sicher, allein dadurch, dass Sie das tun können Sie etwas von Gott erfahren. So mancher sagt vielleicht auch Danke, für das, was ihm alles im Leben bisher geschenkt worden ist. Ich bin sicher, wer sich so auf Gott einlässt, der erkennt auch: Es ist nicht selbstverständlich,  dass ich gesund bin! Letztlich verdanke ich vieles auch Gott.

Ich wünsche Ihnen, wenn Sie in den schönen Tagen, die uns jetzt erwarten, vielleicht auch so manche eine Kapelle aufsuchen, dass Sie wirklich spüren können: Hier kann ich meine Anliegen hinbringen. Hier kann ich für mein Leben Dank sagen, weil hier ein Ort ist, wo Gott  mitten unter uns ist!

Gerhard Spöckl, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft “Mittlerer Kahlgrund” - Mömbris

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Pfarrer Gerald Warmuth

 

Geheimnis des Glaubens,
im Tod ist das Leben

Viele Menschen stellen heute Gott in Frage, wenn sie Leid und Ohnmacht sehen oder ertragen müssen. Für sie ist ein Amoklauf, ein Erdbeben oder eine Krebserkrankung Beweis dafür, dass es einen allmächtigen Gott nicht gibt.
Ihr Gottesbild und ihre Einstellung zum Leben sind die eines Kindes:  „Wenn ich brav bin,  geht es mir gut, wenn ich böse bin, werde ich bestraft“. Diese Einstellung zerbricht an den vielen Erfahrungen von Ungerechtigkeit in unserem Leben.
Die Heilige Schrift zeigt uns einen anderen Weg auf. Gerade durch die Erfahrung von Leid und Ohnmacht finden Menschen eine Beziehung zu Gott. Petrus folgt Jesus nach der Verhaftung, er verleugnet ihn und doch ist er Zeuge der Auferstehung. Maria Magdalena sucht verzweifelt das Grab auf und findet so Jesus. Nikodemus begräbt den Leichnam Jesu. Der Tod führt sie nicht fort von Christus, er führt sie in die Begegnung mit Gott.
Unser Gottesbild muss reifen an den Bildern von Ostern. Wir sehen Ungerechtigkeit. Schuldlos stirbt Gottes Sohn qualvoll am Kreuz. Das Mysterium von Ostern, das Geheimnis des Glaubens ist: Gott steht nicht auf der Seite der Täter. Gott hat sich entäußert, er hat seine Macht aufgegeben. Gott hängt am Kreuz, er steht immer auf der Seite der Opfer.
Die Frage nach dem Warum bleibt offen. Sicher ist: „Gott ist auf der Seite der Opfer.“
Diese Botschaft der Passion Christi ist keine beschauliche Theorie. Sie ist ganz konkret erfahrbar und kann uns verwandeln.
Wenn ich nach fast 40 Jahren auf den Verlust meiner Mutter zurückschaue sehe ich, dass er mich Gott näher gebracht hat. Ich erlebe viele Menschen, die am Grab eines Menschen zu Gott finden.
Der Verlust der Heimat ist eine Wunde, die ich geerbt habe, die ich mit der Muttermilch aufgenommen habe. Auch diese Narbe, ein Heimatvertriebener zu sein, ist ein Teil von mir, der mich Gott näher gebracht hat.
Ich lebe in Winnenden, in einer Stadt, die mit einer noch offenen Wunde lebt. Ohnmacht und Schmerz halten nach dem Amoklauf am 11.3.2009 viele gefangen. Aber der Blick auf die Osterbegegnungen der Heiligen Schrift und auf die Ostererfahrungen unseres Lebens können uns helfen, den nächsten Schritt zu tun.
Im Tod ist das Leben. Es bleibt ein Geheimnis, aber es führt uns zur Begegnung mit Gott.

Gerald Warmuth (50 Jahre, Pfarrer in Winnenden,
Sohn der Hermine geb. Putschögl  (*29.10.1932  +20.2.1973) aus Wratzau 1 , Pfarrei Umlowitz)

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Pater Josef Wenzl SDB

 

 

Nichts Zeitliches bleibt, wie es ist!

Verehrte Leser von „Glaube und Heimat“, liebe Landsleute aus dem Böhmerwald,
ich grüße Sie / Euch zum letzten Mal aus dem Schwarzwald, der seit Monaten in Weiß gehüllt ist.


