Erhebender Tag für deutsche und tschechische Priester in Budweis beim gemeinsamen Priestertag am 19. Juni in Budweis/Budejovice. Hohe Ehrung für Pfarrer i. R. Franz Irsigler.
Am 9. März hatte der Budweiser Bischof Antonin Lischka alle aus seiner Diözese stammenden und auch nach der Vertreibung ordinierten Priester, Diakone und Führungsleute zu einer Festfeier des Hl. Johann Nepomuk Neumann (Landsmann aus Prachatitz und späterer Bischof von Philadelphia) in die Nikolaus-Kathedrale zu Budweis eingeladen. 34 deutsche Geladene aus der Bundesrepublik und Österreich sowie 50 tschechische Geistliche seiner Diözese waren seinem Ruf zum ersten Priestertag nach dem Kriege gefolgt. In seiner Einladung brachte er zum Ausdruck, dass damit durch die gemeinsame Feier der Eucharistie die schmerzlichen Wunden der Vergangenheit, die man sich gegenseitig zugefügt hatte, durch die Bitte um Verzeihung und den Segen Gottes geheilt werden mögen. Alle Lesungen wurden in deutscher und tschechischer Sprache vorgetragen.
Vor dem Segen erlebte der langjährige Herausgeber von „Glaube und Heimat“ Spendensammler und Pendant des belgischen Speckpaters Van Straaten Pfarrer Franz Irsigler eine Art Erhebung in den Adelsstand, nämlich die Erhebung zum Kanonikus E. h. mit Brustkreuz und Ring, also Einreihung in die Chorherren der Kathedrale von Budweis.
Warum diese Ehrung? Pfarrer Irsigler erkannte, dass in fast keinem Land, in dem nach dem Krieg die Kommunisten die Macht übernommen hatten, die Kirche so sehr verfolgt wurde wie in der Tschechoslowakei. Die meisten Priester wurden einer so genannten „produktiveren“ Arbeit zugeführt und/oder eingesperrt. Eine Verbindung zu Rom oder den westlichen Bistümern war kaum möglich. Die Geistlichen, die noch unter erschwerten Bedingungen Gottesdienste halten konnten, hatten kaum Konkretes vom Vatikanischen Konzil Anfang der 60er Jahre erfahren. Die Kirche war am Ausbluten. Während der schwersten Zeit und danach sammelten Irsigler mit den Landsleuten ca. 20 Millionen DM (mehr als 300 Millionen Tschechenkronen), eine große Menge liturgischer Bücher (Gesangbücher, Lektionare, Bücher theologischen Inhalts) und transportierte diese in die böhmischen Länder. Er lud die tschechischen Priester zur Erholung, zu Exerzitien und Informationstagungen nach Deutschland ein. Irsigler half, wenn und wo er konnte. Das haben ihm die tschechischen Kirchenoberen nicht vergessen. Daher diese Ehrung als Geste des Dankes.
Neben der Einladung zum Mittagessen besuchten wir die theologische Fakultät, um von alltäglichen Sorgen und theologischen Themen zu erfahren.
Den Abschluss bildete ein Besuch der bischöflichen Residenz und ein Wortgottesdienst in der Marien-Klosterkirche. Nach einer Würdigung des Lebenswerkes von Johann Nepomuk Neumann.
Bußakt in beiden Sprachen: Deutsche und Tschechen haben oft den Segen Böhmischen Miteinanders verschiedener Völker und Kulturen missachtet, sind einander als Zeugen der Liebe Christi schuldig geblieben, haben sich im Laufe der Geschichte immer wieder verletzt, und schließlich einander durch nationalsozialistischer Unterjochung, Nachkriegsunrecht und Vertreibung Wunden geschlagen, die bis in unsere Tage nicht wieder gut gemacht sind und nicht geheilt sind. Sie belasten ein unbefangenes Zu- und Miteinander unserer Völker. Um der Zukunft Europas willen übernehmen wir dafür Verantwortung und bitten um Vergebung und Vergeben. Barmherziger Gott, bekehre unsere Herzen und erbarme dich unser.
Nach dieser Vergebungsbitte umarmten sich als Zeichen der Versöhnung die Bischöfe von Budweis, Antonin Lischka und der Weihbischof von Limburg, Gerhard Pieschl.
Frank Reif, Diakon

Bischöfliche Kurie Böhmisch Budweis
Dem Hochwürdigsten Herrn P. Franz Irsigler
Beilngries
Anlässlich des Jahrestages Deiner Priesterweihe am 29. Juni 2001 gebe ich – in Würdigung Deiner vielfachen Verdienste, wie ich den freundlichen Berichten innerhalb des tschechischen, deutschen und österreichischen Klerus entnehme – und mit Dank für deine Sorge um die Gläubigen, die einst in der Böhmisch-Budweiser Diözese gelebt haben – insbesondere um die Wallfahrtskirche Gojau, gebe ich dir bekannt, dass ich dich gemäß Kanon 509 CIC heute am 19. Juni 2001 am Fest des hl. Johannes Nepomuk Neumann zum Ehrenkanonikus der Cathedralkirche zum hl. Nikolaus in Böhmisch-Budweis, zugleich mit den damit verbundenen Rechten und Pflichten nach der Norm der hl. Kanones und der Statuten des Cathedralkapitals ernannt haben.
Böhmisch Budweis am Fest des hl. Johannes Nepomuk Neumann
ThDr. Antonín Liška, Bischof

Hochwürdigster Herr Pfarrer Irsigler.
Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Mühe und Arbeit, die Sie im Namen Gottes für Ihre Landsleute und für das Bistum (f. die Diözese) České Budějovice leisten.
Ist bekannt, dass mit Ihrer Hilfe die Zeitschrift „Glaube und Heimat“ seit 1948 Kontakt hält unter den Gläubigen, die aussiedeln mussten, stärkte das Gottvertrauen in schweren Zeiten und sammelt und vermittelt Spenden für die Pfarreien der Budweiser Diözese und auch an die 19 Missionare und Schwestern, die aus Diözese Budweis stammen und jetzt keine Diözese „im Rücken“ haben.
Seit der „Wende“ führen die Renovierungen zu zahlreichen intensiven Kontakten zwischen Tschechen und Deutschen, nicht nur während der Bauzeit, sondern auch bei Einweihungsfeiern und Pfarrtreffen. Die Gastfreundschaft und die Mitfeier bei den Gottesdiensten sind eindrucksvoll.
Die Versöhnungsbereitschaft von beiden Seiten ist groß. Besonders erfreulich ist die brüderliche Zusammenarbeit zwischen tschechischen und deutschen Priestern.
Dazu haben der Verein „Glaube und Heimat“ und die gleichnamige Zeitschrift in ihren 50 Jahrgängen wesentlich beigetragen, besonders der langjährige Schriftleiter Pfarrer Franz Irsigler.

ThDr. Antonín Liška, Bischof von Budweis
Ausgabe 08-2001

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