60 Jahre Jahre Glaube und Heimat


Gasthof Millipp, am Freitag (Reformationstag) dem 31.10.2008
Der Mitgliederversammlung ist ein Gottesdienst (09.00 Uhr) in der Friedhofskirche voran gestellt. Vorsitzender Weber, Militärpfarrer und Domkapitular Alois Ehrl (Vertreter des Vorsitzenden) erinnern an Gertrud, Franz und Ernst Irsigler, welche im Jahr 2005 verstorben sind. Auf ihren Gräbern, die in unmittelbarer Kirchennähe sind, werden kleine Blumengebinde abgelegt, waren sie doch außerordentliche Persönlichkeiten des Vereins. In den Dankesworten werden auch jene Berichterstatter und Leser eingeschlossen, die in den letzten vier Jahren verstorben sind.

Vorsitzender, Militärpfarrer Siegfried Weber, eröffnet gegen 10.15 Uhr die Mitgliederversammlung, schildert den Vereinsübergang auf die damals neue Vorstandschaft, in der nur mehr Frau Zeis (Schriftführerin) der Erlebnisgeneration angehörte. Die neue Führung habe es dann doch relativ leicht gehabt, da die Verwaltungskraft Hilde Tomenendal die Vereinsarbeit schon kannte, Erich Schaufler ihm geschäftsführend zur Seite stand und Frau Zeis in ausführlicher Weise die Protokollarbeit erledigte.In den vier vergangenen Jahren sei er mit vielen Fragen und Arbeiten konfrontiert worden. Er dankt seinem Vertreter Domkapitular Ehrl, der die Geschäfte des Vereines führte, als er als Militärpfarrer zwei Auslandsaufenthalte ableisten musste.

Im Anschluss seines umfangreichen Tätigkeitsberichtes ehrt der Vorsitzende Frau Tomenendal für 16 Jahre Verwaltungstätigkeit im Verein und Herrn Franz Kindermann für 14 Jahre Berichterstattung mit der Silbernen Ehrennadel.
Es folgen die Berichte: Protokoll der letzten Mitgliederversammlung durch Frau Zeis, Kassenbericht von Erich Schaufler. Die Kasse sei solide „gefüttert“, noch blieben pro Jahr paar Euro übrig. Letzterer spricht auch vereinsinterne Neuerungen an, wie Beteiligung an den Sudetendeutschen Tagen, Berichterstattererfassung, Ehrenordnung, Kostenminimierung u. a. Franz Kindermann übernimmt als Wahlausschussleiter die Versammlungsführung, dankt der alten Führung und leitet über zur Entlastung der Vorstandschaft. Noch zuvor legt Karl Luksch den Kassenprüfungsbericht vor. Er dankt Frau und Herrn Tomenendal für die professionelle Kassenarbeit.

Nach dem gemeinsamen Mittagsessen wird gewählt. Vorsitzender Siegfried Weber und Vertreter Domkapitular Alois Ehrl werden wieder bestätigt. Für die Schriftführerin Frau Zeis, die sich aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung stellt, wird Frau Charlotte Guggeis gewählt. Die Kasse übernimmt Herr Erhard Tomenendal. Neu ist, dass Erich Schaufler, fünftes Mitglied im Vorstand, mit der Wahrnehmung der Aufgabe eines Geschäftsführers beauftragt wird.
 
Die Vorstandschaft wird künftig beraten durch Damen und Herren aus den Bezirken des Verbreitungsgebietes von Glaube und Heimat. Bergreichenstein/Hartmanitz - Frau Helmi Weber, Bischofteinitz – Herr Stefan Stippler, Budweis – Herr Josef Sailer, Kaplitz – vertreten durch den 1. Vorsitzenden S. Weber, Krummau – Herr Franz Kindermann, Neuern – vertreten durch die Schriftführerin Frau Guggeis, Prachatitz – Person wird nachgemeldet und Taus – Herr Karl Plötz. Ebenso wurde Herr Robert Baierl, Redakteur des Vereins, wieder berufen. Die Kasse wird künftig geprüft von den Herren Franz Kindermann und Karl Plötz. Beide Herren waren im Bankenwesen tätig.

Nach der zügig durchgeführten Wahl übernimmt der neue (und alte) Vorsitzende Militärpfarrer Siegfried Weber wieder die Versammlungsleitung. Er dankt der scheidenden Schriftführerin Zeis mit einem Bild und Blumen für ihre jahrzehnte lange Mitarbeit. Ihre Protokolle werden das Archiv von Glaube und Heimat bereichern. Er dankt ferner den ausgeschiedenen Beiräten Harasko, Steininger, Wiltschko und Ullmann, den bisherigen Kassenprüfern Dunzendorfer und Luksch.

Der letzte Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ wird lebhaft angegangen. Fehler in den Schrifttexten des letzten Heftes werden angeklagt. Vorsitzender Weber und Redakteur Baierl bitten um Nachsicht. Es ist nicht immer leicht, die Fülle der Berichte, die ja oft zu spät vorgelegt werden, fehlerfrei abzuarbeiten. Eine abschließende Heftkorrektur würde darüber hinaus 600,– € pro Monat kosten.

Der Vorsitzende spricht weitere Handlungsfelder an, wie Bezugspreiserhöhung, Kooperationen mit anderen Heimatzeitschriften, Bildveröffentlichungen, Geburtstagsgratulationen, 750 Jahre Stift Hohenfurth und 60 Jahre Glaube und Heimat. Diese Themen und weitere Vorschläge aus der Mitgliederversammlung werden in die neue Vorstandschaft am Samstag, den 13. 12. 2008 in Schwabach beschäftigen. Ehe der Vorsitzende gegen 14.45 Uhr die Mitliederversammlung beendet, spricht Domkapitular Ehrl die letzte Brasilien-Leserreise an, dankt allen Mitarbeitern des Vereins und wünscht weiterhin eine gedeihliche Arbeit zum Wohle der Heimat.

Ausgabe 12-2008


Mons. Jan Baxant zum Bischof der Eichstätter Partnerdiözese Leitmeritz geweiht
Jan Baxant ist am 22.November 2008 vom Hauptkonsekrator Kardinal Miloslav Vlk aus Prag zum neuen Bischof der Eichstätter Partnerdiözese Leitmeritz (Litoměřice) in Nordböhmen geweiht worden.
In seiner Antrittsrede erinnerte der neue Leitmeritzer Bischof auch in deutscher Sprache an die „Böhmen deutscher Zunge“, die „das Feld des Glaubens in der Diözese Leitmeritz fruchtbar gemacht haben“. Baxant möchte die Tatsache, dass in der Vergangenheit im Gebiet seines Bistums die deutsche Einwohnerschaft zahlenmäßig überwog, als „Basis und Fundament“ für ein „sich einigendes Europa“ sehen. In seiner Rede verband Baxant seinen Dank an die Anwesenheit „von zahlreichen deutschen Freunden“ mit dem Wunsch, dass „alle mit Gottes Hilfe ein glaubwürdiges, verlässliches Zeugnis von Einheit und Kraft der Gemeinschaft von Christen und allen Menschen guten Willens ablegen“ mögen.

Jan Baxant stammt aus Karlsbad (Karlovy Vary). Nach seinen Studien empfing er am 23. Juni 1973 durch den Prager Erzbischof Kardinal František Tomášek die Priesterweihe. Der Priester des Erzbistums Prag wirkte unter anderem als Rektor des Prager Priesterseminars und ab Anfang 2003 als Generalvikar der Diözese Budweis (České Budějovice)
Bistum Eichstätt, November 2008

Am 16. Juli war ein festlicher Tag im Stift Hohenfurth. Abt Alberich Siwek feierte sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Zahlreiche Mitbrüder aus dem Zisterzienserorden und darüber hinaus waren zu diesem Ehrentag gekommen, darunter der Bischof aus Budweis, 9 Äbte, auch zahlreiche ehemalige Angehörige der Stiftspfarreien die heute nach der Vertreibung in Deutschland und Österreich leben und Gläubige aus Tschechien, Oberösterreich und Polen feierten das festliche Hochamt in der Stiftskirche mit. Abt Petrus aus dem Stift Rein in der Steiermark hielt die Festpredigt. Das Stift Rein war nach der Auflösung des Stifts Hohenfurth durch die Kommunisten der Zufluchtsort für viele Hohenfurther. Nach dem Gottesdienst war bei herrlichem Wetter ein gemeinsames Mittagessen im Garten des Klosters, zu dem alle eingeladen waren. Abt Alberich war trotz etwas angeschlagener Gesundheit bei bester Laune und freute sich mit seinen Gästen über ein gelungenes Fest.

