Ein erstes Jahrzehnt unseres Heimatblattes fern der Heimat ist vollendet. In sicherlich überlegter Erinnerung hat der 1949 als Nr. 1 überschriftete „Osterbrief an unsere Pfarrkinder aus dem Böhmerwald“ dann mit seiner Nr. 4 im Juli 1949 den altvertrauten Namen „Glaube und Heimat“ wieder übernommen und so bewusst die alte Tradition von „Glaube und Heimat, Kirchenblatt für das Bistum Budweis mit Pfarrnachrichten“ weiter pflegen wollen.


Es ist mir eine Freude, die alten ersten Jahrgänge von „Glaube und Heimat“ von der Nr. 1, Jahrgang 1 vom 1. Fastsonntag, 18.02.1923 an bis zur Nr. 24 zu Weihnachten 1928 vollständig gerettet zu haben; sie liegen in einem ziemlich gewichtigen Wälzer säuberlich zusammengebunden vor mir. Nur zwei Hefte davon sind etwas verstümmelt und auch das hat seine Geschichte! Seinerzeit fragte der Verlag selber herum, um die in der Druckerei nur lückenhaft vorfindlichen Jahrgänge noch irgendwie und irgendwo bei den Beziehern zu finden; es gelang mir, nach langen Mühen gelegentlich die mir noch fehlenden letzten Hefte vom 07.12.1924 und vom 21.12.1924 bei den Frauen von Sacherles aufzustöbern und ich erhielt von der guten, „alten Eustachin in Sacherles“ die Zusage, man werde mir diese zwei fehlenden Hefte zur Verfügung stellen. Es hat auch gar nicht lang gedauert und ein größerer Briefumschlag brachte die Hefte – aber ach und weh, sie waren mit der Schere beschnitten, weil sie sonst nicht in den vorhandenen Briefumschlag hineingegangen wären! Ein paar Zeilen unten und oben sind damit zugestutzt worden … nicht grad viele, aber auch um die war es schade! Damit soll aber keineswegs der Dank gemindert werden, den wir den Sacherlesern Frauen für die seinerzeitige Widmung noch heute schulden. So konnte ich damals diese vollständigen Jahrgänge dem Landbote-Verlag borgen und besitze sie noch heute.

Altvertraut ist die Kopfleiste von der Wiegennummer von „Glaube und Heimat“, dieser einstigen von den katholischen Böhmerwäldlern gern gelesenen Halbmonatsschrift. Links ein Bild der Gottesmutter mit dem Jesuskind als „Königin des Himmels“ dargestellt mit dem Wahlspruch von Papst Pius XI: „Der Friede Christi im Reiche Christi“ – nur fünf Zentimeter hoch und gut drei Zentimeter breit, mittens in Großdruck der Name „Glaube und Heimat“ mit dem Untertitel „Kirchenblatt für das Bistum Budweis mit Pfarrnachrichten“ – und im rechten Eck: „Für 1923 Bezugspreis 9 Kc. Redaktion und Verwaltung B. Krummau, Langegasse 17. Erscheint jeden zweiten Sonntag. Lit. Beiträge an P. Justin Zichraser, Priethal.“ Das Gesamtformat der Zeitschrift war doppelt so groß als die derzeitigen Hefte von „Glaube und Heimat“. Der Bezugspreis für 1924 betrug 10 Kc, ebenso für 1925 – ab 1926 kostete der Jahresbezug 12 Kc.

In der Kaplanei zu Priethal war also die erste Schriftleiter-Werkstatt für „Glaube und Heimat“. P. Justin Zichraser, schon immer ein rühriger Mitarbeiter an der katholischen Presse, hatte die führenden Arbeiten übernommen und führte sie nach seiner Versetzung ab Blatt v. 04.01.1925 als Kaplan in Rosenthal, ab Blatt v. 13.09.1925 im Stifte Hohenfurt und ab Blatt v. 06.12.1925 als Expositus in Kienberg bis zu seiner Rückberufung ins Stift, wie die Blattfolge vom 17.07.1927 zeigt. P. Justin arbeitete todkrank noch weiter; aber ab Blattfolge v. 10.09.1927 hatte Dr. P. Dominik Kaindl, damals Präfekt des Hohenfurter Juvenates im Budweiser Hohenfurterhaus (Masarykplatz 10), die Schriftleitung von „Glaube und Heimat“ übernommen und führte sie bis Ende 1927, zu welcher Zeit er zwecks Ergänzung seiner Studien am Bibelinstitut in Rom für längere Zeit ging. Mit der Blattfolge vom 02.01.1927 hatte die Kopfleiste dieses unseres heimatlichen Kirchenblattes ein neues schmuckes Aussehen bekommen; nach dem Entwurfe von Professor Felix Schuster erschien als Mittelfigur die Gojauer Madonna in gotischer Umrahmung, links davon, vom Beschauer gesehen, der hl. Einsiedler Günther mit dem Reh und dem Gutwasserkirchlein, rechts gegenüber der selige Bischof Neumann und die Wallfahrtskirche Gojau.

