Friedberger Heimattage 2004
Es war schon ein besonderes Geschehen, dieses 54. Heimattreffen der Friedberger in Haslach an der Mühl vom 09.06. bis 13.06.2004. Ereignisreich und spannend verlief es vom Beginn an bis zur Heimfahrt am Sonntag; einige blieben auch noch länger.
Schneidig spielte die Musikkapelle Haslach am Abend des 9. Juni 2004 am Marktplatz und die bereits eingetroffenen Friedberger hörten bis zum Zapfenstreich gerne zu. Am Fronleichnamstag waren wie immer vor den Häusern grüne Birkenbäume aufgestellt worden und Kirchen- und Landesfahnen gaben dem Ort ein feierliches Gepräge. Die gemeinsame Prozession der Bewohner zeigte gläubige Frömmigkeit. Musikalisches Kulturgut und heimatliches Brauchtum, wie der Zug der Goldhauben-Trägerinnen, umrahmten das kirchliche Fest. Nach der heiligen Messe fand vor dem Rathaus ein Appell der Bürgergarde statt.
Die Friedberger fuhren am frühen Nachmittag zur Gedenkstätte nach Guglwald, um ihre Toten zu ehren. H.H. Mag. Franz Lindorfer, der Pfarrer von Haslach, hielt die Gedenkandacht. 51 Namen von Verstorbenen des letzten Jahres wurden verlesen. Am Abend fanden sich die Friedberger im neuen Tourismus- und Kulturzentrum (genannt TUK) Haslach (vormals Leinen- und Baumwollfabrik Vonwiller) ein. Herr Konsulent Werner Lehner hielt wieder einen interessanten Lichtbildervortrag über die Renovierung von altern Marterln, diesmal war eines dabei, das zwischen Friedau und Heuraffl wieder hergestellt worden ist. Etliche Friedberger suchten am nächsten Tag das „Kreuzberg-Marterl“ auf.
Am Freitag, dem 11. Juni 2004, konnte man in Friedberg (jetzt Frymburk) die neuen Glocken bewundern, die in Passau beim Glockengießer Rudolf Perner gegossen worden waren. Sie standen in einer großen Garage, die man nachts fest verschließen konnte. Eine Frau saß in der Nähe und hatte ein wachsames Auge auf das wertvolle Gut. Ihr sei für ihre Ausdauer an dieser Stelle herzlich gedankt. Da standen sie nun, die drei Glocken. Auf der großen Glocke konnte man die Namen der 18 Dörfer lesen, die ehemals zur großen Pfarrei Friedberg gehört haben. Die meisten gibt es nicht mehr, hier auf der großen Marienglocke sind sie verewigt. Auf der mittleren Glocke, die dem Patron der Pfarrkirche, dem heiligen Bartholomäus gewidmet ist, stehen die tschechischen Namen der noch übrig gebliebenen Pfarrdörfer. Die kleine Glocke ist für den hl. Florian bestimmt. Seines Glaubens wegen wurde er am 4. Mai 304 im Fluss Enns ertränkt. Er wird bei Feuersgefahr und anderen Bedrängnissen um Hilfe und Beistand angerufen.
Am Abend des 11.06.2004 trafen sich die Friedberger wieder in dem schönen Festsaal des TUK und hörten einige Geschichten aus einem Buch, das Frau Elisabeth Prack, geb. Waraus, tags zuvor schon vorgestellt hatte und dabei großen Applaus erhielt. Über dieses Buch wird in der Buchanzeige im nächsten Heimatheft berichtet werden.
Der 12. Juni 2004 war der Tag, der schon mit großer Spannung erwartet worden war: der Tag der Glockenweihe. Bange Fragen machten die Runde: Wird das Wetter aushalten? Wird der Aufzug der Glocken in den Turm gelingen? Werden die Glocken schön klingen? Es wurde alles bestens. Etwa um neun Uhr wurden die mit Blumen geschmückten Glocken auf einem offenen, von zwei Pferden gezogenen Wagen vom Rathaus aus dreimal um den Park gefahren. Schulkinder und Jugendliche des Ortes begleiteten die Glocken mit Tänzen und frohen Gesängen. Fahnenträger und Gläubige schlossen sich ihnen an. Dann hielten sie vor dem Hauptportal der Kirche. Die drei Glocken wurden abgestellt. Die Fahnenträger mit den Pfarrfahnen der Orte Friedberg, Malsching und Deutsch Reichenau bei Friedberg nahmen hinter den Glocken Aufstellung. Auch die Glockenpatinnen hatten sich eingefunden:
1.)    Frau Maria Reichle-Amaseder, Tochter des Dachdeckermeisters Amaseder aus Friedau, der schon schwierige Ausbesserungsarbeiten am Kirchturm in Friedberg ausgeführt hatte.
2.)    Frau Jaroslava Il’ová, geb. Tkáè, Schwester des H.H. Kanonikus Msgr. Michal Tkáè aus Frymburk.
3.)    Frau Christine Gierlinger, Rektorin und Frau des Alt- bürgermeisters Hans Gierlinger aus Haslach, die in festlicher Bürgerinnen-Tracht mit Goldhaube den Patenmarkt Haslach würdig vertrat.
