Geistliches Wort 2012

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Pfarrer Gerhard Spöckl

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Ostern ist immer etwas Besonders. Auch ich war noch vor ein paar Tagen - wie viele andere ebenso - in einer nahegelegenen Stadt, um mir ein paar sommerliche Kleider zu kaufen, in meiner Küche riecht es schon  Tage vorher ganz nach dem Fest und jetzt ist es schön, Ostern zu feiern. Aber ist das wirklich schon Ostern?

Wir alle feiern in diesen Tagen das Fest des Lebens miteinander. Jesus ist auferstanden.  Er lebt  und will mir das jeden Tag neu zeigen.  Natürlich –  einen echten Beweis dafür, denn kann ich Ihnen auch nicht geben. Das muss ich glauben. 

Ich selber versuche es aber damit zu verstehen, dass die Liebe zu meiner Familie auch nicht zu verstehen ist.  Auch das kann ich nicht beweisen.  Aber ich kann den anderen einfach an mich heranlassen und werden dann spüren: Da gibt es Menschen, die mich nehmen wie ich bin. Mehr ist im Grunde gar nicht notwendig, um das Geheimnis der Liebe zu entdecken. Mehr brauche ich eigentlich auch nicht zu tun, um Jesus zu erfahren. Ich muss ihn einfach an mich heranlassen und werde werde erfahren, dass ich  von ihm angenommen bin. Keinen Augenblick meines Lebens brauche ich mit einer weißen Weste dazustehen, sondern, wenn ich ihn in mein Leben nehme, dann darf ich immer wieder aufstehen - egal, was auch passiert.

Für mich ist das der schönste Gedanke, den es auf der Welt gibt, denn die Botschaft von Ostern heißt schlicht und einfach: Wenn du wirklich Heimat suchst, wenn du wirklich jemanden suchst, der mit Dir durchs Leben geht, dann lass Jesus in deinem Leben wirken. Er ist für Dich da –  wie er für die Jünger vor 2000 Jahren da war!

Mich beeindruckte vor längerer Zeit ein Buch, das wunderschön von einer Menschen erzählt, der erst spät zum Glauben an Gott gekommen ist.  Dort hieß es: "Glauben Sie mir, ich habe in meinem Leben vieles erlebt –  aber nichts war bis jetzt so abenteuerlich wie die Suche nach Gott. Es war eine Suche nach dem Eigentlichen. Und noch heute ist diese Suche nicht abgeschlossen. Aber jeden Tag, das weiß ich sicher, darf ich ein Stück mehr vom Leben und von Gott entdecken. Das ist einfach das Schönste, was es im Leben gibt. Ich bin einfach froh,  als gläubiger Mensch Jesus an meiner Seite zu haben – ohne wenn und aber."

Ob es Ihnen vielleicht selbst schon einmal ergangen ist, wie diesen Menschen, das können Sie nur selbst beantworten. Mir jedenfalls sagt es: Jesus lebt und ich darf ihn jeden Tag neu begegnen. Er ist auferstanden und diese Gewissheit hilft mir, ein glücklicher Mensch zu sein.

Ein frohes und gesegnetes Osterfest wünsche ich Ihnen!


Gerhard Spöckl, Pfarrer

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Domdekan
Prälat Prof. Dr. Otto Mochti

 