Schon 10 x musste ich im Laufe meines über 50-jährigen Ordenslebens meine Habseligkeiten zusammenpacken, um dem Gehorsamsbrief meines Provinzials zu entsprechen und in einer anderen Niederlassung der süd-deutschen SDB-Provinz eine neue Aufgabe zu übernehmen.

Dieses Mal ist es ganz anders, trauriger! Am 31. Juli 2010 wird die 1962 kanonisch errichtete Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Furtwangen, Erzdiözese Freiburg, aufgelöst.

Bereits vor drei Jahren hat unser Provinzkapitel in Benediktbeuern   beschlossen, wegen Überalterung der Mitbrüder und Nachwuchsmangels kürzer zu treten und uns auf echt salesianische Aufgaben zu beschränken.

Unsere Präsenz in der kleinen Industriestadt des „Deutschen Uhrenmuseums“ haben damals der katholische Ortspfarrer und der Bürgermeister erbeten, weil viele Jugendliche Schulen und Ausbildungsstätten in der Stadt besuchten, aber keine geeignete Wohngelegenheit mit pädagogischer Betreuung fanden. Das Verkehrssystem war nicht so weit ausgebaut wie heute und die Volljährigkeit lag noch bei 21 Jahren.

Das bereits geplante Schülerheim sollten also die Salesianer Don Boscos auf Pfarrgrund bauen lassen und dann selbständig führen. Nicht wenige Schwierigkeiten waren auszuräumen, die sich im Wandel der Zeit immer wieder neu als Belegungsprobleme stellten.

1984 tat sich eine neue Zielgruppe auf. Das Bundesland Baden-Württemberg plante, den Wintersport zu fördern, um durch Erfolge bundesweit, evtl. weltweit, auf sich aufmerksam zu machen. Dafür zeigte sich das „Schnee-loch“ Furtwangen mit Anhöhen über 1000 m als sehr geeignet. Kost und Wohngelegenheit mit pädagogischer Begleitung gab es für die minderjährigen Athleten reichlich im Don Bosco Heim. Auch die nötigen weiterführenden Schulen gab und gibt es vor Ort.

Bei der Bausanierung und Modernisierung des Wohnheimes 1990 – 1992 kam man den Interessen der Leistungssportler entgegen. „Folterkammer“ mit Fitness-geräten,  Sauna, Skischränke, Wachsraum, Schießstand etc. wurden eingerichtet. Die Trainer erhielten ihre Büros. Gar bald stellten sich sportliche Erfolge in Skisprung und Biathlon ein – Sven Hannawald, Martin Schmitt, Simone Hauswald u. a. - , so dass es zur offiziellen Gründung des SKIF = Ski-Internat Furtwangen kam und nun zu den  40 Eliteschulen des Sports in Deutschland zählt. Vielleicht kommen noch weitere „Skifer“ bei der Olympiade groß heraus, aber der Erfolg hat bekanntlich viele Eltern.

Wer wird nach uns das Don Bosco Heim weiterführen? Was wird aus unserer schönen großen Heimkapelle werden, die dem seligen Bernhard von Baden geweiht ist?

Fast 50 Jahre  haben sich viele Salesianer Don Boscos – Brüder und Patres - für  junge Menschen im Heim abgemüht und in der Pfarr- und Studentenseelsorge aus- und mitgeholfen, so dass unser Weggang vielfach von der Bevölkerung der Region bedauert wird.

In der 2. Regel unserer Ordensgesellschaft heißt es:
„Wir Salesianer Don Boscos (SDB) bemühen uns, das apostolische Vorhaben des Gründers, in einer besonderen Form des Ordenslebens zu verwirklichen:
in der Kirche Zeichen und Botschafter der Liebe Gottes zur Jugend, besonders zur ärmeren, zu sein.
In der Erfüllung dieser Sendung finden wir den Weg unserer Heiligung“.

In 130 Ländern der Erde leben und arbeiten 15952 SDBs vorwiegend unter und für die ärmere Jugend. Dazu zählt auch Haiti, das in der Nacht vom 12. auf 13. Januar 2010 ein verheerendes Erdbeben erschüttert hat. Seit 60 Jahren sorgen sich die Mitbrüder ganzheitlich um die ärmsten der Armen. Schulen, Werkstätten und Kirchen sind verwüstet.
Priorität hat der Wiederaufbau der Großküche, die schon zuvor täglich 26.000 warme Mahlzeiten zubereitet hat.
Don Bosco lässt die Jugendlichen Haiti`s nicht im Stich!