Die Begrüßungsansprache bei der Glockenweihe hielt im Namen des Glocken-Komitees der Hauptorganisator, Herr Dipl.-Ing. Herbert Foißner. Er bedankte sich bei allen, die zum Gelingen dieses Werkes beigetragen haben, vor allem auch bei den Spendern, bei der Vorstandschaft des Vereines Glaube und Heimat e.V., beim Stift Schlägl und bei einigen Bistümern aus Österreich und Deutschland, bei der Patengemeinde Haslach, für die große Hilfe der jetzigen Gemeinde Frymburk, bei allen ehemaligen Friedbergern und allen Gläubigen, die für die Glocken gespendet haben. Er sprach den Wunsch aus: „Mögen diese neuen Glocken nie wieder von diesem Turm geholt und missbraucht werden. Sondern ihr Klang soll fortan zur Ehre Gottes und zur Freude aller Menschen erklingen und über alle Länder und Grenzen hinweg zum Frieden und zur gegenseitigen Achtung mahnen.“
Eine kurze Begrüßungsansprache hielt Herr Bürgermeister Oto Øezáè, der sich bei allen bedankte, die zum Gelingen dieses bedeutungsvollen Festes beigetragen haben. In seinem Begrüßungswort in der Festschrift ist zu lesen: „Und ich wünsche mir mit euch, dass die Herzen dieser Glocken für uns alle schlagen werden, dass diese Symbole des Friedens nie wieder für Kriegszwecke und Feindschaftszwecke zwischen den Völkern ausgenützt werden.“
Nach dieser Ansprache ergriff auch Herr Norbert Leitner, der Bürgermeister der Patengemeinde Haslach, das Wort. Er erinnerte daran, dass durch die Schenkung Heinrichs von Rosenberg im Jahre 1305 die Pfarre Friedberg an das Stift Schlägl kam. Dieses historische Datum kann zum heutigen Fest der Glockenweihe in Bezug gesetzt werden. Klangfülle und Klangreinheit der Glocken hängen wesentlich von der Metallmischung ab, sie verlangen aber auch eine Ordnung und Reinheit der Gedanken und des Gewissens. „Glocken verkünden den Frieden, rufen zur christlichen Versöhnung auf.“
Die Weihe der Glocken nahmen die hochw. Herren Msgr. V. Dvoøák, Bistumsvikar aus Budweis und H.H. Mag. Lukas Dikany, Prior des Stiftes Schlägl, vor. Die Glocken-Patinnen sagten ihre Glockensprüche und schlugen mit einem kleinen Hammer die Glocken an. Der Kirchenchor aus Haslach unter der Leitung von Herrn Georg Koblmiller sang den Choral und beim anschließenden Festgottesdeinst die Festmesse von Ernst Tittel. Die Orgel spielte Herr Georg Koblmiller. Hauptzelebrant des Pontifikalamtes war H.H. Msgr. V. Dvoøák. Die deutsche Festpredigt hielt H.H. Mag. Lukas Dikany. Der Prediger erinnerte sich an seinen Großvater. Wenn die Gebetsglocke zu Mittag oder am Abend läutete, nahm er seinen Hut ab und betete den „Engel des Herrn“, der an die Menschwerdung Gottes erinnert. Auch in der heutigen, hektischen Zeit sollen wir beim Glockenläuten innehalten, über uns selbst nachdenken und dem Geheimnis des Menschseins auf die Spur kommen. Wenn die Glocke geläutet wird, werden wir an Gott erinnert. Die Glocken rufen uns zusammen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und in dieser großen Glaubensgemeinschaft Gott zu loben und zu danken.
Bei der Glockenweihe und dem anschließenden Pontifikalamt waren mehrere geistliche Herren als Zelebranten anwesend, unter ihnen H.H. Vikar Picha aus Krummau, H.H. Ivan Záleha (O. Praem.), der in Kirchschlag wohnt und auch für die Pfarrei Friedberg zuständig ist. In seinem Rollstuhl saß H.H. Kanonikus Msgr. Michal Tkáè, der vormalige Pfarrer von Friedberg, der sich um die Renovierung der Pfarrkirche und auch der Kirchen im Umkreis große Verdienste erworben hat.
Nach der heiligen Messe wurden die Glocken mit Hilfe eines Kranes in die Glockenstube des Turmes gehievt. Herr Rudolf Perner, der Glockengießer aus Passau, überwachte die Arbeit, die sehr sorgsam ausgeführt werden musste. Um 15 Uhr versammelten sich viele Friedberger am Fuße des Hohen-Marter-Berges, um bei den wieder errichteten Kreuzwegstationen zu beten. Etwa um 15.30 Uhr hörten sie vom Tale herauf die neuen Glocken erklingen. Erst läutete die kleine helle Glocke, dann die mittlere, zuletzt die große Glocke und dann ertönten wohlklingend alle drei zusammen. Es war ein herrliches Geläute, das über Friedberg, den Stausee bis hinauf zur Hohen Marter erklang. Zur Freude aller Menschen, die es hörten, wurden an diesem Nachmittag die neuen Glocken noch einige Male geläutet.

Barbara Zeis
Ausgabe 08-2004

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