Liebe Mitglieder und Freunde der Pfarrei Malsching!
Die Tage sind schon deutlich kürzer geworden und mancherorts herrscht dichter Nebel; nur selten lässt sich die Sonne sehen. Das ist auch die Zeit des Innehaltens und der Erinnerungen. Viele von uns haben im vergangenen Jahr liebe Menschen verloren und ganz besonders an Allerheiligen und Allerseelen gedenken wir ihrer bei unseren Besuchen am Friedhof.
Gerettete Dokumente
Vor vielen Jahren hat ein Malschinger Pfarrangehöriger seine Heimatpfarrei besucht und dabei einen Blick durch die offenstehende Türe des Turmes geworfen. Die Neugier trieb ihn dann nach oben. In einer Mauernische entdeckte er dann einen Packen von Notenblättern und anderen alten Dokumenten. Er nahm sie mit, u sie vor weiterem Verfall zu bewahren.
Danke, Franz!
Unter den geretteten Dokumenten befand sich auch das nachstehende Heftchen. Einige der Seiten sind leider nicht mehr ganz gut leserlich. An Ihnen haben nicht nur der Zahn der Zeit sondern auch einige Mäusezähne genagt.
Schon in früheren Zeiten, mehr noch als heute, hat man für die Verstorbenen Seelenmessen lesen lassen. Diese wurden vom Pfarrer sorgfältig dokumentiert, wie aus dem Heftchen vom 30.10.1896 hervorgeht.
Auf einem der Blätter hat Katharina Freudenthaler eine Messe lesen lassen für ihren gefallenen Ehemann, Mutter, Bruder, Schwiegervater, Großeltern und Schwester.
Bei vielen wird der gefallenen Ehemänner und Söhne gedacht. Dabei wird es sich wohl um Kriegsteilnehmer entweder von 1866 (Preussen gegen Österreich/Königgrätz) oder dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 gehandelt haben.

Auch ich habe einer der vielen Toten die in den Kirchenmatrikeln aus noch weiter zurückliegender Vergangenheit dokumentiert ist, gedacht und daraus die Geschichte Sybillas Weg verfasst. Diese werde ich in Fortsetzungsfolgen, beginnend mit dieser Ausgabe am Ende dieses neueHeimat-Blattes erzählen.
D A N K E ganz groß geschrieben
So kurz vor Jahresende fällt man oft in pure Hektik, so als würde zum Jahresende die Welt untergehen. Dies und das wurde das Jahr über immer verschoben und muss unbedingt noch erledigt werden. Trotzdem sollte man sich die Zeit nehmen, ein bisschen auf das Jahr zurückzublicken, Was war schön? Was war nicht so gut? Nicht so gut ist es, dass es das „alte“ Glaube und Heimat nicht mehr gibt. Schön ist es aber, dass doch viele der ehemaligen Bezieher dem Verein die Treue gehalten haben und sich wieder nach der Umstrukturierung als Mitglied angemeldet haben.
Das ist für die Vorstandschaft und Verwaltung von Glaube und Heimat ein Anlass, sich ganz herzlich bei den Wiederangemeldeten und besonders auch bei den Neumitgliedern zu bedanken. Nur so ist es dem Verein möglich, die gemeinnützige Arbeit fortzusetzen.
Für all jene, die keinen direkten Zugang zum Internet haben, füge ich am Ende des neueHeimat-Blattes das Gruß- und Dankeswort des 1. Vorsitzenden, Herrn Kanonikus Siegfried Weber, an.
Auch ich persönlich möchte dieses neueHeimat-Blatt benutzen, um mich für die vielen schriftlich und telefonisch übermittelten Wertschätzungen für das neueHeimat-Blatt zu bedanken.
Einige meiner neueHeimat-Blätter sind zum Teil schon auf der Startseite der home page von glaubeundheimat.de eingestellt und für alle, welche glaubeundheimat.de aufrufen, zugänglich. . Die vollständigen Berichte mit den Geburtstagglückwünschen findet Ihr unter Kaplitz / Malsching. Diese Seite ist jedoch nur für Mitglieder von Glaube und Heimat zugänglich. Berichte ohne Familiennachrichten können auch auf der Startseite unter glaubeundheimat.de abgerufen werden. Dennoch werde ich die neueHeimat-Blätter auf vielfachen Wunsch auch weiterhin per e-mail versenden. Nochmals ein herzliches Dankeschön an die „Briefträger“, die die mails ausdrucken und ihren Angehörigen weitergeben.
Auf neu-deutsch „der Advent is coming soon“
Ende November beginnen wir uns auf die ruhige Zeit einzustellen. Ein altes Sprichwort lautet: Kathrein (25. November) stellt den Tanz ein.
Am 30. November ist der erste Advent. Bald werden die Düfte von Vanillekipferl & Co. durch die Küche ziehen. Schließlich warten bei mir um die 40 Personen aus Familie, Kollegen- und Freundeskreisen darauf, dass das Gebäck pünktlich zum 1. Advent am Tisch steht.
Deshalb stelle ich für heute meine Berichterstattung ein und werde mich darauf vorbereiten alle Zutaten für diese Kalorienbomben zusammenzustellen, damit ich bis Monatsende fertig werde und grüße Euch herzlich aus der Weihnachtsbäckerei.