Ansprache zum 60-jährigen Priesterjubiläum von Abt Alberich Siwek, Stift Hohenfurth

Hochwürdigster Herr Bischof Jiri aus Budweis,
Hochwürdigste Herren Äbte,
Liebe Mitbrüder, und Ordensschwestern,
Liebe Festgemeinde,
Lieber Abt Alberich!!
Im Namen unserer Gemeinschaft Glaube und Heimat, aber auch ganz persönlich möchte ich Dir zu Deinem Jubiläum gratulieren.
Vor 60 Jahren hast Du Dein „adsum“ gesprochen und Dich ganz in den Dienst als Priester unserer Kirche gestellt. Das ist der Grund unseres Festes und der Anlass des Dankens. Niemand konnte damals ahnen, welchen Lauf die Geschichte nimmt und welchen Weg Dich Gott führen würde. Der zweite Weltkrieg mit allen seinen Folgen, hat auch Dein Heimatland und Dein persönliches Schicksal geleitet.
Viele Jahre gehörtest Du zur Gemeinschaft der Zisterzienser an der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee und Dein Dienst als Religionslehrer am berühmten Internat Salem hat Dich und die Schüler gleichermaßen geprägt.
Dann führte Dich der Lebensweg wieder zurück nach Polen, jetzt als Abt, als Vater und Vorsteher Deiner Brüder. Nach dieser Zeit, in einem Alter, in dem andere sich so langsam zurücklehnen, hast Du nochmals im Vertrauen auf Gott eine ganz neue Aufgabe übernommen, die Dich hierher nach Hohenfurth führte, um den Wiederaufbau aber noch viel mehr die Wiederbelebung der Gemeinschaft zu unterstützen. Es war ein trostloses Bild, das sich hier am Ende des Kommunismus geboten hat. Nicht nur das Kloster war in weiten Teilen zerfallen und heruntergekommen, dies war letztlich auch ein Abbild für den moralischen Zustand der Menschen hier.
Mit Kraft und Mut hast Du Dich Deiner Mitbrüder angenommen und bist ihnen ein Vater geworden. Die Heimatvertriebenen aus dieser Region sind Dir und deinen Brüder unendlich dankbar, dass aus den Trümmern dieser Anlage nach und nach wieder ein stattliches Kloster ersteht.
Vieles konnte in dieser Zeit geleistet werden, was auch untrennbar mit dem Namen Kanonikus Franz Irsigler und dessen Bruder Ernst Irsigler verbunden ist, die leider nicht mehr unter uns leben. Die Haushälterin und Mitstreiterin von Kanonikus Franz Irsigler, Frau Johanna Dehnert, ist aber heute unter uns und bekräftigt so die alte Verbundenheit.
Gemeinsam konntet ihr manches bewegen und wieder zum Leben erwecken. Heute ist dieser Ort wieder ein einladendes und mit Gottes Geist erfülltes Haus.
Dieser Tage habe ich eine wunderbares Wort Deines Priors erfahren. Der sagte: „Unser Herr Abt ist jetzt manchmal ein wenig müde, aber er segnet uns jeden Morgen und jeden Abend“.
Lieber Abt Alberich, wie kann man es schöner als mit diesen Worten ausdrücken, als dass Du ein Segen bist.
Wir alle wünschen Dir noch eine lange Zeit in Hohenfurth, dass Gott Dir die Gesundheit einigermaßen erhält, dass Du auch selber Gottes Segen erfahren darfst und dass das Werk Früchte trägt zum Segen für das Stift Hohenfurth und für die Menschen im Böhmerwald.

Abt Petrus Steigenberger OCist,
Stift Rein Kloster Hohenfurth, am 16. Juli 2006
Ausgabe 09/10-2006


Inthronisation von Bischof Jiøi Pad’our in der St. Nikolaus-Kathedrale in Budweis am 9. November 2002

Angeführt von Nuntius Erzbischof Ender zogen um 10 Uhr die regierenden Bischöfe Antonín Liška, Budweis, der Vorsitzende der tschechischen Bischofskonferenz Erzbischof Graubner aus Olmütz, Bischof Aichern aus Linz, Bischof Schraml aus Passau, Altbischof Müller aus Regensburg, Altbischof Otèenášek aus Königgrätz, die Weihbischöfe Fasching aus St. Pölten und Maly aus Prag, Domprobst Mons. Kavale mit Generalvikar Dvoøák, das Domkapitel mit dem deutschen Ehrenkanonikus an der St. Nikolaus-Kathedrale Franz Irsigler, und an die 100 Priester und Diakone in den mit Gläubigen und Ehrengästen überfüllten Dom. Nuntius Ender würdigte die Amtszeit Bischof Liškas, beglückwünschte Weihbischof Pad’our zur Übernahme des Bistums Budweis, Bischof Liška sagte allen seinen Mitarbeitern in der schwierigen Zeit des Neuanfangs nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ ein herzliches Vergelt’s Gott. Nachdem Generalvikar Dvoøák die päpstliche Bestallungsurkunde verlesen und Mons. Kavale seine Nachfolger in der Leitung der Diözese beglückwünscht hatte, fuhr Nuntius Ender mit der hl. Eucharistiefeier fort, die mit Jubel und Applaus der mitfeiernden Gläubigen ihren Abschluss fand. Im Bischöfl. Ordinariat stand für alle Geistlichen und geladenen Gäste ein reichlich angerichtetes Buffet bereit. Wegen Platzmangels hatten sich die Bischöfe mit ihren engsten Mitarbeitern in einem Nebenraum zum Festessen versammelt. Dort hielt Kanonikus Irsigler, übersetzt von der Universitätsdolmetscherin, folgende Tischrede, die von den Bischöfen mit Beifall aufgenommen wurde:
Hochwürdigster Herr Bischof, verehrte Festversammlung!
Im Namen der heimatvertriebenen 250.000 deutschen Böhmerwäldler, Ihrer einstigen Diözesanen, möchte ich Sie zur Berufung auf den Budweiser Bischofstuhl herzlich beglückwünschen. Obgleich sie in alle Welt zerstreut sind, sind sie ihrer Heimatdiözese Budweis und deren Oberhirten bis zum heutigen Tag herzlich verbunden.
Dass ich keine Märchen erzähle, beweist diese Landkarte, die wir zum 200. Gründungsjubiläum im Jahre 1985 in einer großen Auflage drucken ließen.
In Passau haben wir, weil dies in Budweis verboten war, mit 15.000 Landsleuten dieses Jubiläum gefeiert, bei dem auch die Nachbarbischöfe von St. Pölten, Linz, Passau und Regensburg anwesend waren. Als Zeichen unserer Verbundenheit überreiche ich Ihnen ein Hinterglasbild von Ihrem Namenspatron, einer Kunst, die bis zum Jahre 1945 in Buchers-Pohoøí zuhause war und jetzt im städtischen Museum Freistadt bewundert werden kann. Möge Ihnen der hl. Georg beistehen, die geistigen und geistlichen Ruinen wieder aufzubauen, die in einer verlogenen gottlosen Zeit entstanden sind und noch immer entstehen ... und auch an der Stelle der Bucherser Kirche, die vor vier Jahren aus unerklärlichen Gründen eingestürzt ist – es war der höchst gelegene Pfarrort des Böhmerwaldes – also an der Stelle dieser Kirche ein ehrendes Denkmal zu errichten. 20.000 Deutsche Mark haben die Bucherser dem Budweiser Ordinariat bereits übergeben und sie sind bereit, auch weiterhin mitzuhelfen, damit dieses einstige Heiligtum nicht ganz vergessen wird. Zu Ihrem Amtsantritt haben wir in Eile 75.000 Kronen gesammelt, damit Sie kleine Bedürfnisse, vor allem bei der Jugend, abdecken können. Mögen Ihnen St. Nikolaus und St. Georg Gesundheit, Kraft, Mut und Geduld erbitten, damit Sie die Schatten der Vergangenheit vertreiben und die alte Verbundenheit und Eintracht zwischen den einstigen und heutigen Diözesanen wieder herstellen können!
Bei den entsprechenden Passagen überreichte Polizeihauptkommissar Erich Schaufler im Namen von „Glaube und Heimat“ die Jubiläumslandkarte vom Jahre 1985, das Hinterglasbild mit dem hl. Georg, dem Namenspatron von Bischof Pad’our, und ein Säckchen mit Kronen für die tschechische Jugend sowie Euros zum Start in die EG, der demnächst stattfinden soll.
Kurz gefasst: Es war eine gut vorbereitete festliche Veranstaltung, die den Budweisern noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.