1923 bis 1927 beim Landbote-Verlag Bayand in Krummau gedruckt unterm verantwortlichen Redakteur Max Fuß, wurde ab Neujahr 1928 der Druck der Zeitschrift im Verlage Opitz, Warnsdorf, unterm verantwortlichen Redakteur August Schiffmacher besorgt, das Format um etwa zwei Zentimeter kürzer, und alle redaktionellen Zuschriften waren ab Neujahr 1928 an den Klerusverband in Budweis III/495 erbeten – wenn ich nicht irre, war dies die Anschrift bei Dr. Laurenz Niescher. Ende Dezember 1928 wurde jedoch als Schriftleiter genannt Pfarrer Franz Schmied, Dehlau, Post Pohlig. Drei mir vorliegende Einzelhefte vom Oktober bis Dezember 1935 erweisen jedoch, dass damals „Glaube und Heimat“ wieder bei Bayand in Krummau (verantwortlich als Redakteur Hugo Tomann) gedruckt worden ist. Im letzten Heft vom 16. Dezember 1928 des mir vorliegenden Bandes heißt es unter den Personalnachrichten ganz kurz: „Gestorben sind …: am 02. Dezember H. P. Justin Zichraser O. Cist., Konventual in Hohenfurt, i. 51. Lebensjahre“ – also in irriger Angabe, denn sein Sterbetag war der 01. Dezember 1928.
Mir stehen die weiteren Hefte nicht zur Verfügung und es ist mir unbekannt, ob „Glaube und Heimat“ ihm später einen dankbaren Nachruf gebracht hat. P. Justin jedoch hatte es nicht versäumt, in der Blattfolge vom 11.04.1926 einen warmen Nachruf zu bringen: „Dem Andenken des Begründers, eifrigsten Mitarbeiter, bis in den Tod getreuen Freundes von „Glaube und Heimat“ P. Zephyrin Tobner“ – als dieser am Gründonnerstag, 01.04.1926, im Stifte Hohenfurt sein arbeitsreiches Leben geschlossen hatte. In diesem Nachrufe schreibt P. Justin von P. Zephyrin Tobner als dem „eigentlichen Begründer“ von „Glaube und Heimat“. Was alles P. Zephyrin an literarischen Beiträgen in unserer Zeitschrift beisteuerte, zeigt die Aufzählung in unserer Blattfolge vom 01.01.1956, Seite 23 – worin aber nicht aufgezählt sind die vielen religiösen Beiträge ohne seine Namensnennung!

„Hier fühl ich mich daheim“ überschreibt „-r-“, zweifelsohne „Zichraser“, das erste Geleitwort in der Wiegennummer vom 18.02.1923, schildert die Freudenstimmung über unsere heimatliche Berg- und Hügelwelt und verbindet damit den Gedanken der seelischen Stimmung der heimischen Geborgenheit. Der irdischen Heimat entspricht für den Gläubigen das Gottesland, wo er sich daheim fühlen soll, im Glauben der Väter, dem Glauben unserer Heimat. Diesen zu fördern und zu pflegen soll das Ziel der Zeitschrift „Glaube und Heimat“ sein – ein Blatt, das für den gläubigen Heimatfreund passt. „Es soll ein Führer sein, der uns katholische Böhmerwäldler alle vierzehn Tage aus der Fremde des weltlichen Staublebens in die helle, frische, schöne, geistige Höhenheimat – unserer Region einführt zu unserer geistlichen Erquickung, Stärkung, zu unserer Neubelebung im Glauben. Alles Politische, alles Wirtschaftliche, auch alle gewöhnlichen Weltneuigkeiten sollen da ausgeschlossen bleiben, dafür aber reichlich rein und echt religiöser Lehrstoff geboten werden, der unsere Herzen in die Stimmung versetzen soll: Hier fühle ich mich daheim, da bin ich in meinem christlichen Böhmerwald drin.“

Könnte man unsere Zeitschrift zur Jahrzehntfeier schönere Worte sagen? – Sie alle gelten noch heute!
P. Severin Gottsmich, o. cisterc

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