Sybillas Weg

von Gertrud Hecker – Pischulti
An eine uralte, hohe Tanne des tausend Jahre alten Waldes gelehnt saß Sybilla im hohen Schnee und fror. Immer wieder schlang sie die Arme um sich und hauchte in die Hände, um sich wenigstens ein klein wenig zu erwärmen. Allmählich reichte die Wärme des Atems nicht mehr. Sie war so müde. Nur ein kleines Weilchen schlafen wollte sie. Während die Augenlider immer schwerer wurden zogen wie Nebelschleier Bilder ihres bisherigen Lebensweges vor ihr auf.
Sie sah sich als kleines fünfjähriges Mädchen, das am Sonntag hinter Vater und Mutter den steilen und steinigen Weg zur Pfarrkirche hinaufstieg. Der Schnee war in diesem Jahr schon früh weggeschmolzen und auf den Wiesen blühten die ersten Schlüsselblumen. Vater trug ihren kleinen Bruder Johannes auf den Schultern und Sophia, die nur zwei Jahre jünger war als Sybilla, trabte neben ihr. Immer wieder musste sie sie ermahnen nicht zu trödeln, um mit den Eltern Schritt halten zu können. Der Weg führte durch den dichten Wald und sie wollte die Eltern auf keinen Fall verlieren. In dem Wald tummelten sich vielerlei wilde Tiere und Vater hat sie ermahnt, nicht in den Wald zu gehen, wo Füchse, Bären und Wölfe nur darauf warteten, kleine Kinder aufzufressen oder die Hexe drohte, so wie in dem Märchen, das Mutter ihr oft am Abend erzählte.
Gerade als sie über die mit vielen großen und kleinen Felsstücken übersäte Wiese, die „der Stoa“ genannt wurde, die letzte Anhöhe zur Kirche hinaufstiegen, erklangen die Glocken und riefen zum Gottesdienst. Nach einer Stunde beschwerlichen Fußmarsches erreichten sie endlich, müde und schwitzend, die Kirche.
Vater setzte sich zu den Männern in die Bänke auf der rechten Seite, Sybilla und Sophia blieben bei der Mutter, die den noch nicht mal zweijährigen Johannes auf dem Schoss hielt, in dem schon wieder ein kleines Geschwisterchen heranwuchs, in den Bänken auf der linken Seite. Wie tat es wohl, sich nun setzen zu können und die kleinen Füße aus den klobigen Holzschuhen zu ziehen, die Andreas, der einzige Sohn vom alten Vincentius und ein Vetter ihres Vaters, ihr zum letzten Namenstag im Oktober geschnitzt hatte.
Voll Bewunderung betrachtete Sybilla die großen Heiligenfiguren, die hoch oben an den Wänden der Kirche standen. Besonders gefielen ihr aber die Engelsfiguren, die rund um den Altar schwebten und der große Kristalllüster aus böhmischem Glas, auf dem unzählige Kerzen leuchteten.
Sie freute sich auf nächsten Sonntag, den Palmsonntag, wenn die Burschen mit ihren schön geschmückten Palmbuschen in die Kirche einzogen und sich neben dem Altar aufstellten.
Als der Pfarrer mit seinen Ministranten das Kirchenschiff betrat, setzte die Orgel mit lautem Getöse ein.
Es war aber keine Orgel, die Sybilla aus ihrem Traum riss, sondern der kräftige Sturm, der durch die Baumwipfel des Waldes brauste.
„Oi Jessasmariandjosef, is mia koid“, dachte Sybilla. „Wann i nur grod weida drahma kannt. In da Kira is grod recht gmiatli gwejn. ’s woar ned grod woarm owa ’s woar a ned sou koid wia do heraussn im Woid. Mog sei, dass da Drahm wieda zruck kimmt wann i nao a Weilei weida schlof” dachte sie und schloss erneut die Augen, nachdem sie ein „Vater unser“ und ein „Ave Maria“ gebetet hatte.
Nun erinnerte sie sich daran, wie ihr Vater Laurentius ihr einmal von ihrer Mutter Agneta erzählt hat.
Sein Vater Wenceslaus, der schon lange verstorben war, hinterließ ihm einen kleinen Bauernhof, auf dem noch die Maria, seine alte Mutter lebte. Sie war schon gut über sechzig, hatte ein runzeliges Gesicht und von der Gicht gekrümmte Finger. Das Haus war eines der ältesten, es war als zweites Haus im Dorf vor vielen Jahrzehnten erbaut worden. Die Erträge dieses kleinen Bauernanwesens und seine zusätzliche Arbeit als Zimmerer erlaubten es ihm, eine Familie zu gründen.
Agneta, meistens wurde sie auch Agnes genannt, war das hübscheste Mädchen der Nachbarsfamilie Singer als Laurentius sie im Hochsommer des Jahres 1670 heiratete.
Fortsetzung folgt im Januar…