Kanonikus h.c. Irsigler
Ausgabe 01-2003


Gelungenes Fest anlässlich des 30. Jahrestags der Heiligsprechung von Bischof Johannes Nepomuk Neumann in Prachatitz, über 3000 Gläubige kamen zusammen
Lange schon hatte die Diözese Budweis diesen Tag vorbereitet. Plakate waren gedruckt und versandt, die Liederbücher für den Gottesdienst, in 2-sprachiger Aufmachung fertig, die Stadt Prachatitz in farbenfrohem Festgewand, die ersten Gäste waren angereist, da verfinsterte sich am Freitagnachmittag der Himmel über dem südböhmischen Städtchen. Es war gegen 15.00h ein Hagelunwetter ging nieder, mit Blitz und Donner, das Wasser schoß in den Hoteleingang alles schien im Getöse und Chaos unterzugehen, kann so das Fest stattfinden?
Als es nach 30 Minuten wieder hell wurde, war es fast weiß wie im Winter. Stellenweise lagen bis zu 20cm hoch die Hagelkörner und mussten mit Schaufeln und Schneeschiebern geräumt werden. Bald zeigte sich, dass zwar einige Keller und Geschäfte vollgelaufen waren, dass aber keine Menschen zu Schaden kamen und Prachatitz vor einer Katastrophe bewahrt blieb.
Der Samstag begann in strahlendem Sonnenschein – Festwetter über der Stadt, Festtagsstimmung auf den Straßen und Plätzen. Die Gäste wurden vor der Kirche von Musikanten begrüßt und die Gläubigen aus nah und fern füllten rasch die dem Heiligen Jakobus geweihte Stadtpfarrkirche von Prachatitz. Aus Obernburg, bei Aschaffenburg, kam ein ganzer Bus, denn dieser Ort ist der Geburtsort des Vaters unsres Heiligen.
Priester aus der Diözese Budweis und ganz Tschechien, aus Deutschland und Österreich, darunter auch eine ganze Reihe, die noch im Böhmerwald geboren waren, zogen mit Bischof Jiri Padóur, Generalvikar Jan Baxant mit den Ministranten und Seminaristen unter festlichem Gesang, begleitet von der Friedberger Pfarrfahne in die Kirche ein. Besonders erwähnt sei auch Pater Beda Pavel OSB, als Missionar in Tansania, der derzeit auf Heimaturlaub in Deutschland ist. Bischof Jiri begrüßte die Gemeinde in tschechisch und in deutsch, was mit Beifall beantwortet wurde (siehe auch den Wortlaut). Die Feier der Messe war deutsch und tschechisch und viele Teile wurden direkt übersetzt, darunter auch das Grußwort des Bürgermeisters.
Man spürte den Geist der Versöhnung der in der Gestalt des Heiligen gleichsam eine Brücke zwischen Tschechen, Deutschen und Bewohnern Amerikas baute. Generalvikar Baxant fasste nach der Predigt des Bischofs einige Gedanken in deutscher Sprache zusammen.
Nach dem Gotteslob in der Kirche, ging es ins Rathaus zum gemeinsamen Mittagessen mit dem Bischof und den geladenen Gästen. Dort konnte sich der gute Geist aus dem Gottesdienst in vielen Gesprächen und Begegnungen fortsetzen.
Der Abschluß des Tages führte uns am Nachmittag zum Geburtshaus des Heiligen, wo Bischof Padóur eine aus den USA gestiftet Bronzestatue Neumanns feierlich einweihte.
Festtage, die mit Blitz und Donner begannen, nahmen einen strahlenden und beeindruckenden Verlauf.
Dieses Fest hat neue Maßstäbe in der Begegnung von Deutschen und Tschechen gesetzt. Dafür gebührt allen Beteiligten ein herzliches Vergelt’s Gott, besonders der Diözese Budweis mit Bischof Jiri Padóur und Generalvikar Jan Baxant mit vielen Helfern im Ordinariat und der Pfarrgemeinde, aber auch der Stadt Prachatitz mit ihrem Bürgermeister für die gute Organisation und dem einladenden Charme einer festlich herausgeputzten Stadt.

Siegfried Weber,
Vorsitzender von Glaube und Heimat
Ausgabe 08-2007


Siegfried Weber und Alois Ehrl statten OB Zankl Antrittsbesuch ab
Aus der Geschichte lernen, diese aufarbeiten und wider die Geschichtslosigkeit angehen, solche Ziele formulierten Siegfried Weber und Alois Ehrl beim Antrittsbesuch bei OB Albert Zankl. Die beiden Priester – Weber ist Militärpfarrer in Sigmaringen, Ehrl Domkapitular in Eichstätt – sind die Vorsitzenden des Vereins Glaube und Heimat. Dieser Verein gibt die gleichnamige Monatsschrift der heimatvertriebenen Böhmerwäldler, der Freunde des Böhmerwaldes und des Böhmerwaldmuseums Passau heraus. Die Redaktion der Zeitschrift sitzt in Passau und wird von Robert Baierl geleitet.

Dieser begleitete genauso wie der 1. Vorsitzende des Vereins Böhmerwaldmuseum, Manfred Pranghofer, die beiden Geistlichen ins Rathaus. Passau ist Patenstadt der Böhmerwäldler und soll auf dem Laufenden über die Aktivitäten sein. OB Zankl bezeichnete sich genauso wie der anwesende MdL Dr. Gerhard Waschler als „bekennender Befürworter der Böhmerwäldler“. Waschler unterstrich die „Notwendigkeit zum Dialog über die Grenzen hinweg“ und freute sich, von den anwesenden Böhmerwäldlern die Marschrichtung zu hören hin zu einem gemeinsamen Geschichtsverständnis, das sowohl Tschechen wie Sudetendeutsche tragen können. Zankl begrüßte es, dass eine Bündelung der Kräfte gerade in Passau geschehe. Passau sei ein Ort der Fokussierung. „Wir wollen auf Brücken bauen und die Abgrenzungen abbauen“, unterstrich Weber. Man wolle auch auf die Jugend setzen. Er stellte die Passauer Studentin Theresa Langer vor, die ihre Diplomarbeit über den Krummauer Fotografen Josef Seidl schreibt.
In diesem Zusammenhang wiesen Baierl und Pranghofer darauf hin, dass das Böhmerwaldmuseum sich aktiv an der Erstellung einer Kulturdatenbank Böhmerwald beteilige. Hier sollen nicht nur das Glasplattenarchiv des Ateliers Seidel, sondern auch die Bestände des Museums eingearbeitet werden. Für Böhmerwäldler in der ganzen Welt könnten so wichtige Daten über das Internet abgerufen werden. Die Zeitschrift „Glaube und Heimat“, die sich in der Nachfolge des Bistumsblattes der Diözese Budweis sieht, wird sich hier auch finanziell einbringen. „Die Bündelung der Kräfte macht Sinn“, resümierte OB Zankl.

Dr. Stefan Rammer, PNP Nr. 163, Dienstag, 18.07.2006, Seite 31
Ausgabe 09/10-2006


Der Sudetendeutschen Landsmannschaft Furth im Wald ist es zusammen mit der Stadt Furth im Wald, dem Historischen Verein Furth im Wald und engagierten Einzelpersonen gelungen, im 60. Jahr nach Ankunft des ersten Transports mit vertriebenen Sudetendeutschen im Grenzdurchgangslager Furth im Wald einen Gedenkstein setzen zu lassen. Daneben soll eine Blutbuche gepflanzt werden als belebendes Element und zugleich als Zeichen für eine hoffnungsvolle Zukunft. Der homogene schwarze Monolith mit den Abmessungen 90 x 90 x 100 cm und glatt polierten Außenflächen trägt das Relief des Grenzdurchgangslagers aus Bronze. Die Beschriftung erfolgt in Deutsch, Tschechisch und Blindenschrift. „Grenzdurchgangslager Furth im Wald 1946 – 1958. Erste Station in der Freiheit für 750.000 Vertriebene.“
Die Südseite zeigt keilförmig angeordnet die Sammelabgangsorte und die Zielorte der Vertreibung mit den drei Wappen für das Sudetenland, die Stadt Furth im Wald und Europa. Nachdem alle bürokratischen Hürden (Standort, Denkmalschutz, Ausführung) genommen sind, richten wir an alle noch lebenden Vertriebenen, für die Furth im Wald damals die erste Station in Freiheit wurde, und an alle Einheimischen, die an die schwere Nachkriegszeit und die große humanitäre Leistung ihrer Stadt erinnern wollen, die Bitte, durch eine großherzige Spende die Finanzierung zu sichern, damit der Gedenkstein noch bis Ende Oktober 2006 gesetzt und eingeweiht werden kann. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Furth im Wald kann aber das Vorhaben, das auf 36.000 € veranschlagt ist, nicht alleine realisieren. Daher haben wir ein besonderes Spendenkonto eingerichtet:
SL Furth im Wald, Kto-Nr.: 120 202 254, Sparkasse Furth im Wald (BLZ: 742 510 20), Verwendungszweck: Gedenkstein.
Eine Spendenbestätigung kann ausgestellt werden.

Liebe Mitglieder und deren Nachkommen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freunde und Förderer, spenden Sie großherzig. Bitte, helfen Sie nach Kräften mit, dass unser Projekt finanziert werden kann. Sprechen Sie auch Ihre Freunde und Bekannten an. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Furth im Wald baut auf Ihre Unterstützung.

Ansprechpartner für Rückfragen: 1. Vorsitzender der SL Furth im Wald, Anton Bayer, Finkenweg 8, 94347 Furth im Wald, Tel. 09973-3844.

Ausgabe 12-2006


Gedenkgottesdienst in Schwabach
In Glaube und Heimat fanden Sie schon einen Hinweis im letzten Heft Nr. 4 auf den Gedenkgottesdienst in der für die Heimatvertriebenen erbauten Kirche "Zur Göttlichen Vorsehung" im Stadtteil Vogelherd in Schwabach am Sonntag, 14. Mai 2006 um 10.00 Uhr. Es wird die den Heimatvertriebenen ans Herz gewachsene Schubertmesse gesungen. Zu Beginn werden zwei Zeitzeugen berichten, wie es damals beim Transport, bei der Ankunft im Lager und anschließend bei der Zuweisung in die einzelnen Orte und Quartiere war. Den Gottesdienst werden der erste Vorsitzende von Glaube und Heimat, Militärpfarrer Siegfried Weber, und der stellvertretende Vorsitzende, Domkapitular Alois Ehrl, leiten.
Nach dem Gottesdienst besteht die Möglichkeit zu einem Rundgang durch das ehemalige Lagergelände. Die Baracken von einst sind allerdings längst anderen Bauten gewichen. Zum Mittagessen kann man sich in den Gasthäusern von Schwabach treffen. Auch die Goldschlägerstadt Schwabach ist einen Besuch wert.
Sie, die Leser von Glaube und Heimat, sind herzlich zu diesem Gottesdienst eingeladen. Das Gedenken an die bitteren Tage von damals und die erlebte Wende zum Guten in den Jahren danach sind einen Dank an Gott wert.
So finden Sie die Kirche am Vogelherd (Igelsdorfer Weg): Wenn Sie von der A 6 kommen, nehmen sie die Ausfahrt Nr. 56 Schwabach Süd und biegen dann nach links ab, Richtung Roth. Bei der ersten Kreuzung mit Ampel biegen Sie nach rechts ab in die Straße am Vogelherd. Die vierte Straße rechts ist dann der Igelsdorfer Weg. An dessen Ende finden Sie die Kirche Zur Göttlichen Vorsehung. Wenn Sie von Nürnberg oder über die B 2 kommen, gilt die gleiche Beschreibung. Aus Richtung Roth kommend müssen Sie links in die Straße Im Vogelherd einbiegen.