Von Gott als „geliebte Kinder angenommen – zur Liebe berufen“

Die Chronik des Salimbene von Parma aus dem Jahre 1268 berichtet: Friedrich II. von Hohenstaufen wollte die Ursprache der Menschen finden. Er glaubte, sie entdecken zu können, wenn beobachtet werde, in welcher Sprache die Kinder zu reden anfangen, mit denen vorher niemand spricht:
„Und deshalb“ – so der Wortlaut der Chronik – „befahl er Ammen und Pflegerinnen, sie sollten den Kindern Milch geben, dass sie an den Brüsten säugen möchten, sie baden und waschen, aber in keiner Weise mit ihnen schöntun und zu ihnen sprechen. Er wollte nämlich erforschen, ob sie die hebräische Sprache sprächen als die älteste, oder griechisch oder lateinisch oder arabisch oder aber die Sprache ihrer Eltern, die sie geboren hatten. – Aber er bemühte sich vergebens, weil die Knaben und anderen Kinder alle starben. – Denn sie vermochten nicht zu leben ohne das Händepatschen und das Fröhliche-Gesichter-Schneiden und die Koseworte ihrer Ammen und Nährerinnen.“ –
Dieses uralte Experiment, das der wissbegierige Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen durchführen ließ, um die Ursprache der Menschen zu ergründen, macht durch seinen fatalen tödlichen Ausgang in drastischer Weise sichtbar: Jeder Mensch braucht gerade in der sensibelsten Phase seines Lebens, in den ersten Tagen, Monaten und Jahren, aber auch später, in elementarer Weise die liebende Zuwendung eines Menschen, den aufmunternden Blick, den wärmenden Klang der Stimme und der Sprache, die zärtliche Berührung und die Sonne eines liebenden Herzens, das dieses kleine Menschlein bedingungslos annimmt und auf dieser Erde willkommen heißt.
Dies ist eine Frage auf Leben und Tod. Gerade als hilfloses Kind braucht der Mensch – wie es die Chronik beinahe rührend sagt – „das Händepatschen und das Fröhliche-Gesichter- Schneiden und die Koseworte“ seiner nächsten Bezugspersonen, wie wir heute nüchtern in der Sprache der Psychologie sagen. – Der Mensch empfängt sein Menschsein in einer zweifachen Geburt: einmal in der physischen Geburt durch seine leiblichen Eltern, dann aber durch die zweite Geburt, die darin besteht, dass jemand zu ihm sagt und dies in zärtlichen Worten, Gesten und Zeichen der Zuwendung spürbar macht: Es ist gut, dass es dich gibt; du sollst leben und in Liebe geborgen sein; ich bin bei dir, umhege und schütze und liebe dich. Ebenso elementar bedarf also der Mensch, um Mensch sein zu können, nicht nur der physischen Geburt, sondern auch der Gutheißung durch einen anderen Menschen. – Während die physische Geburt ein einmaliges, datierbares Geschehen ist, das von biologischen Gesetzmäßigkeiten getragen wird, ist die zweite, die geistige Geburt, die Erweckung des Menschen zum Menschen, das Wachgeküsstwerden zu einem geliebten, angenommenen, als kostbar empfundenen Wesen, ein lebenslanger Vorgang, der immer neu aktuiert werden muss, soll der Mensch als Mensch und Person, ob jung oder ob alt, leben können. – Es gibt nichts Schlimmeres für den Menschen – so sagt Mutter Theresa – als „nicht willkommen, nicht angenommen zu sein“.
Dass der Mensch ebenso notwendig der physischen Geburt wie der Gutheißung bedarf, um leben zu können, zeigt uns eindringlich, dass der Mensch nicht nur ein materielles Wesen ist, sondern auch ein geistiges und durch seinen Geist eingebunden ist in die Gemeinschaft aller Wesen, die durch den Geist aufgeschlossen sind für Wort und Antwort, für Ver-Antwortung, für Dialog und Gespräch, für Teilhabe und Gemeinschaft; offen auch für das Wort schlechthin, mit dem Er uns seit Ewigkeit anspricht und es für uns unüberhörbar und übersehbar gemacht hat in der leibhaften, geschichtlichen Erscheinung dieses Wortes in der Menschwerdung des Gottessohnes Jesus Christus.
Von Ihm, von Jesus Christus, der das Leben des Paulus in einer Stunde der Gnade von Grund auf umgewandelt hat, legt der Apostel das Bekenntnis ab, das auf dem Hintergrund des bisher Gesagten ein besonders Licht werfen mag:
„Denn Gottes Sohn Jesus Christus, der Euch durch uns verkündigt wurde –  ....,  ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in Ihm ist das Ja verwirklicht. Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat“ (2 Kor 1,19 f).
In dieses Ja hat uns die ewige Liebe Gottes ohne Schwanken und Vorbehalte hineingenommen. Seine Liebe ist die Liebe ohne Reue und Widerruf. Sie macht wie ein Golfstrom auch kühle Küsten bewohnbar. – Aber sie braucht uns als Mittler, Helfer und Zeugen. – Gott braucht unsere Füße, unsere Hände, unsere Augen und Ohren, unseren Mund und unser mitfühlendes Herz.
Unsere Aufgabe ist es, BotschafterInnen der Liebe Jesu zu den Menschen zu sein; ihnen SEIN Ja der Annahme und Gutheißung zu vermitteln. Wir werden aber diese Berufung nur erfüllen können, wenn wir darauf achten, dass unsere Herzen nicht leer sind, dass unsere eigene Sehnsucht immer wieder im Gebet, im Gottesdienst, in der Meditation zu Jesus Christus hin sucht; denn auch ER dürstet nach unserer Liebe und Freundschaft. Wenn wir IHM ein armes Herz anbieten, wird ER es mit SEINER Liebe erfüllen. Denn das ist – wie Mutter Teresa sagt – unser Beruf: „ Zu lieben und geliebt werden.“     

Amen

Domdekan Prälat Prof. Dr. Otto Mochti

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P. Johann Müller
SAC, MilDek. A. D.