In Deutschland leben 327 SDBs, von denen 68 aus anderen Provinzen stammen. Ein Großteil steht bereits im Rentenalter und hilft soweit möglich in seiner Hausgemeinschaft  mit.
Die Hauptzielgruppe für die Aktiven sind bei uns die jungen Menschen, die es schwer haben, sich allein zurecht zu finden aufgrund von geistiger, seelischer oder körperlicher Behinderung. Auch minderjährige Flücht-linge ohne Begleitung brauchen Anleitung und Hilfe.

Im Berufsbildungswerk Waldwinkel bei Aschau am Inn können sich u. a. solche Jugendliche das Rüstzeug für das Leben in der freien Wirtschaft und Gesellschaft holen.

Aus  über 20 modernen Berufen dürfen sie wählen. Die Berufsschule und das Wohnheim sind vor  Ort. Wer dieses Angebot nützt, hat gute Chancen, dass sein Leben gelingt als verantwortlicher Bürger und guter Christ.

„Die Ernte ist groß, doch der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende zu seiner Ernte“. Lk 10, 2

Lassen wir uns erneut in der Fastenzeit zu diesem Bittruf einladen! Im Fernen Osten und in Afrika mit Madagaskar werden wir schon in hohem Maß erhört. Haben wir genug Vertrauen, dass auch bald wieder in Europa mehr  junge Menschen den Ruf zum Priester- und Ordensleben vernehmen! Herr, gib ihnen auch Mut ihm froh zu folgen!

Anfang März kommt der Provinzial zur letzten Visitation.
Was er wohl mit mir vorhat? In einer unserer Niederlassungen in Bayern unweit von den Verwandten möchte ich meinen Un- Ruhestand verbringen dürfen.

Gruß + Segen für FROHE GESEGNETE OSTERN

P. Josef Wenzl   SDB

schrimpf

 

 

 

Pater Edmund Schrimpf,
Kapuziner.

 

 

Liebe Landsleute,

die weihnachtliche Festzeit findet in der Liturgie der Kirche ihren Abschluss mit dem Fest der Taufe Jesu – das ist der Sonntag nach „Erscheinung des Herrn“, der Sonntag nach Dreikönig. Die ältere Generation erinnert sich freilich, dass früher die Weihnachtszeit mit „Maria Lichtmess“ endete. Bis dahin schmückten Christbäume und Krippe die Kirchen – und auch den häuslichen Bereich. „Maria Lichtmess“ war im bäuerlichen Bereich der Tag, an dem Dienstboten ihren Arbeitgeber zu wechseln pflegten. An „Maria Lichtmess“ wurden und werden in besonderer Weise die Kerzen für den liturgischen und für den häuslichen Gebrauch geweiht (denken wir da nur an das früher wo vielfach gebrauchte und geschätzte Wachsstöckerl). Die Weihe der Kerzen an diesem Tag nimmt Bezug auf das Wort, das der greise Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel, in der Begegnung mit dem Jesuskind sprach: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Jesus Christus – Licht der Welt, Licht hinein in das Dunkel der Welt. Diese Begebenheit im Tempel zu Jerusalem führte schon im vierten Jahrhundert in der Christengemeinde Jerusalems zu liturgischer Feier, die man „Begegnung“ nannte. Wenig später wird dieses Fest auch in Rom gefeiert. Der Hinweis auf Jesus als das „Licht“ regte zudem zur Kerzenweihe und Lichterprozession, zum Tragen des Lichtes an. Die an diesem Tag geweihten Kerzen wurden besonders geschätzt, sie galten geradezu als „hochgeweiht“. So war man darauf bedacht, geweihte Kerzen im Haus zu haben, und dies aus der gläubigen Überzeugung, dass in ihrem Licht von ihnen ausgeht, was im Weihegebet erfleht wurde, Schutz und Gottes Segen. Es ist nicht so, als ob man Kerzenlicht heute nicht mehr schätzen würde. Gerade in unserer technisierten Welt gewinnt das warme und lebendige Licht einer Kerze wieder mehr an Sympathie – und as nicht nur in der Stimmungsgeladenen Zeit des Advent und an Weihnachten. Kerzenlicht begleitet uns durchs Lebe. Wer den Gottesdienst besucht, weiß, dass Kerzenlicht bei der Feier der Liturgie nicht fehlen darf, mag eine Kirche noch so ausgeleuchtet sein. Kerzenlicht gehört zu festlichen Anlässen. Es verleiht einem Mahl feierlichen Charakter. Das stille, besinnliche Verweilen vor einer brennenden Kerze schafft eine Atmosphäre der Entspannung. Und immer, wenn in unserem christlichen Leben sich Wichtiges ereignet, fehlt das Licht der Kerze nicht – bei der Taufe – bei der Erstkommunion – bei der Hochzeit. In klösterlichen Gemeinschaften wird bei Ablegung der Gelübde (Profess) die Professkerze überreicht. Bei alledem will uns gesagt sein: Empfange im Symbol der brennenden Kerze das Licht, Jesus Christus, und werde in ich, der dich erleuchtet, Licht für die Welt. Das Licht der Kerze soll und darf vor allem auch dann nicht fehlen, wenn das Dunkel des Todes sich auf uns legt, wenn es heißt: Abschied nehmen – heimgehen ... Und zünden wir nicht immer wieder am Grab unserer Lieben eine Kerze an?!