Große Lager für die Vertriebenen in Schwabach im Stadtteil Vogelherd
Für die einen dienten sie lediglich als Durchgangsstation, anderen als Notunterkunft Monate lang, sogar Jahre: die Lager für die aus der Heimat Vertriebenen. Zwei dieser Durchgangslager gab es auch in der Stadt Schwabach, im Stadtteil Vogelherd. Mit dem Kriegsende und vor allem auf der Grundlage der Potsdamer Beschlüsse der Alliierten begann die planmäßige Ausweisung der deutschen Bevölkerung aus den Ländern Ost- und Südeuropas. Die großen Vertriebenen-Transporte wurden ab Januar 1946 vor allem in die wenig zerstörten ländlichen Gebiete und die kleineren Städte geleitet.
Bayern wurde neben Baden-Württemberg und Hessen zu einem der Länder, die die meisten Vertriebenen aufnahmen. Erst Ende 1947 ging die Zeit der Massentransporte zu Ende. In diesen Jahren standen die Verwaltungen vor großen Problemen: Private Wohnräume waren Mangelware. Schulen, Fabrikhallen und ehemalige Zwangsarbeiterlager dienten den aus der Heimat Vertriebenen als erste Unterkunft. In den Durchgangslagern wurden die Menschen zunächst im Rahmen der Möglichkeiten auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht. Sie wurden mit DDT-Pulver entlaust und registriert. Nur wer einen "Gesundheitsschein" vorlegen konnte, erhielt Lebensmittelmarken, Zuzugserlaubnis und Registrierschein. Wer kein Privatquartier bekam, musste sich manchmal auf längere Zeit mit dem Lagerleben abfinden.
Dies war auch in Schwabach so. Es gab (Siehe Foto) aus der Zeit des zweiten Weltkriegs noch ein Barackenlager für französische Kriegsgefangene. Aus ihm wurde nach dem Kriegsende das Regierungsflüchtlingslager II. Aus dem Zwangsarbeiterlager für die Ukrainer wurde das Regierungsflüchtlingslager I. Beide Lager wurden oft über die Kapazität von 1.800 Personen hinaus belegt.
Von 746 organisierten Eisenbahntransporten mit durchschnittlich 1.200 Personen, die 1946 nach Bayern kamen, hatten 46 Züge mit 50.340 Vertriebenen Schwabach als Zielbahnhof. Neben Zügen aus dem gesamten Sudetenland, Jugoslawien und Ungarn trafen auch Züge mit Vertriebenen aus dem Böhmerwald ein, so am 23.05.1946 aus Kaplitz, am 27.05.46 aus Eisenstein, am 21.10., am 03.11. und am 02.12.46 aus Krummau. Die in Schwabach Angekommenen wurden vom Bahnhof aus geschlossen ins Regierungslager II an der Rother Straße geführt. Nach den vorher schon geschilderten Maßnahmen wie Entlausung und Registrierung wurden die Heimatvertriebenen nach zwei bis drei Tagen abtransportiert und in die Dörfer und Orte im fränkischen Umland gebracht. Dort wurden ihnen dann Quartiere zugewiesen. Nicht selten bekamen die Ankömmlinge Unfreundlichkeit und Widerwillen von Seiten der Hof- und Hausbesitzer zu spüren, die Zimmer bereit stellen mussten. Andrerseits gab es auch Einheimische, die großes Entgegenkommen zeigten, vor allem als sie merkten, dass die Vertriebenen normale, fleißige und ehrliche Leute waren. Es entwickelten sich Freundschaften, die über Jahrzehnte hinaus hielten.
Durch die zugewiesenen Heimatvertriebenen wuchsen die Einwohnerzahlen der Städte und Dörfer erheblich. Von den 17.000 Einwohnern der Stadt Schwabach z. B. im Jahre 1946 waren 4.643 Flüchtlinge und Vertriebene. Im Jahr 1950 lebten unter den insgesamt 19.376 Einwohnern der Stadt 3.532 Neubürger aus Tschechien, Ungarn, Jugoslawien und Polen. Dass die Herausforderungen durch die ins Land strömenden Heimatvertriebenen und Flüchtlinge bei der gleichzeitig herrschenden Nachkriegsnot ohne erwähnenswerte Spannungen und Konflikte bewältigt werden konnten, ist erstaunlich. Der damalige Staatssekretär für das Flüchtlingswesen in Bayern stellte in seinem Gesamtbericht 1950 fest: "Es muss immer wieder als Beweis der im allgemeinen positiven Einstellung der einheimischen Bevölkerung, der Diszipliniertheit der Heimatvertriebenen und der Hingabe der Organe der Flüchtlingsverwaltung erwähnt werden, dass die Einschleusung und die Aufnahme von 1,9 Millionen Vertriebenen in Bayern nicht nur ohne Katastrophe, sondern ohne einen einzigen Zwischenfall durchgeführt wurde. Ein hoher amerikanischer Beamter hat diese historische Tatsache als das ‚größte Nachkriegswunder' bezeichnet."

Domkapitular Alois Ehrl, Schwabach
Ausgabe 05-2006

Quellen:
• Kriegsende und Neubeginn 1945. Eine Serie des Schwabacher Tagblatts v. Gerlinde Guthmann, Schwabach 1996
•100 Jahre Landkreis Schwabach <1862 - 1962>. Ein Heimatbuch. Im Auftrag d. Landkreises hrsg. v. Willi Ulsamer. Schwabach: Landkreis, 1964


Die Rettung des fotografischen Vermächtnisses von Josef und Franz Seidel wurde kürzlich vom Landsleuteverein „Glaube und Heimat“ (Víra a vlast) mit einer Summe von 10.000,– EUR unterstützt. Seine Vertreter besuchten am Samstag, den 25.03. das Fotoatelier und die Depoträume in Krummau (Český Krumlov) und unterzeichneten einen Vertrag mit dem Entwicklungsfond der Stadt Český Krumlov GmbH.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein „Pilotprojekt für die Bearbeitung von 1 000 Glasplattennegativen“ in dem Bayerischen Dispositionsfond, im Rahmen des Programms EU INTERREG IIIA gemeinsam verabschiedet und unterschrieben. Im Rahmen dieses Programms wird für den gleichen Zweck für weitere 10.000,– EUR ein Antrag gestellt. Das Pilotprojekt wurde zusammen mit der Euroregio Bayerischer Wald und dem Verein „Glaube und Heimat“ ausgearbeitet und stellt somit einen konkreten Beweis für die funktionierende grenzüberschreitende Partnerschaft dar. „Bei dieser Begegnung kam es bei der Übergabe eines wertvollen Geschenks zu einem bewegenden Augenblick: Herr Robert Baierl (Redakteur der Zeitschrift Glaube und Heimat und gleichzeitig Mitarbeiter des Böhmerwaldmuseums Passau) hat als Ausdruck der Freundschaft und Unterstützung ein wertvolles Auftragsbuch der aufgenommenen Porträte mit Eintragungen vom Jahr 1942 und weiterhin einige Duzend Glasplattennegative in die Sammlungen des Fotoateliers Seidel übergeben“, teilte Herr Miroslav Reitinger, Direktor des Entwicklungsfonds der Stadt Český Krumlov GmbH, mit. Die Gesellschaft ist seit April 2005 Inhaber der Immobilie und des umfangreichen Vermächtnisses des Fotoateliers Seidel in Český Krumlov.

Český Krumlov, März 2006


Das Bildgedächtnis des Böhmerwaldes in Krummau

Die Aufarbeitung des Bestandes des Fotoateliers Seidel, das von Josef Seidel und seinem Sohn Franz von ca. 1888 bis 1949 in der südböhmischen Kleinstadt Krummau geführt wurde, ist derzeit die Aufgabe des Entwicklungsfonds der Stadt Krummau. Im April 2005 erwarb der Entwicklungsfonds das Atelierhaus mit der vollständig erhaltenen Atelierausstattung und mit einem Depot von über 140.000 Negativen und Positiven. Zunächst wurden die fotografischen Objekte und mit ihnen das gesamte Inventar registriert und geborgen, da das Gebäude dringend saniert werden mußte.
Die Renovierungsarbeiten und die Rekonstruktion laufen nun auf Hochtouren, ebenso die Vorbereitungen für das geplante „Muzeum Fotoateliér Seidel“. Im Frühjahr 2008 sollen sich die Türen des Fotoateliers Seidel in Krummau wieder für Besucher öffnen, nach fast 60 Jahren Unterbrechung. Das Archiv des Photoateliers Seidel enthält rund 140.000 Glasplatten.

