Die Hochwasserkatastrophe im August hat einen Strich durch diese so gut vorbereiteten Tage gemacht:
Die Segnung der Gefallenentafeln, die Weihe der vier neuen Glocken sollten zugleich Abschluss und Höhepunkt der jahrelangen Restaurierungsarbeiten an der Wallfahrtskirche sein und zugleich einen neuen Abschnitt dieses denkwürdigen Ortes bedeuten. Höhepunkt wäre das Goldene Priesterjubiläum von P. Joseph Mathuni am Mariähimmelfahrtstag gewesen. Die Jahrhundertkatastrophe durch die Moldau setzte den Hauptplatz in Budweis 1/2 Meter unter Wasser, so dass der Bischof die Stadt nicht verlassen konnte; ähnlich war es in Krummau: Vikär Picha war im Pfarrhof eingesperrt und Kanonikus Irsigler saß in Wels fest, weil die Grenzübergänge zur CR gesperrt waren und die Durchfahrt nach Linz ebenfalls nicht möglich war. Trotz all dieser Widrigkeiten konnte P. Mathuni mit einem kleinen Häuflein „Grenzüberwinder“ und mit der tschechischen Bevölkerung rund um den Wallfahrtsort sein Jubiläum begehen. Alles andere musste auf den „Goldenen Samstag“ im Oktober und den darauf folgenden Sonntag verschoben werden.
Inzwischen sind die Gefallenentafeln angebracht, die neuen Glocken durch Domprobst Prälat Kavale geweiht (Bischof Liška lag mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus) – wiederum bei strömendem Regen – und die Festlichkeiten mit einem Pontifikalgottesdienst des neuen Nuntius in Prag, Erzbischof Erwin Josef Enders, abgeschlossen. Für festlichen Schmuck hatten die ehrwürdigen Vinzenzschwestern aus München gesorgt und zusammen mit fast 100 ehrenamtlichen Helfern diese Tage vorbereitet. Auch die Gottesdienstgestaltung mit einer Jugendschola lag in ihren Händen, was umso erstaunlicher war als sie vor zwei Jahren kaum einen Brocken der Landessprache verstanden. Das Gotteshaus war so überfüllt, dass noch ganze Trauben von Besuchern vor den Kircheneingängen stehen mussten. Die Nacht hindurch hatte man gebetet und die Beichtstühle waren an beiden Tagen in voller Aktion. Gläubige Eintracht im tschechisch-deutschen und lateinischen Wechsel der Liturgie ließ spüren, dass unter dem Dach des Glaubens Friede und Vergebung hautnah erlebt werden können. Mit einem herzlichen Vergelt’s Gott, das durch die vielen hundert Tschechen mit mächtigem Applaus unterstrichen wurde, bedankte sich Vikär P. Picha bei den heimatvertriebenen deutschen Böhmerwäldlern für die großen Spenden, die sie unter Federführung von „Glaube und Heimat“, insbesondere der Geschwister Ernst und Franz Irsigler erhalten haben. Ohne sie wäre die Wiederherstellung dieses altehrwürdigen Gnadenortes wie die Anschaffung des neuen Geläutes bei Fa. Perner, Passau, nicht möglich gewesen.
Mit der feierlich gesungenen lauretanischen Litanei am Nachmittag und dem sakramentalen Segen durch Erzbischof Enders, an der wiederum an die 10 tschechische Pfarrer teilgenommen hatten, schlossen die Festtage ab. Maria Gojau war für Nuntius Enders der 1. Besuch der Budweiser Diözese seit seinem Amtsantritt. Tschechen und Deutsche haben ihn herzlich an- und aufgenommen. Seine in deutscher Sprache gehaltene Predigt, von der Universitätsdolmetscherin in Budweis hervorragend in die Landessprache übersetzt, könnt ihr bedenken und nachlesen. Fortan werden die Gojauer Glocken, von Fa. Perner auf die Melodie „Salve regina“ gestimmt, in unser und aller künftigen Wallfahrer Namen das „Gegrüßet seist du Königin“ zu unserer himmlischen Mutter hinaufrufen und zugleich das südliche Böhmen zur Einkehr bei der „Immerwährenden Hilfe“ einladen. Als mächtige Fürsprecherin an Gottes Thron hat sie ja noch nie eine Bitte ihrer Kinder überhört.
Möge diese Gewissheit, die wir über 1000 Jahre hindurch gemacht haben, auch all denen zuteil werden, die zur Mutter in Gojau ihre Zuflucht nehmen.

Kanonikus h.c. Irsigler
Ausgabe 12-2002

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