 

Liebe Freunde unserer ehemaligen Böhmerwald-
Pfarrgemeinden, liebe Mitchristen,

schon in der Ausgabe von Glaube und Heimat im Juli 2009 stellte ich Ihnen den Begründer unserer Ordensgemeinschaft der Pallottiner, Vinzenz Pallotti, vor. Der katholische Priester und Gründer der „Vereinigung des Katholischen Apostolats“ (Unione Apostolatus Catholici), zu der auch ich seit dem 1. Mai 1961 (Eintritt ins Noviziat) gehöre, wurde als drittes von zehn Kindern am 21. April 1795 in Rom geboren.

An seinem hundertsten Todestag, dem 22. Januar 1950, wurde er durch Papst Pius XII. selig und am 22. Januar 1963 durch Papst Johannes XXIII. heilig gesprochen. Am 22. Januar 2012 begannen in der Pallottinischen Gemeinschaft die Vorbereitungen zur 50 jährigen Jubiläumsfeier dieses für uns Pallottiner so wichtigen Ereignisses. Im Zuge dieser Vorbereitungen, an denen viele Patres, Schwestern und Brüder mitarbeiten, hoffen wir auch Mitchristen in unseren Pfarrgemeinden (im besonderen auch die Freunde des Böhmerwalds) zu erreichen und anzusprechen. Wir laden zu Exerzitien, Einkehrtagen, Gottesdiensten und Wallfahrten ein. Gläubigen jeden Alters möchten wir damit die Lehren dieses großen und „modernen“ Heiligen wieder ein wenig näher bringen. Denn mit Pallotti sind wir der festen Überzeugung, dass „das Gute, das vereinzelt getan wird, spärlich, unsicher und von kurzer Dauer ist und dass selbst die hochherzigsten Bemühungen einzelner zu nichts Großem führen, wenn sie nicht vereint und auf ein gemeinsames Ziel hin geordnet sind“. Wir hoffen und beten, dass viele Menschen den Ruf Gottes hören und diesem dann folgen können. Vinzenz Pallottis Vision war es, die ganze Christenheit zu mobilisieren.

In seinem Tagebuch schreibt er 1835: „Du Gott gewährst mir, dass ich in besonderer Weise in die Wege leite, begründe, verbreite und ausgestalte ein allgemeines Apostolat (Sendung) aller Katholiken zur Verbreitung des Glaubens“. Und diese Vision tragen die Pallottiner, unterstützt von ehrenamtlichen Helfern, nun schon seit fast 180 Jahren in viele Länder dieser Erde. Pallottis Vision ist noch immer aktuell. Sie deckt sich mit unserem heutigen Wunsch, wieder mehr Menschen zum Nachdenken darüber anzuregen, den geistlichen Beruf als Lebensaufgabe in Erwägung zu ziehen. Denn das Kreuz, das Zeichen seines Glaubens, seiner Hoffnung und Liebe brachte er zu den Menschen mit dem Wort:

„Seid Apostel des Herrn und bringt durch Euer Wort und Euer Handeln die Liebe Gottes zu den Menschen in aller Welt“.