Ein Fotoatelier im Dornröschenschlaf

Franz Seidel, der zweite und letzte Fotograf des Familienunternehmens, wohnte mit seiner Frau Maria bis zu seinem Tod im Jahre 1997 im Gebäude des ehemaligen Fotoateliers in der Linzergasse (Linecká) in Krummau (Titelabb.) 1905 war es mit Atelier- und Empfangsraum, Dunkelkammern, weiteren Arbeitsräumen, Büro und Depot im Dachboden zur rein geschäftlichen Nutzung erbaut worden, ab Ende der 1930er Jahre bis 2005 wurde es auch als Wohnhaus genutzt. Dort führte das kinderlose Ehepaar Seidel ein relativ zurückgezogenes Leben. Freundschaftliche Kontakte pflegten die Seidels allerdings zu einigen Österreichern und Deutschen, darunter den Mitarbeitern des Böhmerwaldmuseums in Passau, von denen sie schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs etliche Male besucht wurden und die sich stets für die Fotografien interessierten. Diesen vertrauten Besuchern zeigte Franz Seidel gerne seine Bilder und die seines Vaters, er nahm sie mit in den Atelierraum des Hauses, ließ sie auch einen Blick auf den Dachboden werfen. Dort befanden sich einige Zehntausend Glasplattennegative: das Depot des Ateliers, das seit der Schließung durch die kommunistischen tschechoslowakischen Behörden nur noch privat genutzt wurde. Die Öffentlichkeit hatte keinen Zugang dazu.
Es war zwar bekannt, dass es im Haus noch Aufnahmen und Gerätschaften aus der Zeit des Fotoateliers Seidel geben mußte, Genaues wußte die Krummauer Bevölkerung aber nicht. Es glich daher einer kleinen Sensation, als nach dem Tod Maria Seidels im Jahr 2003 die Nachricht von der Existenz zigtausender historischer Fotografien aus Krummau und dem gesamten Böhmerwaldgebiet an die Öffentlichkeit gelangte. Nicht nur Bilder waren erhalten geblieben, sondern die komplette Atelierausstattung: Studio- und Reisekameras englischen Typs, Leinwände mit aufgemalten Hintergrundmotiven und verschiedene Ateliermöbel, die auf den alten Aufnahmen zu erkennen sind, außerdem Vergrößerungsgeräte, keramische Wannen für die Entwickler- und Fixierbäder, Kopierrahmen zur Herstellung von Fotopostkarten, Geschäftsakten und vieles mehr.
Doch was sollte nun mit diesen fotografiehistorischen Kostbarkeiten geschehen? Die in Deutschland und Österreich ansässige Erbengemeinschaft der Eheleute Seidel hatte großes Interesse daran, dass das Haus und der fotografische Nachlaß in gute Hände gelangen sollten. Robert Baierl, Historiker und Mitarbeiter des Böhmerwaldmuseums Passau, trat mit den Erben in Kontakt und setzte sich mit ihnen für die Rettung und den Erhalt des Hauses, des Inventars und des reichen Bildbestandes ein. Durch die engagierte Vermittlung Robert Baierls und Mgr. Ivan Slavíks, des stellvertretenden Direktors des Regionalmuseums in Krummau, gelang es, den Entwicklungsfonds der Stadt Krummau als Käufer für das Atelier- und Wohnhaus Seidel zu gewinnen. Mit dem Kauf verpflichtete sich der Entwicklungsfonds, das fotografische Erbe der Familie Seidel zu bewahren, an ihr bewegtes Schicksal und an ihre Bedeutung für Stadt und Region zu erinnern.

Die Anfänge des Ateliers
Noch bevor Josef Seidel, geboren 1859 in Hasel (Líska) in Nordböhmen, sein eigenes fotografisches Atelier betreiben sollte, hatte er in seiner Heimat das Handwerk des Glasschleifers bzw. Porzellanmalers erlernt. Danach ging er auf Wanderschaft, auf der er sich das Fotografenhandwerk aneignete, und verbrachte einige Zeit in verschiedenen Orten der österreichisch-ungarischen Monarchie, u.a. in Siebenbürgen, Mähren, Wien und in Rumänien. In diesen Jahren besuchte er auch Zeichenkurse, lernte retuschieren und fotografische Platten zu „präparieren“, d.h. Emulsionen herzustellen.
1888 ließ sich Seidel im südböhmischen Krummau nieder. Er arbeitete zunächst als Angestellter im Fotoatelier der Witwe Gotthard Zimmers in der Linzergasse, doch nach zwei Jahren übernahm er das Geschäft und führte es unter eigenem Namen weiter. Schon früh widmete er sich nicht nur der Porträtfotografie im Studio, sondern bereiste auch die Umgebung, den Böhmerwald, wo er Menschen, Ortsansichten und Naturschönheiten fotografierte. Die Aufnahmen aus dem Böhmerwald nutzte er zur Herstellung von Ansichtskarten, ab der Jahrhundertwende brachte Josef Seidel diese in einem eigenen Postkartenverlag heraus. Zu seinen Kunden und zu seinen Ansichtskartenmotiven gelangte Seidel zu Fuß, mit dem Fahrrad, im Winter auf Skiern, ab 1905 per Motorrad und ab 1933 mit dem Auto. Sein Geschäft florierte, und so konnte er im Jahr 1905 die freistehende Atelierhütte aus Holz durch einen repräsentativen Neubau mit großem Glasdach, geplant vom Architektenbüro C.H. Ulrich aus Berlin-Charlottenburg, ersetzen.

Das Fotoatelier als Ort der Verständigung
Um dieses kostbare Erbe bestmöglich zu bewahren, ist mittlerweile der gesamte fotografische Nachlaß aus dem Atelierhaus in ein klimastabiles Depot überführt worden. Langfristig ist die Digitalisierung des gesamten Bestandes geplant, um die Bildinformation des kompletten Fundus für die Erschließung und weitere Nutzung zur Hand zu haben. Außerdem werden dadurch die Originale geschont, sie sollen auf Dauer in einem Ruhedepot sachgerecht gelagert und so für die Zukunft bestmöglich erhalten zu werden. Einen ersten Schritt zu diesem Ziel hin stellte das von der EU geförderte Pilotprojekt vom Frühjahr 2006 dar, bei dem die 31 Findbücher und 1.000 Negative von der CD-LAB Gesellschaft zur Inventarisation und Dokumentation digitalisiert wurden; der Großteil der Projektmittel wurde vom deutschen Böhmerwälder-Verein „Glaube und Heimat“ aufgebracht. Die Digitalisierung der weit über 100.000 verbleibenden Negative ist bislang noch nicht gesichert. Derzeit nutzt der Entwicklungsfonds der Stadt Krummau EU-Gelder aus der Interreg-III-Förderung der Euregios, um die Kosten für die Restaurierung des Atelierhauses und die Einrichtung eines Museums zu bestreiten.
Bei der Planung des „Muzeum Fotoateliér Seidel“ ist es den Mitarbeitern des Entwicklungsfonds ein großes Anliegen, dass in der Ausstellung das Schicksal der grenzübergreifenden Region Böhmerwald und der Familie Seidel beleuchtet wird. Ebenso möchte man den Fotointeressierten und Gästen aus aller Welt das ursprüngliche Atelier und seine Funktionsweise zeigen und erklären. Natürlich wird man sich als Museumsbesucher auch einen Einblick in das Werk der beiden Fotografen verschaffen und so am fotografischen Gedächtnis des Böhmerwaldes teilhaben können. Wichtig ist den Museumsplanern dabei, dass die Besucher die Seidel-Bilder nicht als einzigen möglichen Blick auf die Vergangenheit, sondern als eine historische Perspektive darauf begreifen: Die Fotografien von Josef und Franz Seidel sollen die Museumsbesucher einladen, sich mit der Geschichte der Böhmerwaldregion im 19. und 20. Jahrhundert auseinanderzusetzen, sich der Vergangenheit aus verschiedenen Blickwinkeln zu nähern und sich darüber auszutauschen. Man erhofft sich davon, dass das Fotoatelier Seidel, neben seiner Funktion als Fotografiemuseum, auch zu einem Ort der Begegnung, des Austausches und der Verständigung von derzeitigen und ehemaligen Böhmerwaldbewohnern, von Tschechen, Österreichern, Deutschen und Menschen anderer Nationalitäten wird.