Mag die Flamme einer Kerze auch klein sein, ihr Licht durchbricht doch das Dunkel eines Raumes, umfängt alles mit seinem milden Schein. Ihr Licht tut dem Auge nicht weh und lässt alles um uns sanfter, wärmer erscheinen. Ist es nicht gerade dieses Erhellende, Sanfte, Wäre ausstrahlende, mit dem uns das milde Licht einer Kerze in dunklen Stunden helfen möchte, der Hoffnung Raum zu geben? Wenn wir als gläubige Christen dieses Licht als Symbol für jenes Lichtes verstehen, das im Kommen Gottes zu uns im Kind von Bethlehem aufstrahlt, dann wird das Anzünden einer Kerze für uns zu einem Akt des Glaubens, des Vertrauens, der Hoffnung – und das nicht nur dann, wenn wir gelegentlich in einer Kirche, vor einem Gnadenbild, an einem Wallfahrtsort eine Kerze anzünden.

Licht und Wärme strahlt die Kerze aus. Sie tut dies, indem sie brennt und sich darin verbraucht. Indem sie ihr Wachs opfert (Opferkerze) verbreitet sie wohltuende Atmosphäre. Und dies geschieht still und lautlos. Auch ein Symbol für unser Leben ... Maria Lichtmess, das Fest der Darstellung Jesu im Tempel, mag im religiösen Leben vieler keinen besonderen Stellenwert mehr haben. Wohl kaum lässt man die Kerzen zu häuslich-festlichen Anlässen vom Priester segnen. Und doch spürt die von Natur aus christliche Seele die religiöse Bedeutung und Kraft des Lichtes. Ich denke da an die Ereignisse vor gut zehn Jahren im Osten unseres Landes. Mit brennenden Kerzen – in Lichterketten – haben die Menschen ihrem Verlangen nach Freiheit und Zusammengehörigkeit Ausdruck zu geben versucht. „Es werde Licht! Und es ward Licht!“ Dieses schöpferische Wort am Anfang von allem hat seine Gültigkeit. Erst im Licht erstrahlt die Schönheit der Dinge. Im Licht wird freilich auch sichtbar, was der Ordnung bedarf. So kam das Licht – Jesus Christus – in die Welt, um zu erleuchten, zu erhellen, was im Dunkel und im Schatten des Todes sich befindet. Wenn dieses Licht, ER, unser Leben erleuchtet, dann hat die Finsternis keine Macht mehr über uns. Das milde, warme Licht einer Kerze kann uns helfen, das innere Auge für den zu öffnen, der von sich sagen kann: „Wer mir nachfolgt, der wandelt nicht im Finstern!“ Danken wir Gott für das Geschenk des Lichtes, das uns leuchtet in seinem Sohn.

Herzlich grüßt Sie Ihr,
Pater Edmund Schrimpf, Kapuziner,
Menzinger Straße 48, 80638 München
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