P. Johann Müller SAC, MilDek. A. D.,
Zeppelinstraße 297, 88048 Friedrichshafen

Siegfried Weber, Militärpfarrer, Vorsitzender von Glaube und Heimat




Dekan Siegfried Weber,
Militärpfarrer,
Vorsitzender von
Glaube und Heimat


Liebe Leserinnen und Leser von Glaube und Heimat,

unsere Zeit wird immer schnellebiger, das merken wir an vielen Stellen, nicht zuletzt wenn wir uns zum Jahreswechsel mit der Zeit des vergangenen Jahres beschäftigen. Die globaler werdende Lebenswelt des einzelnen Menschen durch Fernsehen, Internet, Handy und alle anderen Medien machen es immer schwerer einen eigenen Lebensrhytmus zu finden. Wer nicht mitmacht wird abgehängt und bleibt zurück. Diese moderne Welt, wird auch zunehmend geschichtsvergessen. „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ ist die gängige Devise, aus Fehlern werden kaum noch Konsequenzen gezogen, und absehbare Folgen für die Zukunft werden zumindest im Augenblick erfolgreich ignoriert.
Werte und Moral werden hinterfragt und nicht selten als altmodisch deklariert, denn sie hindern angeblich den Menschen in seiner Entwicklung und ethische Schranken behindern demzufolge das wirtschaftliche Wachstum bzw. die persönliche Entfaltung des Einzelnen.
Als Christen tun wir uns nicht leicht, dieser Wirklichkeit zu entfliehen. Und das sollen wir auch nicht. Christ sein hieß zu allen Zeiten sich einzumischen und gerade nicht die Flucht aus der Welt zu ergreifen. Wir haben eine Botschaft die zeitlos wichtig ist, und die gerade in der Welt von heute verkündigt werden muß. Christen sind weder Rückwärtsgewand noch geschichtsvergessen. Christen leben im heute, gespeist durch den Geist Gottes, der zeitlos in der Gemeinschaft der Kirche wirkt, ihren Gliedern Lebendigkeit verleiht und sie hinführt zu den ewigen Wohnungen. Die Gliederung des weltlichen Jahres durch die Feste des Kirchenjahres geben uns ein natürliches Raster, das uns hilft, die Heilsgeschichte im Heute zu leben.
Die Weihnachtstage liegen hinter uns, aber nicht als abgehaktes Ereignis, sondern diese Botschaft verbunden mit dem Klang der Engelchöre und dem Kind in der Krippe, dessen Licht uns aufstrahlt wirken im Heute und begleiten uns in die kommende Zeit.
Am 1. Tag des neuen Jahres feiern wir den Oktavtag von Weihnachten. Im Lukasevangelium hören wir von den Hirten, die in Betlehem alles so gefunden haben, wie es ihnen gesagt wurde. „Und alle staunten über die Worte der Hirten, Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“
Diese Haltung Mariens kann auch uns in dieser Zeit eine Hilfe sein:  Hören – Staunen -  im Herzen bewahren – darüber nachdenken. Von diesen Haltungen Mariens geht eine große Ruhe aus. Ein Gegenpol zur Hektik der Ereignisse. Hören und staunen, ich hoffe, dass viele von uns an Weihnachten vom Hören zum Staunen gekommen sind, dass sie sich verändern ließen von der Botschaft, dass Gottes Wort von Anfang an das Leben und das Licht der Menschen ist und dass dieses fleischgewordene Wort bis heute die Dunkelheit der Welt durchbricht und uns ermöglicht Kinder Gottes zu werden und zu sein. Darüber kann man nur staunen, ja das muß ich mir im Herzen bewahren und immer wieder darüber nachdenken, nicht nur an Weihnachten oder Neujahr, nein, jeden Tag lohnt es sich daran zu denken. Dreimal am Tag unterbrechen die Glocken die Schnelligkeit des Tages zu einem kurzen Gebet, dem Engel des Herrn. Hier haben wir die Möglichkeit, die weihnachtliche Ruhe und Kraft wirken zu lassen, ja sie wirksam ins Heute zu holen, um so in das Morgen zu gehen.
Ich möchte schließen mit einem Segen, mit dem ich Euch allen ein gutes neues Jahr 2012 wünsche:

„Für die vor dir liegende Zeit
Rufe ich dir zu:
Schau an das Gleichgewicht
Zwischen deiner Begabung und deinen
Pflichten.
Prüfe jedes „Muss“, das dein Leben
prägt:
Ist es notwendig?
Frage deine Gaben,
welche von ihnen jetzt gerade
zum Zuge kommen will.
Dann suche Raum und Zeit
und lebe deine Gabe jetzt!

Gesegnet sei dein erster Schritt,
dass er dich trägt.
Gesegnet seien deine Mitmenschen,
dass sie dich stärken.
Gesegnet seien deine Gaben,
sie sind Gottes Geschenk an dich.“

Nach Hanna Strack, in: Die Botschaft heute,
Heft 11/2011; Bergmoser + Höller, Aachen 2011; S. 418

 

Euer Siegfried Weber,
Militärdekan, Vorsitzender

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