Theresa Langer
gekürzt in Auszügen aus Ausgabe 08-2008


Deutsche Schwestern (Vinzentinerinnen) in Kájov/Maria Gojau im Böhmerwald
Drei Jahre lang hatte ich nichts von der Existenz dieser Schwestern gewusst. Dann dauerte es wiederum einige Monate, bis ich ihren Wirkungsort herausfand. Nun endlich konnte ich sie aufsuchen und einen ganzen Tag, umrahmt von zwei Nächten, in ihrer Gesellschaft verbringen.
Sie leben zu Viert – „Beinahe-Rentnerinnen“ – in dem ehemaligen Pfarrhof der Wallfahrtskirche Maria Gojau. Der Bischof von Budweis/Budìjovice hatte ihnen diesen Platz angeboten, in einer fast atheistischen Umwelt. Der erste Eindruck muss nicht sehr ermutigend gewesen sein: Die Gebäude verkommen, ein halber Meter Unrat und Abfall im Keller, dazu das kalte, unfreundliche Februar-Wetter! Die Schwestern hatten Mut: Sie nahmen das Angebot an, unter sehr persönlichen Einschränkungen und Unannehmlichkeiten. Das Erste war die winterliche Kälte: es war eine ziemliche Umstellung, kamen doch alle als Krankenschwestern aus den wohltemperierten Spitälern. Das Zweite: Über ein Jahr hatten sie zum Schlafen nur einen Raum. Auf meine Frage nach dem Schnarchen wurde nur gelacht: „Das ist Familien-Geheimnis!“ Inzwischen hat sich seit ihrem Einzug am 29.07.1999 Einiges/Vieles geändert: Ein Flügel des Pfarrhofs ist mit Mitteln der Kongregation der Barmherzigen Schwestern (Vinzentinerinnen) und des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds liebevoll restauriert. Die winterliche Kälte in den Gängen ist geblieben; auch die Temperatur in der sog. Entschlafungskapelle (Tod Marias), in der man frühmorgens über eine Stunde mit Meditation und Chorgebet zubringt. „Die Heizkosten sind hoch“, wurde mir erklärt. Aber sogar Mücken ziehen diese Innentemperatur der von draußen vor!
Man hatte gedacht, die Schwestern würden sich von all den Schwierigkeiten abschrecken lassen: „Die bleiben nicht, die kommen zurück!“ Aber sie blieben und wurden das, was Ordensschwestern – bei allem sozialen Einsatz – sein wollen: Hüterinnen des Heiligtums! Arbeit gibt es in diesem großen Haus genug; es gab noch nicht viel Zeit, die Umgebung zu erkunden. Einmal im Monat treffen sich die Priester des Dekanats zu einer Konferenz bei den Schwestern und werden mit großer Freude von ihnen bewirtet, was alle sichtlich genießen, denn nur einer der ca. 16 Priester hat eine Haushälterin. Mit den Kindern und Erwachsenen wurde ein Weihnachtsspiel eingeübt (in Tschechisch natürlich). „Letztes Jahr hatten wir einen schwangeren Engel“, wurde mir, Erstaunten, erzählt. Tatsächlich, bald darauf gab es die Taufe der kleinen Terezka.
Zur Hl. Messe fährt man täglich nach Krummau/Èeský Krumlov. Auf dem Rückweg werden alte Damen nach Hause gebracht, während die Hälfte der Schwestern ein Stück zu Fuß vorausläuft. Nur alle 14 Tage ist am Sonntag eine Hl. Messe in der Wallfahrtskirche. Es finden jährlich inzwischen sieben große Wallfahrten statt. Bei der Herbst-Wallfahrt werden Übernachtungsgäste betreut. Besondere Freude machen die tschechisch-deutschen Wallfahrten. Letztes Jahr war sogar der derzeitige Nuntius in Tschechien, Erzbischof E.J. Enders, mit von der Partie. Angestellt sind die Schwestern nirgends, weder bei der Kirche noch bei der tschechischen Caritas. „Das garantiert uns die Freiheit, die wir brauchen!“ erklärt die Oberin. „Wir können tun, was wir für richtig halten. Unterstützt werden wir von unserer Kongregation und von vielen Freunden in Deutschland. Auch die Restaurierung der vorhandenen Möbel wurde von dort übernommen; was fehlt, dazugekauft. Aber wenn wir gehen, nehmen wir nichts mit. Wir lassen alles als Geschenk hier.“ So wird in keiner Weise ein Besitzstand aufgebaut. Und wenn, dann zu Gunsten dieses Landes.
„Wir wurden zuerst mit Zurückhaltung betrachtet“, erzählt eine Schwester. „Deutsch und (kath.) Kirche – das ist eine vorbelastete Kombination!“ Inzwischen ist auch da der harte Boden gelockert; das Misstrauen ist gewichen, langsam werden es „unsere Schwestern“. Die Saat der Versöhnung geht langsam auf verbrannter Erde auf – eines unter den, Gott sei Dank, vielen kleinen Wundern in diesem Land.
Auf vier Jahre war dieser Einsatz erstmal begrenzt. Nun hofft man aber auf eine Verlängerung, denn trotz Nachwuchsmangel in den eigenen Reihen setzt sich immer mehr die Erkenntnis bei den Mitschwestern durch, dass diese Missionsstation in Tschechien sinnvoll und segensreich ist.
Und die Sprache? Ebenfalls ein Problem, denn bekanntlich geht das Erlernen bei vorgerücktem Alter immer schwerer. Aber man hält sich tapfer. Lange Gebete werden bereits auswendig rezitiert, auch der Rosenkranz erklingt in tschechischer Sprache. „Wir denken, dass Gott hier mehr auf das Tschechische hört“, erklärt die Oberin verschmitzt. Aber gerade hier ist ein Punkt, wo tschechische Hilfe willkommen wäre: Eine tschechische Schwester im „Kloster auf Zeit!“ Wo gibt es sie?
Anschrift: Milosrdné sestry, Farní úøad, 38221 Kájov

Es gibt noch mehr deutschsprachige Schwestern in Tschechien. Hier nur ein Überblick:
-    Weitere fünf Schwestern von dem deutschen Säkular-Institut St. Bonifatius in Stráž nad Nisou/Alt Habendorf.
-    Eine Schweizer Baldegger Schwester in Hradec Králové/Königgrätz.
-    Eine Paderborner Klarissin als Oberin im Klarissen-Kloster von Brno-Sobìšice/Brünn-Sobeschitz.
-    Eine Josefschwester in Plzeò/Pilsen (mit zwei indischen Mitschwestern).
-    Eine Kleine Schwester von Jesus in Prag.
-    Eine Servitin in Èeské Budìjovice/Budweis und Englische Fräulein „im Riesengebirge“.

Prager Volkszeitung, 07.02.03, S. 7,
Schwester Edith Breindl, Duderstadt, Tel.: 05527791450
Ausgabe 04-2003


Als neuer Vorsitzender von Glaube und Heimat möchte ich mich heute unserer Gemeinschaft vorstellen.
Zunächst wünsche ich Euch allen ein gutes neues Jahr 2005, dass es begleitet sei vom Segen Gottes und er uns schütze, aufrichte und ermutige im Geiste des Evangeliums Jesu Christi diese neue Zeit zu gestalten.
Leben ist Bewegung und Veränderung. Wo Leben zum Stillstand kommt, tritt der Tod ein. Dieser Veränderung und ständigen Weiterbewegung sind auch wir Böhmerwäldler mit unserer Gemeinschaft Glaube und Heimat unterworfen.
Der zunehmende zeitliche Abstand von den Geschehnissen von Flucht und Vertreibung, lässt auch die Zahl derer weniger werden, die noch im Böhmerwald geboren sind und die Ereignisse um den Verlust der alten Heimat bewusst miterlebt haben. Das bringt natürlich auch Folgen für unsere Gemeinschaft mit sich. Es vollzieht sich ein Wechsel zur Generation der "Nachgeborenen", die die alte Heimat nur noch durch die Erzählung von Eltern und Großeltern, durch historische Aufarbeitung verschiedenster Art und durch Besuche im Böhmerwald kennen, der natürlich auch sein Gesicht verändert hat und von den ehemaligen Bewohner kaum wieder erkennbar ist.
Dieser Generationenwechsel bringt damit auch eine Veränderung im Wissen um das Frühere und in der Bewertung der Ereignisse mit sich. Wir Nachgeborenen können die Schrecken und Grausamkeiten der Nachkriegszeit zwar versuchen zu begreifen und ins Bewusstsein zu rufen, das aber bleibt hinter dem zurück, was wirklich geschehen ist. Darin liegt sicher auch eine Chance zu einem künftigen Miteinander zwischen Tschechen und Deutschen. Nicht vergessen und verharmlosen, sondern Erinnerung als lebendige Aufforderung eine gelingende Zukunft zu gestalten. Dazu hilft die Erinnerung an Geschichte und Kultur des Böhmerwaldes, auch daran, wie Deutsche und Tschechien friedlich miteinander lebten, wo die Spannung unterschiedlicher kultureller Hintergründe zu einer gegenseitigen Bereicherung führte. Das wichtigste Fundament aber war der christliche Glaube. Er überbrückte manche Differenz und war die Basis für ein gemeinsames Werteverständnis.
Dieses Fundament ist in Böhmen gänzlich weggebrochen und auch hier in Deutschland und Westeuropa ist ein dramatischer Rückgang des Christentums in der Gesellschaft festzustellen.
Glaube und Heimat, als Begriffe unserer Kultur, sind die Fundamente auf denen wir gemeinsam einen Weg in die Zukunft gestalten können.
Rückbesinnung auf die Botschaft der Heiligen Schrift, Vergegenwärtigung des Sendungsauftrags Jesu, verbunden mit den kulturellen Traditionen unserer gemeinsamen Böhmerwaldheimat, das sind die Grundlagen auf denen die alten und jungen Böhmerwäldler weiterbauen, was uns die Vorfahren Grundgelegt haben.
Ich möchte an dieser Stelle ganz herzlich meinem Vorgänger Kanonikus h.c. Pfarrer Franz Irsigler danken, für sein Engagement und sein aufopferungsvolles Wirken in unserer Gemeinschaft. Wir haben ihn ja bei der Jahreshauptversammlung zum Ehrenvorsitzenden gewählt und er wird uns daher mit seinem Wissen und Rat noch zur Verfügung stehen. Ebenso herzlich danke ich Ernst Irsigler und seiner Frau Gertrud für ihren Dienst in der Verwaltung. Ernst wird seine Aufgabe zusammen mit seinem Nachfolger zur Einarbeitung weiterführen.
Bei meiner Wahl habe ich schon gesagt, dass ich diese Aufgabe nur annehmen und ausfüllen kann, wenn die Arbeit auf viele Schultern verteilt ist. Zusammen mit meinem Stellvertreter Domkapitular Alois Ehrl, bitte ich alle bisherigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mitglieder des Vorstands und des Beirats, vor allem auch die einzelnen Berichterstatter um ihre weitere, wertvolle Unterstützung. Besonders liegt mir die junge Generation am Herzen. Wenn das Anliegen von Glaube und Heimat bei uns weitergehen soll, dann brauchen wir euch, mit euren Fragen, Wünschen und Ideen.
Gerade im Blick auf ein miteinander von Deutschen und Tschechen ist die junge Generation in beiden Ländern unverzichtbar. Ich bin Dankbar für eure Anregungen, dazu ist auch eine Internetseite von Glaube und Heimat in der Planung. Die Zusammenarbeit mit dem Böhmerwaldmuseum in Passau ist für mich ebenso wichtig, wie das offene Gespräch mit den anderen Böhmerwaldvereinigungen und Heimatblättern. Hier liegen sicher noch viele Möglichkeiten für das Bestehen einer bleibenden und mit Leben erfüllten Erinnerung an die alte Böhmerwaldheimat.
Ich möchte schließen mit den Worten eines Kirchenlieds, die uns in das neue Jahr begleiten sollen:

Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.
Nun von dir selbst in Jesus Christ,
die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen.

Da alles, was der Mensch beginnt,
vor seinen Augen noch zerrinnt,
sei du selbst der Vollender.
Die Jahre, die du uns geschenkt,
wenn deine Güte uns nicht lenkt,
veralten wie Gewänder.

Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
Bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.

(Jochen Klepper, 1938; vgl.GL 157)

 

 

Mit allen guten Wünschen

Siegfried Weber, Militärpfarrer
Vorsitzender von Glaube und Heimat
Ausgabe 01-2005


Am 16.Oktober 2004 traf man sich zur Hauptversammlung des Vereins "Glaube und Heimat e.V." in Beilngries. Pünktlich trafen die Teilnehmer im freundlichen Gasthaus Fuchsbräu ein. Da die Teilnehmerzahl höher als erwartet war, galt es zunächst weitere Tische und Stühle beizuschaffen.
Der Vorsitzende des Vereins, Kanonikus Franz Irsigler begrüßt die Anwesenden Mitglieder und begann nach einem Gebet mit seinem Bericht zum kirchlichen Geschehen in Böhmen. Hier erwähnte er u.a. die Beerdigung von Altbischof Antonin Liska, die unter großer Anteilnahme von hohen Würdenträgern in Budweis stattfand. Glaube und Heimat war hier durch Kanonikus h.c. Franz Irsigler würdig vertreten. Die Renovierung der Kirche in Zettwing, für die sich Frau Schöllhammer sehr engagiert, macht gute Fortschritte. In Gratzen, im Servitenkloster, tagte die tschechische Bischofskonferenz und war vom guten Zustand des Klosters sehr beeindruckt.

Weniger gutes musst Pfarrer Irsigler aus Hohenfurth berichten, wo die Entwicklung im Konvent einen herben Rückschlag erlitten hat, nachdem einige Kandidaten die Gemeinschaft verließen. Trotzdem ist man zuversichtlich. Um die anstehenden Sanierungen zu finanzieren hat man einen Förderverein gegründet, der unter Federführung von Herrn Dr. Zerbs aus Linz zustande kam und sich nun bemüht aus verschiedenen Quellen die Geldmittel zu bekommen. Gojau hingegen macht gute Fortschritte, die Zeit für die Schwestern wurde verlängert, und ihr aufopferungsvolles Bemühen beginnt Früchte zu tragen.
Auch in Hammern sieht es hoffnungsvoll aus. Für ihre Verdienste um den Wiederaufbau der Kirche und die Neubelebung des kirchlichen Lebens in dieser Gegend wurden Bischof Radkovsky aus Pilsen und Domkapitular Ehrl, mit der Bischof-Neumann-Medalie durch Glaube und Heimat ausgezeichnet. Die Glockenweihe in St. Maurenzen wurde von ca. 1000 Gläubigen mitgefeiert. Nach dem Bericht des Vorsitzenden, bescheinigten die Kassenprüfer eine gewissenhafte und lückenlose Buchführung.

Ernst Irsigler, konnte als Kassenverwalter von einer stabilen Finanzlage des Vereins berichten. Allerdings war auch im zurückliegenden Zeitraum vor allem durch Sterbefälle ein Mitgliederschwund zu verzeichnen, der durch Neubezieher von Glaube und Heimat nicht aufgefangen werden konnte.
Nach wie vor kann aber Glaube und Heimat verschiedene Projekte fördern und unterstützen, allerdings sollte man prüfen, wo auch Zuschüsse z.B. durch "Euregio" möglich sind und diese dann auch beantragen.

Franz Ullman beantragte die Entlastung der Vorstandschaft, die Einstimmig erfolgte. An dieser Stelle gilt dem Vorsitzenden Kanonikus Franz Irsigler, sowie seinem Bruder Ernst und dessen Frau Gertrud ein herzliches Vergelts Gott für ihr unermüdliches Wirken und ihren selbstlosen Einsatz.

Die sich anschließenden Neuwahlen sorgten für Überraschung und Bedauern, da der langjährige Vorsitzende, Kanonikus Franz Irsigler, aus Gesundheits- und Altersgründen nicht mehr kandidierte. Als seinen Nachfolger schlug er Militärpfarrer Siegfried Weber vor, der zur Kandidatur bereit war. Er hat sich nach seiner Wahl bereits im Januarheft unserer Gemeinschaft vorgestellt. Ernst Irsigler sucht aus den gleichen Gründen wie sein Bruder Franz auch einen Nachfolger. Er wird aber sein Amt als Kassenverwalter und Leiter der Verwaltung noch weiterführen und in dieser Zeit Erwin Wierer in diese Arbeit einführen.

Nach den Wahlen setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen:
Vorsitzender: H.H. Siegfried Weber, 72488 Sigmaringen
Stellvertreter: H.H. Domkapitular Alois Ehrl, 91126 Schwabach
Kassenverwalter: Herr Ernst Irsigler, 92339 Beilngries
Stellv. des Kassenverwalters: Herr Erwin Wierer, 93444 Kötzting
Schriftführerin: Frau Barbara Zeis, 85051 Ingolstadt
Vorstandsmitglied: Herr Erich Schaufler, 85095 Denkendorf

Kassenprüfer:
Herr Karl Luksch, 81827 München
Herr Fritz Dunzendorfer, 94124 Büchlberg/Denkhof

Beiräte:
Herr Franz Ullmann, 94060 Pocking
Frau Charlotte Guggeis, 93444 Kötzting
Herr Robert Baierl, 94036 Passau
Herr Josef Steininger, 85072 Eichstätt
Herr Herbert Wiltschko, 86529 Schrobenhausen
Herr Alois Harasko, 86156 Augsburg
Frau Gertrud Schöllhammer, 80686 München.

Unsere Schriftführerin, Frau Zeis, hat ja bereits im Dezemberheft über die Versammlung kurz berichtet. Hier finden sich auch die Namen der weiteren Funktionsträger.
Zum Abschluss der Neuwahlen wurde Herr Kanonikus h.c. Franz Irsigler als Ehrenvorsitzender vorgeschlagen und unter großen Beifall von der Versammlung bestätigt.
Nach einer lebhaften Aussprache über weiter Wünsche und Anregungen, die auch das Heft Glaube und Heimat betreffen, die Frage einer Kooperation mit anderen Heimatzeitschriften, die Möglichkeit moderner Medien wie z.B. Internet, und weiteren Punkten wurde die Sitzung mit einem Gebet beendet.

Herzlichen Dank an Frau Zeis für ihr Ausführliches Protokoll und ein herzliches Vergelts Gott an alle bisherigen und jetzigen Mitarbeiter in den verschiedenen Aufgaben.                

Siegfried Weber, Vorsitzender
Ausgabe 02-2005


Friedberger Heimattage 2004
Es war schon ein besonderes Geschehen, dieses 54. Heimattreffen der Friedberger in Haslach an der Mühl vom 09.06. bis 13.06.2004. Ereignisreich und spannend verlief es vom Beginn an bis zur Heimfahrt am Sonntag; einige blieben auch noch länger.
Schneidig spielte die Musikkapelle Haslach am Abend des 9. Juni 2004 am Marktplatz und die bereits eingetroffenen Friedberger hörten bis zum Zapfenstreich gerne zu. Am Fronleichnamstag waren wie immer vor den Häusern grüne Birkenbäume aufgestellt worden und Kirchen- und Landesfahnen gaben dem Ort ein feierliches Gepräge. Die gemeinsame Prozession der Bewohner zeigte gläubige Frömmigkeit. Musikalisches Kulturgut und heimatliches Brauchtum, wie der Zug der Goldhauben-Trägerinnen, umrahmten das kirchliche Fest. Nach der heiligen Messe fand vor dem Rathaus ein Appell der Bürgergarde statt.
Die Friedberger fuhren am frühen Nachmittag zur Gedenkstätte nach Guglwald, um ihre Toten zu ehren. H.H. Mag. Franz Lindorfer, der Pfarrer von Haslach, hielt die Gedenkandacht. 51 Namen von Verstorbenen des letzten Jahres wurden verlesen. Am Abend fanden sich die Friedberger im neuen Tourismus- und Kulturzentrum (genannt TUK) Haslach (vormals Leinen- und Baumwollfabrik Vonwiller) ein. Herr Konsulent Werner Lehner hielt wieder einen interessanten Lichtbildervortrag über die Renovierung von altern Marterln, diesmal war eines dabei, das zwischen Friedau und Heuraffl wieder hergestellt worden ist. Etliche Friedberger suchten am nächsten Tag das „Kreuzberg-Marterl“ auf.
Am Freitag, dem 11. Juni 2004, konnte man in Friedberg (jetzt Frymburk) die neuen Glocken bewundern, die in Passau beim Glockengießer Rudolf Perner gegossen worden waren. Sie standen in einer großen Garage, die man nachts fest verschließen konnte. Eine Frau saß in der Nähe und hatte ein wachsames Auge auf das wertvolle Gut. Ihr sei für ihre Ausdauer an dieser Stelle herzlich gedankt. Da standen sie nun, die drei Glocken. Auf der großen Glocke konnte man die Namen der 18 Dörfer lesen, die ehemals zur großen Pfarrei Friedberg gehört haben. Die meisten gibt es nicht mehr, hier auf der großen Marienglocke sind sie verewigt. Auf der mittleren Glocke, die dem Patron der Pfarrkirche, dem heiligen Bartholomäus gewidmet ist, stehen die tschechischen Namen der noch übrig gebliebenen Pfarrdörfer. Die kleine Glocke ist für den hl. Florian bestimmt. Seines Glaubens wegen wurde er am 4. Mai 304 im Fluss Enns ertränkt. Er wird bei Feuersgefahr und anderen Bedrängnissen um Hilfe und Beistand angerufen.
Am Abend des 11.06.2004 trafen sich die Friedberger wieder in dem schönen Festsaal des TUK und hörten einige Geschichten aus einem Buch, das Frau Elisabeth Prack, geb. Waraus, tags zuvor schon vorgestellt hatte und dabei großen Applaus erhielt. Über dieses Buch wird in der Buchanzeige im nächsten Heimatheft berichtet werden.
Der 12. Juni 2004 war der Tag, der schon mit großer Spannung erwartet worden war: der Tag der Glockenweihe. Bange Fragen machten die Runde: Wird das Wetter aushalten? Wird der Aufzug der Glocken in den Turm gelingen? Werden die Glocken schön klingen? Es wurde alles bestens. Etwa um neun Uhr wurden die mit Blumen geschmückten Glocken auf einem offenen, von zwei Pferden gezogenen Wagen vom Rathaus aus dreimal um den Park gefahren. Schulkinder und Jugendliche des Ortes begleiteten die Glocken mit Tänzen und frohen Gesängen. Fahnenträger und Gläubige schlossen sich ihnen an. Dann hielten sie vor dem Hauptportal der Kirche. Die drei Glocken wurden abgestellt. Die Fahnenträger mit den Pfarrfahnen der Orte Friedberg, Malsching und Deutsch Reichenau bei Friedberg nahmen hinter den Glocken Aufstellung. Auch die Glockenpatinnen hatten sich eingefunden:
1.)    Frau Maria Reichle-Amaseder, Tochter des Dachdeckermeisters Amaseder aus Friedau, der schon schwierige Ausbesserungsarbeiten am Kirchturm in Friedberg ausgeführt hatte.
2.)    Frau Jaroslava Il’ová, geb. Tkáè, Schwester des H.H. Kanonikus Msgr. Michal Tkáè aus Frymburk.
3.)    Frau Christine Gierlinger, Rektorin und Frau des Alt- bürgermeisters Hans Gierlinger aus Haslach, die in festlicher Bürgerinnen-Tracht mit Goldhaube den Patenmarkt Haslach würdig vertrat.
Die Begrüßungsansprache bei der Glockenweihe hielt im Namen des Glocken-Komitees der Hauptorganisator, Herr Dipl.-Ing. Herbert Foißner. Er bedankte sich bei allen, die zum Gelingen dieses Werkes beigetragen haben, vor allem auch bei den Spendern, bei der Vorstandschaft des Vereines Glaube und Heimat e.V., beim Stift Schlägl und bei einigen Bistümern aus Österreich und Deutschland, bei der Patengemeinde Haslach, für die große Hilfe der jetzigen Gemeinde Frymburk, bei allen ehemaligen Friedbergern und allen Gläubigen, die für die Glocken gespendet haben. Er sprach den Wunsch aus: „Mögen diese neuen Glocken nie wieder von diesem Turm geholt und missbraucht werden. Sondern ihr Klang soll fortan zur Ehre Gottes und zur Freude aller Menschen erklingen und über alle Länder und Grenzen hinweg zum Frieden und zur gegenseitigen Achtung mahnen.“
Eine kurze Begrüßungsansprache hielt Herr Bürgermeister Oto Øezáè, der sich bei allen bedankte, die zum Gelingen dieses bedeutungsvollen Festes beigetragen haben. In seinem Begrüßungswort in der Festschrift ist zu lesen: „Und ich wünsche mir mit euch, dass die Herzen dieser Glocken für uns alle schlagen werden, dass diese Symbole des Friedens nie wieder für Kriegszwecke und Feindschaftszwecke zwischen den Völkern ausgenützt werden.“
Nach dieser Ansprache ergriff auch Herr Norbert Leitner, der Bürgermeister der Patengemeinde Haslach, das Wort. Er erinnerte daran, dass durch die Schenkung Heinrichs von Rosenberg im Jahre 1305 die Pfarre Friedberg an das Stift Schlägl kam. Dieses historische Datum kann zum heutigen Fest der Glockenweihe in Bezug gesetzt werden. Klangfülle und Klangreinheit der Glocken hängen wesentlich von der Metallmischung ab, sie verlangen aber auch eine Ordnung und Reinheit der Gedanken und des Gewissens. „Glocken verkünden den Frieden, rufen zur christlichen Versöhnung auf.“
Die Weihe der Glocken nahmen die hochw. Herren Msgr. V. Dvoøák, Bistumsvikar aus Budweis und H.H. Mag. Lukas Dikany, Prior des Stiftes Schlägl, vor. Die Glocken-Patinnen sagten ihre Glockensprüche und schlugen mit einem kleinen Hammer die Glocken an. Der Kirchenchor aus Haslach unter der Leitung von Herrn Georg Koblmiller sang den Choral und beim anschließenden Festgottesdeinst die Festmesse von Ernst Tittel. Die Orgel spielte Herr Georg Koblmiller. Hauptzelebrant des Pontifikalamtes war H.H. Msgr. V. Dvoøák. Die deutsche Festpredigt hielt H.H. Mag. Lukas Dikany. Der Prediger erinnerte sich an seinen Großvater. Wenn die Gebetsglocke zu Mittag oder am Abend läutete, nahm er seinen Hut ab und betete den „Engel des Herrn“, der an die Menschwerdung Gottes erinnert. Auch in der heutigen, hektischen Zeit sollen wir beim Glockenläuten innehalten, über uns selbst nachdenken und dem Geheimnis des Menschseins auf die Spur kommen. Wenn die Glocke geläutet wird, werden wir an Gott erinnert. Die Glocken rufen uns zusammen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und in dieser großen Glaubensgemeinschaft Gott zu loben und zu danken.
Bei der Glockenweihe und dem anschließenden Pontifikalamt waren mehrere geistliche Herren als Zelebranten anwesend, unter ihnen H.H. Vikar Picha aus Krummau, H.H. Ivan Záleha (O. Praem.), der in Kirchschlag wohnt und auch für die Pfarrei Friedberg zuständig ist. In seinem Rollstuhl saß H.H. Kanonikus Msgr. Michal Tkáè, der vormalige Pfarrer von Friedberg, der sich um die Renovierung der Pfarrkirche und auch der Kirchen im Umkreis große Verdienste erworben hat.
Nach der heiligen Messe wurden die Glocken mit Hilfe eines Kranes in die Glockenstube des Turmes gehievt. Herr Rudolf Perner, der Glockengießer aus Passau, überwachte die Arbeit, die sehr sorgsam ausgeführt werden musste. Um 15 Uhr versammelten sich viele Friedberger am Fuße des Hohen-Marter-Berges, um bei den wieder errichteten Kreuzwegstationen zu beten. Etwa um 15.30 Uhr hörten sie vom Tale herauf die neuen Glocken erklingen. Erst läutete die kleine helle Glocke, dann die mittlere, zuletzt die große Glocke und dann ertönten wohlklingend alle drei zusammen. Es war ein herrliches Geläute, das über Friedberg, den Stausee bis hinauf zur Hohen Marter erklang. Zur Freude aller Menschen, die es hörten, wurden an diesem Nachmittag die neuen Glocken noch einige Male geläutet.

Barbara Zeis
Ausgabe 08-2004

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